Agile Robotsgile Robots hat dazu von Voraus Robotik die Hardware inklusive aller sicherheitsrelevanten Komponenten und hardwarespezifischen Softwarerechte des Yu-Cobots erworben. Agile Robots treibt entsprechend nun die Produktentwicklung des Yu Cobots weiter voran und will mit einer sicheren Lieferkette eine kosteneffiziente industrielle Produktion des Yu-Cobots in Deutschland etablieren.
Fokus auf Software
Ursprünglich hatte Yuanda Robotics den Yu Cobot entwickelt und gebaut. Dafür war Yuanda Robotics auch 2020 mit dem Robotics Award von Hannover Messe und Industrieanzeiger ausgezeichnet worden. Nach dem Ausstieg des chinesischen Hauptinvestors musste Yuanda Robotics allerdings Insolvenz anmelden und die einstigen Cobot-Pioniere um den Yuanda-Gründer Jens Kotlarski machen nun mit einem Software-Fokus weiter. Die smarten Funktionen des intelligenten Cobots Yu will Jens Kotlarski künftig allen Roboterherstellern und Roboteranwendern zur Verfügung stellen. Basis dafür soll ein universell einsetzbares, intelligentes KI-basiertes Roboter-Betriebssystem sein.
Voraus Robotik lizenziert künftig nun seine integrierte Robotersteuerungssoftware und die Benutzeroberfläche an Dritthersteller. Für den Yu Cobot werden Agile Robots und Voraus Robotik weiterhin zusammenarbeiten, um die Robotersteuerung entsprechend den Marktanforderungen weiterzuentwickeln und die notwendige Kundenbetreuung zu bieten.
Yu-Cobots aus Kaufbeuren
Damit haben beide Unternehmen die Basis für eine langfristige und nachhaltige Partnerschaft gelegt: Voraus Robotik konzentriert sich künftig auf KI und Software, Agile Robots kümmert sich – neben seinen eigenen Produkten – um die Vermarktung und Produktion des Yu. Die ersten sicherheitszertifizierten Yu-Cobots, die Nutzlast von 7 kg tragen, werden voraussichtlich Anfang 2023 im Werk von Agile Robots im bayerischen Kaufbeuren vom Band laufen – zunächst für den europäischen Markt, dann weltweit.
In seiner Produktion in Kaufbeuren wird Agile Robots übrigens neben dem Yu auch weiter den eigenen Cobot Diana 7 bauen. Beide Roboter eignen sich für ein breites Spektrum industrieller Anwendungen und Agile Robots will künftig – je nach Anwendung und Branche – dem Kunden jeweils den Roboter empfehlen, der am besten zu seinen individuellen Anforderungen passt.
„Wir freuen uns sehr, mit Voraus Robotik auf Augenhöhe zusammenzuarbeiten. Durch den Kauf und die Zusammenarbeit erwarten wir Synergieeffekte, die es uns ermöglichen, in dem aktuell herausfordernden Umfeld noch dynamischer zu agieren und zu reagieren. Dies wird uns in die Lage versetzen, unseren erfolgreichen globalen Wachstumskurs weiter voranzutreiben“, sagt Dr. Zhaopeng Chen, Gründer und CEO von Agile Robots.
Smarte Cobot-Funktionen für alle
Und Dr. Jens Kotlarski, Gründer und CEO von Voraus Robotik und Yuanda Robotics ergänzt: „Mit Agile Robots haben wir einen starken Partner für den Yu gefunden. Mit unserem Fokuswechsel hin zu Software werden unsere Lösungen für Hersteller und Endkunden von einem noch größeren Nutzen sein. Die Partnerschaft ermöglicht uns, unseren Technologiekern noch smarter und unseren Applikationslayer zur Entwicklung von kundenzentrierten Lösungen noch flexibler zu gestalten.“
Kernprodukt von Voraus Robotik ist ein universelles Roboter-Betriebssystem, das intelligente Robotik-Technologien breit verfügbar machen soll – und zwar nicht nur für Cobots, sondern auch für Industrieroboter. „Es wird künftig keinen Unterschied mehr geben zwischen Cobots und Industrierobotern. Der Cobot-Markt wurde durch die großen Markterwartung vorangetrieben. In dem Zuge sind großartige Technologien entstanden. Jetzt ist es an der Zeit diese Cobot-Technologien mit ihrer hochwertigen User Experience auf ALLE Roboter zu übertragen.“
Industrieroboter seien schneller und robuster als Cobots, von der Software bislang aber eher „mittelalterlich“, so der Hannoveraner Cobot-Macher. Daher will Jens Kotlarski nun den Industrierobotern die Intelligenz, Flexibilität und Usability moderner Cobots mitgeben.
Wie aus Yuanda Robotics die Voraus Robotik wurde
Das Know-how dazu bringt er mit: Mit dem Hannoveraner Start-up Yuanda Robotics war Jens Kotlarski einst ein Pionier der intelligenten kollaborativen Robotik und hatte – mit finanzieller Unterstützung des chinesischen Hauptinvestors Shenyang Yuanda Aluminium Industry Group – mit Yu einen Cobot entwickelt, der sehen, fühlen und verstehen kann.
„Der durch Corona und andere Wirtschaftskrisen begründete Rückzug unseres Hauptinvestors kam dann Ende 2021 leider zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt“, sagt Jens Kotlarksi. „Der Cobot Yu war produktreif und die Fertigung war gerade am Hochfahren. Wir waren bereit, 500 Roboter pro Jahr zu produzieren und auszuliefern.“
Da auch die Einigung mit einem neuen Investor quasi in letzter Minute scheiterte, musste Yuanda Robotics in die Insolvenz. Im Zuge der Insolvenz ist auch die Produktionsmöglichkeit in China weggefallen. Die „Yuanda-Mannschaft“ hat daraufhin beschlossen, aus der Not eine Tugend zu machen und das eigentliche Kern-Know-How (das eben in der intelligenten modularen Software steckt) unabhängig von einer eigenen Roboter-Hardware weiterzuführen, weiterzuentwickeln und zu verstetigen.
Intelligente KI-Funktionen schnell an den Markt bringen
Dazu will Voraus Robotik mit anderen Roboterherstellern zusammenarbeiten. „Wir pflanzen dabei unsere Software in deren Roboter-Hardware ein und verschmelzen beide Welten. Das ist möglich, weil unsere Software auf verschiedenen Plattformen und Architekturen lauffähig ist und praktisch jegliche Kinematiken unterstützt“, berichtet Jens Kotlarski.
Roboterhersteller haben durch die Integration des modularen Betriebssystems von Voraus Robotik die Möglichkeit, intelligente KI-Funktionen schnell an den Markt zu bringen. Denn durch das Softwarepaket erhalten sie Zugang zu den neuesten Technologiefunktionen anhand einfacher, sofort einsetzbarer Templates.
Weitere Kooperationen geplant
„Etablierte Roboterhersteller bieten ein robustes, langlebiges Hardwareportfolio für jede erdenkliche Anwendung. Oft ist die vergleichsweise alte Software allerdings nicht in der Lage, die heute geforderten und erforderlichen Funktionalitäten zu bieten.“, erläutert Jens Kotlarski. „Unsere Lösung liefert nun unter anderem Bildverarbeitung, Sensitivität, KI, Konnektivität, Cloudanbindung und Sicherheit, alles in einem einzigen Softwarepaket. Und das Beste: Alle Funktionen sind anpassungsfähig und skalierbar.“
Dabei biete man Drittanbietern aber auch die Möglichkeit, eigene, maßgeschneiderte Anwendungspakete innerhalb der Software zu entwickeln. Da man dem Roboterhersteller ein eigenes Entwicklungs-Studio mit an die Hand gebe, könne dieser sein eigenes Domain- und Fachwissen unabhängig von voraus weiter pflegen und seinen Kunden so einen Mehrwert anbieten, verspricht Jens Kotlarski.
„Der Roboterhersteller kann quasi Android und all seine Funktionalität als Basis nutzen, aber weiter sein eigenes Google Maps entwickeln.“ In diesem Zusammenhang entsteht bei Voraus Robotik auch ein eigener App Store, der für die Verstetigung genutzt werden kann. „Hier können Endanwender dann spezifische Funktionen für die voraus-basierten Roboter lizensieren und auf ihre Anwendungen anpassen, beispielsweise wenn es um spezielle Schweißfunktionen geht.“
Eine Handvoll Roboterhersteller habe man schon als Kunde gewonnen, ebenso große Systemintegratoren mit jeder Menge Applikations-Know-How, berichtet Jens Kotlarski. „Bis Ende des Jahres wollen wir erste voraus-basierte Robotersysteme im Feld haben.“ Die Kooperation mit Agile Robots mit dem Yu ist also erst der Anfang.
Mehr zum Thema Cobot