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Starkes Signal für den Robotik-Standort Deutschland: Agile Robots kauft Franka Emika

Zwei Münchner Robotik-Spezialisten schließen sich zusammen
Starkes Signal für den Robotik-Standort Deutschland: Agile Robots kauft Franka Emika

Starkes Signal für den Robotik-Standort Deutschland: Agile Robots kauft Franka Emika
Münchner Robotik-Duett: Agile Robots (links der Cobot Diana) verstärkt sich mit der Übernahme von Franka Emika (rechts der Cobot Franka): Bild: Agile Robots/Franka Emika)

Der Investoren-Wettstreit um den insolventen Cobot-Pionier Franka Emika aus München ist entschieden: Der Münchner Robotik-Nachbar Agile Robots AG hat den Zuschlag bekommen und übernimmt den Geschäftsbetrieb des Münchner Robotik-Spezialisten Franka Emika GmbH. Der Kaufpreis soll laut Medienberichten über 30 Millionen Euro betragen. Offiziell heißt es: Zu den finanziellen Details der Übernahme wurde Stillschweigen vereinbart.

Im Zuge der Übernahme plant Agile Robots, den Betrieb von Franka Emika mit seinen rund 100 Mitarbeitenden fortzuführen, und in das weitere Wachstum des Unternehmens in Bayern zu investieren. Dazu zählen die Ausweitung des Produktportfolios, die Stärkung des globalen Vertriebs, und die Weiterführung der F&E-Aktivitäten.

„Starkes Signal für den Robotik- und KI-Standort Deutschland“

„Der Zusammenschluss von Agile Robots und Franka Emika ist ein starkes Signal für den Robotik- und KI-Standort Deutschland“, freut sich Zhaopeng Chen, CEO und Gründer von Agile Robots: „Mit der Übernahme wurde eine industrielle Lösung gefunden, die uns die einmalige Chance bietet, ein bayerisches Technologieunternehmen mit einer echten globalen Perspektive zu schaffen. Wir freuen uns, gemeinsam mit den Mitarbeitenden von Franka Emika die Zukunft der Industrie 5.0 zu gestalten.“

Wurzeln im DLR

Zuletzt waren neben Agile Robots zwei weitere Interessenten für eine Übernahme der Franka Emika GmbH, die nach Differenzen auf Gesellschafterebene einen Insolvenzantrag gestellt hat, im Gespräch: zum einen die deutsche Beteiligungsgesellschaft Schoeller, die mit dem Anlagenbauer und Franka-Emika-Miteigentümer TQ-Group im Bunde sein soll, und der Robotik-Newcomer Neura Robotics aus Metzingen, der erst kürzlich erst 50 Millionen und dann nochmal 15 Millionen Euro von europäischen und amerikanischen Investoren eingesammelt hatte, darunter der Tesla-Investor Interalpen Partners aus USA.

Dass Agile Robots AG nun den Zuschlag bei Franka Emika bekommen hat, passt gut: Denn Agile Robots, das als „erstes deutsche Robotik-Unicorn“ gilt, kommt nicht nur ebenfalls aus München, sondern ist genau wie Franka Emika eine Ausgründung aus dem in der Robotik renommierten DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt): Agile Robots wurde 2018 vom langjährigen DLR-Robotik-Forscher Peter Meusel und dem Dr. Zhaopeng Chen, der seit 2008 Robotik-Forscher beim DLR war, gegründet.

Zudem ist die finanzstarke Agile Robots AG aktuell sehr aktiv mit Investitionen: Erst kürzlich hat Agile Robots sich mehrheitlich an der BMW-Mobilrobotik-Ausgründung idealworks und am FTS-Spezialisten Bär Automation beteiligt.

Wirbel um China-Connections

Wirbel gab es bis zum Schluss um angebliche, zu starke China-Connections von Agile Robots: Die hinter der Beteiligungsgesellschaft Schoeller stehenden Unternehmerbrüder Christoph und Martin Schoeller hatten sich laut Spiegel beim Bundeswirtschaftsministerium beschwert, um den Verkauf von Franka Emika an Agile Robots zu verhindern. „Wir müssen davon ausgehen, dass es sich bei Agile faktisch um ein durch in China ansässige Gesellschaften und Institutionen kontrolliertes Unternehmen handelt“, schrieben sie an das Habeck-Ministerium. Damit erscheine „eine faktische Veräußerung dieser einzigartigen Hochtechnologie in die Volksrepublik China“ als wahrscheinlich.

Allerdings hat Agile Robots laut Handelsblatt bereits im Vorfeld des Deals in Berlin vorgesprochen. Dabei soll es keine Bedenken gegen einen Verkauf Franka Emikas an Agile Robots gegeben haben. Zudem wehrt sich Agile Robots gegen den China-Eigentümerverdacht: „Hinter Agile Robots stehen weltweit führende Technologie- und Wachstumsinvestoren, darunter der japanische Technologiekonzern Softbank sowie der Elektronikfertiger Foxconn aus Taiwan. Zusammen mit den Gründern halten diese Investoren die Mehrheit am Unternehmen“, heißt es von Agile Robots offiziell. „Zu den weiteren Investoren von Agile Robots zählen Chimera, Hillhouse, Linear Capital, Sequoia und Temasek.“

Auch in der deutschen Robotik-Szene wird Agile Robots eher als deutsches Unternehmen mit internationalen Investoren wahrgenommen und die medienwirksame China-Beschwerde des Bieter-Konkurrenten Schoeller skeptisch betrachtet. Für viele Experten gilt Agile Robots neben Neura Robotics als Leuchtturm für die deutsche Robotik und KI. „Ich beobachte Neura und Agile mit viel Spannung. Es wäre sehr traurig, wenn Deutschland auch der Robotik den Rücken kehrt. Gratulation und viel Erfolg an das Team von Agile Robots AG „, schreibt beispielsweise

Produktionsstandorte in Peking und Shenzhen und Kaufbeuren

Aber natürlich hat Agile Robots enge Beziehengen in den weltweit größten Robotik-Markt China: So verfügen die Münchner über Produktionsstandorte in Peking und Shenzhen. Seit 2021 werden dort Roboter wie der Cobot Diana in China in Serie produziert. „Diese Fertigungs- und Projekterfahrung hat uns beim Aufbau unserer Produktionsstandortes in Bayern unterstützt“, schreibt Agile Robots auf seiner Webseite.

2022 hat Agile Robots einen Produktionsstandort in Kaufbeuren eröffnet. Dort will man neben dem eigenen Roboter Diana auch den Cobot Cobot Yu bauen, den man 2022 nach der Insolvenz des ebenfalls insolventen Hannoveraner Cobot-Pioniers Yuanda Robotics erworben hatte. Die Yuanda-Macher um Dr. Jens Kotlarski machen nun mit einem reinen Software-Fokus als Voraus Robotik weiter und unterstützen auch Agile Robots mit Yu-Software. Zur Automatica 2023 hatte Agile Robots den Roboter als Yu 5 Industrial vorgestellt. 

Zahlreiche Patente

Die Frage ist, was nach der Franka-Übernahme mit dem sensiblen Leichtbau-Roboter von Franka Emika passiert, für den der renommierte Robotik-Professor Sami Haddadin 2017 mit dem Deutschen Zukunftspreis ausgezeichnet wurde. Der „Franka-Cobot“ (früher auch Panda genannt) gilt als besonders feinfühlig und wird vor allem in der Forschung verwendet, hat aber den ganz großen Industrie-Durchbruch noch nicht geschafft. Interessant dürften bei Franka Emika in jedem Fall die zahlreichen Robotik-Patente sein.

Aber ob Agile Robots tatsächlich drei verschiedene Cobot-Modelle (Diana, Yu und Franka) weiterführen wird? Offizielles dazu gibt es noch nichts, allerdings betonen Agile-Robots-Insider, dass der Franka-Cobot mit seiner Technologie ein wunderbares Produkt sei, dass mit Sicherheit weiter produziert werden wird. Dafür spricht auch, dass einige Mitarbeiter des heutigen Agile Robots‘ Produktionsteams in Kaufbeuren vom Franka-Emika-Partner TQ kommen (TQ fertigt auch die Franka Roboter).

So schreibt Stefan Poltawez, heute Head of Planning bei der Agile Robots AG und davor Team Lead Robotics bei der TQ Group, auf Linkedin: „Als „altes“ Franka-Emika-Produktionsteam erinnern wir uns daran, wie gut wir in der Vergangenheit immer gemeinsam skalieren konnten. Lasst uns wieder stark skalieren und gemeinsam in die Zukunft der Robotik gehen!“ Hier kommen also alte Bekannte wieder zusammen.

Und so betont denn auch Rory Sexton, VP Operations von Agile Robots: „Mit dem Zusammenschluss beschleunigen wir die Umsetzung unserer internationalen Wachstumsstrategie. Die Kombination hoher KI- und Softwarekompetenz mit führender Robotertechnologie stärkt unsere Innovationskraft und die Fähigkeit, bedarfsgerechte und marktreife Produkte auf den Markt zu bringen. Das ist gut für den Standort, für die Mitarbeitenden, und für die Kunden beider Unternehmen.“ (ab)


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