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„Sensoren lernen mit KI“

Interview: Bernhard Müller, Geschäftsführer Industrie 4.0 bei der Sick AG
„Sensoren lernen mit KI“

Wie Sick mit künstlicher Intelligenz (KI) seine Sensor Intelligenz vorantreibt und wie man mit Sensoren die eigene Fertigung smart macht, verrät Bernhard Müller, Geschäftsführer Industrie 4.0 bei der Sick AG.

Autor: Armin Barnitzke

Was sind derzeit Ihre strategischen Innovationen in Sachen Industrie 4.0 bei Sick?

Müller: Ein wichtiges Thema ist künstliche Intelligenz. Ziel ist es, mit Hilfe von KI den Sensor zu befähigen, seine Aufgabe in der jeweiligen Applikation noch besser zu lösen. Standardsensoren erledigen ihren Job bereits gut, aber wenn eine neue Aufgabe hinzukommt, dann stoßen die Sensoren an ihre Grenzen. Mit KI dagegen kann ein Sensor aus Erfahrungen lernen und antizipieren: Was ist das, was ich da sehe? So entsteht ein besserer Sensor, der auch Dinge erkennen kann, die er noch nie gesehen hat.

Zieht KI in alle Sensoren ein?

Müller: Natürlich benötigt der Sensor dafür eine Hardwarebasis mit entsprechender Rechenleistung und für die Aufgabe eine passende Software-App. Dafür haben wir das Eco-System Sick AppSpace geschaffen. Früher hat ein Sensor Daten in Form von Bits & Bytes abgegeben, heute geben intelligente Sensoren Informationen weiter.

Aber entstehen dabei nicht trotzdem riesige Datenmengen?

Müller: Übergeordnete Systeme und Cloud-Plattformen sollten gewiss nicht mit Sensor-Informationen überflutet werden. Dafür bauen wir unser Edge-Computing-Portfolio aus. Unsere Sensor Integration Machines, kurz SIM, sitzen zwischen Sensorebene und Cloud, integrieren mehrere Sensoren und bereiten deren Daten auf. Der Sensorcluster kann so außerhalb der Cloud dezentrale Entscheidungen treffen. Die dafür benötigten Software-Apps können natürlich auch im AppSpace erstellt und dann auf die SIMs ausgerollt werden.

Um wirklich Informationen generieren zu können, muss man aber den jeweiligen Prozess genau kennen, oder?

Müller: Ja, klar. Ich kann einen Sensor nicht intelligenter machen, wenn ich nicht weiß wofür. Deshalb sehen wir uns bei Sick auch sehr gut aufgestellt, eben weil wir uns in den jeweiligen Märkten gut auskennen, ob in der Automobilindustrie, im Maschinenbau oder in der Logistik. Die Branchenexperten in unseren Solution Centern beschäftigen sich nur mit den Anwendungen ihrer jeweiligen Industrie.

Aber den Kunden braucht man sicher auch?

Müller: Selbstverständlich. Gerade beim Thema KI geht es nicht ohne den Kunden. Denn jede Applikation ist immer ein bisschen anders. Der Kunde sollte uns daher am besten konkrete Beispieldaten liefern, mit denen der KI-Sensor lernen kann: KI benötigt passende Trainingsdaten.

Können Sie diese Sensor Intelligenz auch in der eigenen Produktion nutzen?

Müller: Unbedingt. In unserer 4.0 Now Fabrik in Freiburg setzen wir ausschließlich Sick-Sensoren ein. Es gibt nicht einen Fremdsensor. Das Besondere an der Fabrik: Sie ist total flexibel: Jede Maschine ist eine Universalmaschine, die löten oder kleben oder bohren oder pressen oder beschriften kann. Es gibt keine speziellen Maschinen, die nur für eine Sensorvariante geeignet sind. Wir können daher in der Fabrik bis zu 500.000 verschiedene Varianten herstellen, von Losgröße 1 bis zur 1000er Stückzahl. Jeder Sensor sucht sich selbst seinen Weg durch die Fabrik und steuert auf mobilen Transportsystemen, wir nennen sie AGC, Automated Guided Cart, zum jeweils benötigten Prozess. An der Maschine wird dann identifiziert, welcher Sensor-Typ das ist und was mit ihm passieren soll. Ist der Arbeitsgang erledigt, weiß der Sensor was als Nächstes zu tun ist und fährt an die entsprechende Station. Alles völlig autonom und flexibel.

Welche Arten von Sensoren nutzen Sie in der 4.0 Now Fabrik?

Müller: In der 4.0 Now Fabrik haben wir optische, elektromagnetische und Ultraschall-Sensoren sowie Encoder verbaut. Im Umfeld von Roboterzellen spielt auch bei uns der Sicherheitsaspekt eine entscheidende Rolle. Deshalb gehören Sicherheitslösungen wie Sicherheitssensoren mit Sicherheitssteuerungskomponenten ebenfalls in die Produktionszellen. Und mit Inspektionslösungen stellen wir eine gleichbleibend einwandfreie Qualität unserer Produkte sicher.

Zum Beispiel?

Müller: Beispielsweise werden für die präzise Roboterpositionierung industrielle 2D Kameras, wie die Picocam oder programmierbare InspectorP gemeinsam mit unserer SIM4000 genutzt. Zusätzlich stellen Displacement-Messsensoren höchste Messgenauigkeit sicher. So können wir mittels 100%-Prüfung die Qualität unserer Endprodukte verbessern und gleichzeitig Material- und Stillstandskosten reduzieren. Eine weitere Anwendung sind Track & Trace Lösungen zur Identifizierung und Lokalisierung von beispielsweise Material. Dazu verwenden wir Barcode-Leser oder 2D-Kameras, wie Lector 620, und RFID Technologie.

Sick AG

www.sick.de; Control


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