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Mobile Robots: Was sind Fahrerlose Transportsysteme und Autonome Mobile Roboter?

Wissenswertes rund um die mobile Robotik
Mobile Robots: Was sind Fahrerlose Transportsysteme und Autonome Mobile Roboter?

Was sind Fahrerlose Transportsysteme (FTS)? Wo werden sie eingesetzt? Was ist der Unterschied zu Autonomen Mobilen Robotern (AMR)? Alles Wissenswerte rund um Mobile Robots im Überblick.

Mobile Robots: Was sind Fahrerlose Transportsysteme (FTS)?
Was sind Fahrerlose Transportfahrzeuge (FTF)?
Begriffsklärung: Was bedeutet FTS und AGV?
Wie funktionieren Fahrerlose Transportsysteme (FTS/AGV)?
Die Komponenten: Woraus bestehen AGV und Fahrerlose Transportsysteme ?
Branchen und Anwendungen: Wo werden FTS eingesetzt?
Wie werden die FTS-Flotten gesteuert? Funktioniert die FTS-Steuerung auch herstellerübergreifend?
Was ist der Unterschied zwischen Fahrerlosen Transportsystemen (FTS) und Autonomen Mobilen Robotern (AMR)?
Was ist der Vorteil von AMR gegenüber FTS?
Sind Autonome Mobile Roboter besser als Fahrerlose Transportsysteme?
AMR vs. FTS: Wieviel autonome Navigation ist sinnvoll in Industrieanwendungen?
Wichtige Hersteller im Bereich Fahrerlose Transportsysteme (FTS) und Autonome Mobile Roboter (AMR)

Mobile Robots: Was sind Fahrerlose Transportsysteme?

Als Fahrerlose Transportsysteme (FTS) bezeichnet man Flotten von automatischen und selbstfahrenden Fahrzeugen  – im Englischen auch Automated Guided Vehicles (AGV) genannt. Diese mobilen (Transport) Roboter werden in Produktion und Logistik eingesetzt, um den innerbetrieblichen Materialfluss effizienter und flexibler zu gestalten. Die einzelnen mobilen Roboter eines ganzen FTS werden im Deutschen auch als fahrerloses Transportfahrzeuge (FTF) bezeichnet.

In jüngster Zeit setzt sich aber mehr und mehr der Begriff „Mobile Robots“ durch. Das zeigt sich auch daran, dass sich die VDMA-Fachabteilung „Fahrerlose Transportsysteme“  Anfang 2024 in Mobile Robots umbenannt hat:  „In den letzten Jahren hat sich die Technologie im Bereich Fahrerlose Transportsysteme kontinuierlich in Richtung Autonomous Mobile Robots weiterentwickelt. Um dies besser abzubilden, benennt sich die Fachabteilung Fahrerlose Transportsysteme in Mobile Robots um“, sagt Jan Drömer, Vorstandsvorsitzender des VDMA-Fachverbands Fördertechnik und Intralogistik.

Die Idee ist aber gleich geblieben: Fahrerlose Transportfahrzeuge (FTF) oder eben neu Mobile Robots können Materialien und Güter ohne direktes menschliches Eingreifen von einem Ort zum anderen zu transportieren und sind daher sind sie eine wichtige Komponente für die Automation von Produktions- und Lagerprozessen. Fahrerlose Transportsysteme und mobile Roboter transportieren in Industrie und Logistik sowohl Rohstoffe, Halbfertig- oder Fertigprodukte als auch Werkzeuge, Behälter oder Paletten sowie Abfälle und Ausschuss oder Sonderlasten wie Gefahrgüter. Sie nutzen dabei verschiedene Navigations-, Sensorik- und Spurführungs-Technologien, um sich sicher und präzise in Innenräumen zu bewegen.

Logimat 2024: Highlights rund um FTS, AGV und AMR

Was sind Fahrerlose Transportfahrzeuge (FTF)?

Fahrerlose Transportfahrzeuge oder mobile Roboter sind letztliche die Basis eines FTS. Mehrere Fahrerlose Transportfahrzeuge (FTF) bzw Mobile Robots zusammen bilden ein Fahrerloses Transportsystem (FTS). Klassische FTF sind flurgebundene Fahrzeuge mit eigenem Fahrantrieb, die automatisch gesteuert und berührungslos geführt werden. Sie dienen dem Materialtransport, indem sie Fördergut mit aktiven oder passiven Anbaugeräten tragen oder ziehen. Fahrerlose Transportfahrzeuge (FTF) (oder eben Mobile Robots) bestehen aus einem Fahrgestell, einem Antriebs- und Steuerungssystem, einer Navigationseinheit sowie einem Lastaufnahmemittel. Das Lastaufnahmemittel kann je nach Anwendung variieren und zum Beispiel aus einem Gabelstapler, einem Roboterarm oder einem Transportband bestehen.

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Fahrerlose Transportsysteme (FTS) fahren in der Regel eine vorab definierte Route ab. Autonome Mobile Roboter (AMR) könnn dagegen völlig frei navigieren.
Bild: Alexander/Stock.adobe.com

Begriffe der mobilen Robotik: Vom Fahrerlosen Transportsystem (FTS/AGV) zu Autonomen Mobilen Robotern (AMR)

FTS“ ist die deutsche Abkürzung für Fahrerlose Transportsysteme. Der Begriff „AGV“ ist die englische Abkürzung für Automated Guided Vehicles. Beide Begriffe bedeuten letztlich das Gleiche und verweisen auf die gleichen Konzepte und Technologien.

  • Der Begriff „Fahrerloses Transportsystem“ (FTS) beschreibt anschaulich, worum es bei dieser Technologie geht: nämlich um einen automatisierten Materialtransport, der ohne menschliche Fahrer auskommt.
  • Der englische Begriff „Automated Guided Vehicle“ (AGV) wiederum betont mehr die Führung der Fahrzeuge durch vordefinierte Leitsysteme, die in der Regel aus Bodenmarkierungen, Magnetstreifen, reflektierenden Bändern, Lasern oder anderer Navigationstechnologien bestehen.

Fahrerlose Transportsysteme gibt es (etwa in der Automobilindustrie) schon viele Jahre. Dagegen sind Autonome Mobile Roboter (AMR) eine neuere Technologie: AMR weisen daher gewisse Unterschiede zu klassischen FTS/AGV-Konzepten auf  (siehe auch „Wie unterscheiden sich fahrerlose Transportfahrzeuge (FTF) und autonome mobile Roboter (AMR)?“ und das untere Kapitel “Was ist der Unterschied zwischen Fahrerlosen Transportsystemen (FTS) und Autonomen Mobilen Robotern (AMR)?“)

Aber: Letztlich kann man heute zwischen „FTS/AGV“ einerseits und „AMR“ andererseits keine klaren Grenzen mehr ziehen, denn inzwischen bieten viele Hersteller mobile Robots-Plattformen an die (je nach Anwendung) komplett autonom navigieren oder eher festen Routen folgen. Sie dazu auch: AMR vs. FTS: Wieviel autonome Navigation ist sinnvoll in Industrieanwendungen?

Als Synonyme für mobile automatische Fahrzeuge werden daher auch Begriffe wie Mobile Robots, Mobile Roboter, MobilroboterTransportroboter, Logistikroboter, mobile Plattformen oder autonome Fahrzeuge verwendet. Wie dynamisch sich dieser Bereich der Intralogistik-Automation entwickelt, zeigt sich auch daran, dass sich die VDMA-Fachabteilung „Fahrerlose Transportsysteme“  Anfang 2024 in Mobile Robots umbenannt hat:  „In den letzten Jahren hat sich die Technologie im Bereich Fahrerlose Transportsysteme kontinuierlich in Richtung Autonomous Mobile Robots weiterentwickelt. Um dies besser abzubilden, benennt sich die Fachabteilung Fahrerlose Transportsysteme in Mobile Robots um“, sagt Jan Drömer, Vorstandsvorsitzender des VDMA-Fachverbands Fördertechnik und Intralogistik . In der Fachabteilung sind Hersteller von Fahrerlosen Transportfahrzeugen (FTF) und -systemen (FTS), Autonomous Mobile Robots (AMR) sowie Anbieter von Software und Hardwareumgebung für mobile Roboter organisiert.

Wie unterscheiden sich fahrerlose Transportfahrzeuge (FTF) und autonome mobile Roboter (AMR)?

 

Übrigens: Mobile Robots sind Serviceroboter! Die International Federation of Robotics (IFR) zählt Mobile Robots zur professionellen Servicerobotik (ähnlich wie Gastroroboter, Medizinroboter oder Landwirtschaftsroboter). Diese „Mobilroboter für Transport und Logistik“ stellen nach Stückzahlen die größte Gruppe unter den professionellen Servicerobotern: 2021 wurden nach IFR-Zählung 50.000 Transportroboter verkauft, ein Plus von 47 Prozent (2020 waren es 34.000 Stück).

Wie funktionieren Fahrerlose Transportsysteme (FTS)?

Fahrerlose Transportsysteme arbeiten in der Regel nach einem vordefinierten Pfad oder einer programmierten Route. Diese Routen können durch verschiedene Methoden festgelegt werden, wie z. B. Bodenmarkierungen oder virtuelle Pfade in Kombination mit Sensoren.

Fahrerlose Transportsysteme (FTS) verwenden verschiedene Methoden der Navigation und Steuerung, um ihren Weg zu finden und dabei Hindernissen auszuweichen. Dazu gehören zum Beispiel optische, magnetische, induktive oder drahtlose Führungssysteme, die fest im Boden oder in der Umgebung installiert werden. Die fahrerlosen Fahrzeuge kommunizieren mit einer zentralen Leitsteuerung und/oder untereinander, um ihre Routen zu planen und zu optimieren.

Die mobilen Transportfahrzeuge oder mobile Robots werden dazu mit unterschiedlichen Sensoren ausgestattet, darunter Laserscanner, Kameras, Ultraschallsensoren und Infrarotsensoren, die die Umgebung erfassen und Hindernisse erkennen. Basierend auf den von den Sensoren erfassten Daten passt das FTF seine Bewegungen an, um Kollisionen zu vermeiden und die gewünschte Positionierung zu erreichen.

 

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Fahrerlosen Transportfahrzeuge (FTF) und Autonome Mobile Roboter (AMR) gibt es in unterschiedlichen Größen und mit unterschiedlichen Aufbauten.
Bild: MiR

Die Komponenten: Woraus bestehen Fahrerlose Transportsysteme und Mobile Robots?

Fahrerlose Transportsysteme (FTS) bestehen aus mehreren Komponenten, die zusammenarbeiten, um Waren oder Materialien automatisch zu transportieren. Zu den wichtigsten Komponenten gehören:

Mobile Roboter bzw Fahrerlose Transportfahrzeuge: Die automatischen Fahrzeuge (FTF) führen den Materialtransport durch, in dem sie die Lasten ziehen oder tragen. Sie können verschiedene Formen und Größen haben, je nach dem zu transportierenden Gut.

Leitsteuerung/Flottenmanagement: Diese zentrale Software ermöglicht die Koordination und Überwachung der Mobile-Robots-Flotte. Das Flottenmanagement koordiniert und überwacht die Fahrzeuge, plant und optimiert die Routen, sendet Befehle und empfängt Daten von den Fahrzeugen.

Navigation: Technologien zur Positionsbestimmung und Pfadführung der Fahrzeuge.

Sensorik für Standortbestimmung und Lageerfassung: Diese Sensor-Systeme helfen den fahrerlosen Fahrzeugen, ihren Weg zu finden und ihre Position zu bestimmen. Sie können optisch, magnetisch, induktiv oder drahtlos sein.

Datenübertragung: Kabelgebundene oder kabellose Systeme ermöglichen die Kommunikation zwischen Fahrzeugen und Leitsteuerung.

Infrastruktur: Das sind die Elemente, die die Fahrzeuge unterstützen oder ergänzen, zum Beispiel Ladestationen, Spurführungen oder Sicherheitseinrichtungen.

Peripherie: Elemente, die mit den Fahrzeugen interagieren, wie Lastübergabe- oder Lastübernahmestationen, Förderbänder oder Roboterarme.

Branchen und Anwendungen: Wo werden FTS und mobile Roboter eingesetzt?

FTS/AGV-Systeme und mobile Roboitere werden finden in einer Vielzahl von Anwendungen und Branchen eingesetzt:

  • Automobilindustrie: In der Automobilindustrie werden FTS/AGV für den Transport von Bauteilen und Komponenten in der Fertigungslinie eingesetzt. In manchen Automobil-Fabriken (etwa in der Vorzeige-Fabrik Factory56 der Mercedes-Benz Group AG in Sindelfingen) ersetzen Fahrerlose Transportsysteme sogar klassische Fließbänder und ermöglichen so eine hochflexible, variantenreiche Produktion.
  • Lebensmittelindustrie: Produkttransport, Lagerung von Rohstoffen und Fertigwaren. Durch den automatischen Transport von Waren und Materialien verbessern FTS in der Lebensmittelindustrie neben der Effizienz auch die Hygiene.
  • Pharma-Industrie: Transport von Medikamenten und Rohstoffen, Lagerung.
  • Elektronik-Industrie: Reinraum-Transport von Waren und Materialien, Prozessverkettung, etwa hier bei Infineon.
  • In Krankenhäusern werden FTS-Fahrzeuge für den Transport von Medikamenten, Proben und anderen Materialien eingesetzt
  • Logistik und Lagerhaltung: Warentransport, Kommissionierung, Ein- und Auslagerung.
  • E-Commerce und Versandhandel: Kommissionierung, Transport von Waren in Verteilzentren, etwa hier bei Zalando.

Wie werden die FTS-Flotten gesteuert? Was ist VDA5050?

Ganze Flotten von fahrerlosen Transportfahrzeugen / mobile Robots werden gesteuert, indem eine Leitsteuerung die einzelnen Fahrzeuge / mobilen Roboter koordiniert und überwacht. Die Leitsteuerung plant und optimiert die Routen, sendet Befehle und empfängt Daten von den Fahrzeugen.

Es gibt verschiedene Standards, um FTS/AGV Fahrzeuge herstellerübergreifend zu steuern. Ein Beispiel ist VDA 5050. Der Standard VDA 5050 wird in Zusammenarbeit zwischen dem Verband der Automobilindustrie (VDA) und dem VDMA Fachverband Fördertechnik und Intralogistik entwickelt und beschreibt die Schnittstellen und Protokolle zwischen der Steuerungsebene und den FTS. VDA 5050 ermöglicht es, FTF-Fahrzeuge/mobile Roboter verschiedener Hersteller in einem fahrerlosen Transportsystem FTS zu integrieren

Parallel dazu hat sich die Massrobotics AMR Interoperability Working Group zusammengeschlossen, um einheitliche Standards für den Einsatz von Autonomen Mobilen Robotern (AMR) verschiedener Hersteller zu entwickeln. Einige AMR- und FTS-Anbieter beteiligen sich an der VDA 5050 und sind zugleich Teil der Massrobotics AMR Interoperability Working Group.

Was ist der Unterschied zwischen Fahrerlosen Transportsystemen (FTS) und Autonomen Mobilen Robotern (AMR)?

Autonome mobile Roboter (AMR) und Fahrerlose Transportsysteme (FTS) bzw. Fahrerlose Transportsysteme (FTF) haben einiges gemeinsam: Sie sind selbstfahrende Fahrzeuge bzw mobile Roboterplattformen, die den Materialtransport in Industrie und Logistik automatisieren (also Waren oder Materialien automatisch von A nach B bringen) und dafür über (mehr oder weniger) autonome Funktionen verfügen.

Allerdings gibt es zwischen FTS und AMR doch einige Unterschiede in Sachen Navigation, Autonomie und Aufgabenausführung und damit letztlich auch in puncto Flexibilität und Skalierbarkeit.

  • FTF/AGV folgen festen Routen, die durch Spuren, Magnete oder Laser definiert sind. Sie ähneln damit einer Straßenbahn, die auf Schienen durch die Stadt fährt. FTS benötigen eine zentrale Leitsteuerung, die ihnen Befehle sendet. Für diese FTS-Spurführung müssen sich Unternehmen also genau überlegen, wie das feste Streckennetz aussehen sollte. Sind diese FTS-Routen einmal festgelegt, sind spätere Änderungen nur mit Anpassungsaufwand möglich.
  • AMR dagegen können ihre Routen dynamisch anpassen und sich an wechselnde Umgebungen anpassen (AMR arbeiten also wie ein Taxi: Ist eine Straßen verstopft fahren sie einen Schleichweg). AMR können sich selbstständig in ihrer Umgebung orientieren, Hindernisse erkennen und ausweichen. Daher benötigen sie nicht unbedingt eine zentrale Leitsteuerung, sondern können auch direkt untereinander kommunizieren.

Weitere Unterschiede zwischen AMR und FTS

Navigation: Zum Einlernen wird ein AMR in der Regel einmal manuell durch den Raum oder die Fabrik gefahren. Dabei erstellt der Autonome Mobile Roboter mit seinen Lasersensoren eine Karte der Umgebung, die später zur Navigation dient. AMR nutzen fortschrittliche Navigations- und Lokalisierungssysteme, wie SLAM (Simultaneous Localization and Mapping), um sich in ihrer Umgebung zu orientieren.

Flexibilität: AMR sind flexibel und können sich an verschiedene Umgebungen und Aufgaben anpassen, während FTS/AGV in der Regel auf vordefinierten Strecken und festen Routen arbeiten (was aber für viele Anwendungen in der Industrie durchaus ausreichend ist und zudem für eine gewisse Robustheit und Verlässlichkeit sorgt)

Fahrzeugtyp: FTF/AGV sind flurgebundene Fahrzeuge, die speziell für den Materialtransport in der Industrie entwickelt wurden, während AMR eine breitere Palette von mobilen Robotern umfasst, die auch für verschiedene Aufgaben eingesetzt werden können. Beispielsweise werden AMR als Basis genutzt, um damit mobile Desinfektionsroboter zu bauen.

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Manche Hersteller kombinieren einen Mobilroboter mit einem Cobot-Arm, um neben dem Transport auch das Handling zu automatisieen.
Bild: Neura Robotics

AMR vs. FTS: Was ist der Vorteil von AMR gegenüber FTS?

  • Durch die autonome Navigation ohne vorher festgelegte Routen sind AMR flexibler und skalierbarer als „klassische“ FTS/AGV.
  • Da auf die Installation von Infrastrukturen und „Leitplanken zur Spurführung“ (Linien, Markern, Reflektoren) verzichtet werden kann, lassen sich AMR meist leichter und schneller integrieren als FTS.
  • Zudem kann ein AMR-System sich an veränderte Anforderungen oder Störungen anpassen, ohne dass eine Umprogrammierung oder eine Änderung der Infrastruktur nötig ist.
  • AMR können in einigen Fällen mit Menschen zusammenarbeiten und Aufgaben gemeinsam erledigen, während FTS/AGV oft isoliert arbeiten. FTF erkennen mit Sensorik zwar ebenfalls, wenn ein Mensch im Weg steht, können aber nicht nicht um diesen herumfahren.

AMR vs. FTS: Sind Autonome Mobile Roboter besser als Fahrerlose Transportsysteme?

Sind Autonome Mobile Roboter (AMR) also immer besser und moderner als klassische Fahrerlose Transportsysteme (FTS)? Nein, nicht unbedingt:

  • Denn zum einen werden auch klassische Fahrerlose Transportsysteme immer mehr mit einer freien Navigation ausgestattet, so dass die klare Unterteilung FTS und AMR verschwimmt.
  • Zudem haben spurgeführte FTS den Vorteil, dass sie am Markt etabliert sind und eine sehr robuste Navigation bieten. Außerdem ist eine einfachere Navigation in der Regel weniger störanfällig.
  • Ein weiteres Thema ist die Traglast: Klassische FTS-Plattformen kommen meist auch mit Gewichten von mehreren Tonnen zurecht. Die neuen intelligenten mobilen Roboter konnten zunächst vor allem geringere Gewichte transportieren und nähern sich dem Tonnen- und Europaletten-Bereich nun von unten an.
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Fahrerlose Transportfahrzeuge (FTF) könne Lasten von über einer Tonne transportieren.
Bild: Stäubli

AMR vs. FTS: Was sagt der Fachmann?

„Spurgeführte FTS haben auch heute noch – trotz der vielen Rufe nach Wandlungsfähigkeit – absolut ihre Berechtigung. Es ist eben entscheidend, eine mobile Transportlösung genau auf die Anwendung abzustimmen. Mehr Autonomie durch eine freiere Navigation ist kein Selbstzweck, sondern sollte dann zum Einsatz kommen, wenn es die Anwendung erfordert“, sagt Kai Pfeiffer, Servicerobotik-Experte am Fraunhofer IPA. „Wenn in der klassischen Intralogistik alles weitgehend fix und ortsunveränderlich ist, sich beispielsweise Lager und Montagearbeitsplätze immer am gleichen Ort befinden, dann sind spurgeführte FTS absolut ausreichend. Die flexible Maschinenverkettung hingegen ist ein guter Anwendungsbereich für autonome Navigation.“

Tipp: Ob sich fahrerlose Transportsysteme oder autonome mobile Roboter für die Automatisierung der Intralogistik lohnen, können Unternehmen mithilfe der Automatisierungs-Potenzial-Analyse (APA) Intralogistik des Fraunhofer IPA systematisch ermitteln.

AMR vs. FTS: Wieviel autonome Navigation ist sinnvoll in Industrieanwendungen?

Generell gilt, dass eine höhere Autonomie der Navigation mehr Flexibilität ermöglicht, aber auch mehr Rechenleistung, Sensorik und Intelligenz erfordert. Eine niedrigere Autonomie der Navigation kann einfacher zu implementieren und zu steuern sein, benötigt aber auch mehr Infrastruktur.

Die optimale Autonomie der Navigation muss für jede Industrieanwendung individuell bestimmt werden, je nach den spezifischen Anforderungen. Wichtig ist, dass der Grad an Autonomie zum jeweiligen Anwendungsfall passt. Denn das autonomste System ist nicht zwangsläufig das Beste.

  • In der Automobilindustrie etwa ist die Taktfertigung meist auf die Sekunde genau geplant. Die Transportroboter (FTF) müssen Komponenten und Bauteile also in einer fest definierten Reihenfolge an das Band liefern. Eine komplett autonome Navigation ist hier daher nicht sinnvoll, weil ein AMR, der eigenständig ein Ausweichmanöver ausführt, den Linienverkehr durcheinanderbringen würde.
  • In einem C-Teile-Lager dagegen gibt es häufig frei befahrbare Fläche ohne definiertes Wegenetz und die Transportaufgaben sind nicht restriktiv getaktet. Außerdem müssen die Transportroboter hier mit vielen Menschen interagieren, die z. B. den Fahrweg kreuzen. Hier möchte man eine hohe Flexibilität, auch um die Sicherheit der Mitarbeiter zu garantieren. Hier bietet sich der höhere Autonomiegrad der AMR an.

Welche wichtigen Hersteller gibt es im Bereich Fahrerlose Transportsysteme (FTS) und Autonome Mobile Roboter (AMR)?

Immer mehr Hersteller sind im Bereich Fahrerlose Transportsysteme (FTS/FTF) und Autonome Mobile Roboter (AMR) aktiv. Diese kommen aus unterschiedlichen Bereichen:

Klassische FTS-Hersteller

Newcomer/ AMR-Hersteller

Logistik-Anbieter

Roboterhersteller

  • Etablierte Roboterhersteller sind im Transportroboter-Segment FTS/AMR ebenfalls aktiv, zum Teil durch Eigenentwicklungen wie bei Kuka oder durch Übernahmen wie bei ABB Robotics (hat Asti Mobile Robotics aus Spanien übernommen), Stäubli Robotics (hat WFT aus Bayern übernommen) oder Omron (Omrons Roboter-Tochter Adept hat sich bereits 2010 mit dem Zukauf von MobileRobots Inc beim Thema AMR verstärkt).

Maschinenbauer

Produktionsunternehmen

  • Und auch manche Produktionsunternehmen habe eigene Autonome Mobile Roboter (AMR) für ihre Fabriken entwickelt, die sie nun auch am Markt anbieten, darunter sind BMW (ist über die Ausgründung von Idealworks am AMR-Markt aktiv), der Automotive-Zulieferer Continental oder der Industrieschaltgeräte-Hersteller Gessmann (mit seinem Gessbot).
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