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Nach Insolvenz: Anlagenbauer Eisenmann wird zerschlagen; Investorenprozess abgeschlossen; Auslandstöchter verkauft

Zerschlagung des Anlagenbauers Eisenmann
Eisenmann: Investorenprozess abgeschlossen, Auslandstöchter verkauft

Eisenmann: Investorenprozess abgeschlossen, Auslandstöchter verkauft
Im Mai hatten sich Insolvenzverwaltung, Gläubigerausschuss und Geschäftsleitung entschieden, nicht mehr alleine auf den Verkauf von Eisenmann als Ganzes zu setzen. Bild: Eisenmann

Update vom 25. März 2022:

Der Investorenprozess für die insolvente Eisenmann-Gruppe ist abgeschlossen. Dem Insolvenzverwalter der Eisenmann-Gruppe, Joachim Exner, ist es gelungen, auch die internationalen Eisenmann-Tochtergesellschaften und -Geschäftsbereiche an strategische Investoren zu veräußern. Da ein vollständiger Verkauf des Eisenmann-Kerngeschäfts, der Bau neuer Lackieranlagen, nicht möglich war, war eine Zerschlagung des Anlagenbauers notwendig. Mehrere Einzel-Kaufverträge sind im Laufe der Zeit unterzeichnet worden. Ein Überblick und Rückblick.

Eisenmann: Insolvenzverwalter verkauft Auslandstöchter

Durch den Verkauf der Eisenmann-Auslandstöchter an strategische Investoren ist es Exner gelungen, rund 1.000 Arbeitsplätze an den amerikanischen, asiatischen, spanischen und italienischen Eisenmann-Standorten zu erhalten.

In Asien hat Exner die Geschäftsanteile der chinesischen Eisenmann-Gesellschaften mit insgesamt 320 Mitarbeitern an den Standorten Shanghai und Kunshan an Investoren veräußert. In den USA ist es gelungen, den Geschäftsbereich Umwelttechnik der Eisenmann US Corp. in Crystal Lake (Illinois) mit 45 Arbeitnehmern durch einen Verkauf zu erhalten. Noch einmal 85 Arbeitsplätze bleiben durch die Übertragung der „Eisenmann Mexiko“ mit Standort in Puebla an einen strategischen Investor erhalten.

Größte Auslandsgesellschaft im internationalen Investorenprozess war die „Eisenmann do Brasil“ mit allen drei brasilianischen und einer argentinischen Tochtergesellschaft. Hier wurden insgesamt über 400 Mitarbeiter an den Standorten in Sao Paulo, Resende, Cruzeiro und Juiz de Fora von Investoren übernommen. Und schließlich konnte Exner auch die italienische Tochtergesellschaft „Eisenmann Italia“ mit Sitz in Saronno verkaufen und 26 Arbeitsplätze retten.

„Das hohe Interesse potenzieller Erwerber im internationalen Investorenprozess hat gezeigt, welches große Renommee das Eisenmann Technologie-Know-how auch international immer noch genießt“, betonte Exner, geschäftsführender Gesellschafter der Kanzlei Dr. Beck & Partner. „Durch den Verkauf dieser Gesellschaften ist es zudem gelungen, zusätzliche und erhebliche Erlöse zugunsten der Gläubiger zu erzielen.“

Die Eisenmann-Zerschlagung im Rückblick

Die Eisenmann-Gruppe hatte im Jahr 2019 Insolvenzantrag gestellt. Der Insolvenzverwalter Exner führte den Geschäftsbetrieb fort und begann mit der Investorensuche für die Gruppe als Ganzes. Bereits Ende 2019 hatte er einen unterschriftsreifen Vertrag mit einem starken internationalen Investor verhandelt, der den gesamten Geschäftsbetrieb übernehmen wollte.

Doch dann kam die Corona-Krise und der Neubau von Lackieranlagen kam aufgrund der dramatisch eingebrochenen Weltkonjunktur praktisch zum Erliegen. Daraufhin begann Exner, Investoren für die einzelnen Teile der Gruppe zu suchen: Bereits 2020 konnte Exner für alle Eisenmann-Geschäftsbereiche und die vier deutschen Tochtergesellschaften Investorenlösungen erzielen – darunter die Übernahme der Eisenmann Conveyor Systems durch die österreichische Pentanova-Gruppe und der Verkauf eines Teils des Kerngeschäfts, der Lackieranlagen-Sparte (Paint and Assembly), an den Investor Nimbus.

Geschäftsbetrieb der Lactec an Xtrapart verkauft.

Im Dezember 2020 hat der Insolvenzverwalter Joachim Exner den Geschäftsbetrieb der Eisenmann Lactec an Xtrapart verkauft. Die Eisenmann Lactec GmbH als Systemanbieter moderner Lackiertechnik produzierte Lackieranlagen für die Automobilindustrie sowie Produzenten langlebiger Gebrauchsgüter. Ende Juli 2019 war auch das Unternehmen mit Sitz im hessischen Rodgau von der Eisenmann-Konzerninsolvenz betroffen. Der Geschäftsbetrieb der Eisenmann Lactec GmbH wurde trotz der Corona-bedingt angespannten wirtschaftlichen Lage bis zuletzt fortgeführt.  

Erwerberin des Geschäftsbetriebes ist die „Lactec GmbH“, ein neu gegründetes Unternehmen von Xtrapart. Xtrapart ist auf die Fertigung hochwertiger Applikationstechnik, die Bereitstellung von Ersatz- und Verschleißteilen für Lackieranlagen sowie deren Wartung spezialisiert. Die Übertragung des Geschäftsbetriebes erfolgte mit Wirkung zum 01.12.2020.

„Für die Kunden der Eisenmann Lactec GmbH ist durch die Übernahme sichergestellt, dass ihre Lackieranlagen weiterhin kompetent betreut und mit Serviceleistungen versorgt werden. Herr Weiß und sein Team werden mit der Unterstützung der Xtrapart -Ingenieure die Interessen und Belange der Lactec-Kunden wieder in den Mittelpunkt der Firmenphilosophie stellen“, betont Winfried Ott, Geschäftsführer von Xtrapart. Der Lactec-Standort im hessischen Rodgau und ein wesentlicher Teil der Arbeitsplätze bleiben durch den Verkauf erhalten.

Nimbus übernimmt Teil der Lackieranlagen-Sparte

Im Mai 2020 hatten sich Insolvenzverwalter, Gläubigerausschuss und Geschäftsleitung angesichts der schwierigen Lage entschieden, nicht mehr alleine auf den Verkauf von Eisenmann als Ganzes zu setzen. Stattdessen wurde parallel ein alternatives Veräußerungskonzept verfolgt, mit dem die Eisenmann-Geschäftsbereiche auch einzeln angeboten wurden.

Im Herbst 2020 war eine Investorenlösung für einen Teil des Kerngeschäfts bei Eisenmann, der Lackieranlagen-Sparte (Paint and Assembly), erzielt worden, die neben dem gesamte Service-Ersatzteilgeschäft auch die Fortführung des Projekt- und Retrofit-Geschäftes umfasst.

„Mit dem Verkauf bleiben nicht nur ein wesentlicher Teil des Kerngeschäfts und der Technologie von Eisenmann sondern auch 110 Arbeitsplätze erhalten“, sagte Joachim Exner, Insolvenzverwalter der Eisenmann SE damals. „Er stellt vor allem auch sicher, dass die weltweit über 500 Eisenmann-Lackieranlagen weiter mit Service und Ersatzteilen bedient werden – und zwar über die gesamte Produktpalette.“ Erwerber ist die Beteiligungsgesellschaft Nimbus, die u.a. auch am Anlagenbauer Sturm Gruppe beteiligt ist. Der Investor ist auf die Übernahme von Unternehmen in Umbruchsituationen spezialisiert.

Investorenlösungen für weitere Geschäftsbereiche von Eisenmann

Mit dem Verkauf von Lactec und Paint and Assembly sowie mit Investorenlösungen für mehrere weitere Geschäftsbereiche von Eisenmann konnten in der Summe rund 515 Arbeitsplätze erhalten werden:

  • Anfang August 2020 wurde die Eisenmann Software-Tochtergesellschaft Enisco auf die Forcam GmbH, ein Unternehmen des SAP-Gründers Dietmar Hopp, übertragen. Die rund 50 Enisco-Mitarbeiter wurden weiterbeschäftigt.
  • Zudem wurde am 07. August 2020 der Kaufvertrag für den Eisenmann-Bereich Conveyor Systems unterzeichnet. Der österreichische Automatisierungsspezialist Pentanova hat die auf Materialfluss- und Intralogistiklösungen spezialisierte Unternehmenssparte des insolventen Anlagenbauers übernommen und rund 70 Mitarbeitern eine neue berufliche Heimat geboten. „Mit dieser Akquisition investieren wir in die Zukunft und verstärken unser Portfolio im Bereich der Materialflussautomation. Wir freuen uns, dass das Management und die Belegschaft der Eisenmann Conveyor Systems mit ihrer umfassenden Erfahrung und Kompetenz in der Umsetzung intralogistischer Großprojekte nun Teil der weltweiten pentanova-Familie werden“, erklärte Alfred Pfeifer, Mitbegründer und Gesellschafter der Pentanova. Die künftige Pentanova Conveyor Systems GmbH hat ihren Firmensitz im schwäbischen Böblingen behalten.
  • Im Januar 2020 konnte Insolvenzverwalter Exner den Geschäftsbetrieb der Firma Eisenmann Thermal Solution GmbH & Co. KG mit rund 200 Mitarbeitern an die Firma Onejoon GmbH veräußern.
  • Die nicht von der Insolvenz betroffene Tochtergesellschaft Eisenmann Intec GmbH & Co. KG wurde ebenfalls im Januar 2020 unter Erhalt von rund 85 Arbeitsplätzen an die Firma Sames Kremlin GmbH verkauft.

Eisenmann-Insolvenz-Prozess hat „schon fast tragische Dimension“

„Der Verlauf des Verkaufsprozesses der Eisenmann-Gruppe hat eine schon fast tragische Dimension“, hatte Joachim Exner, Insolvenzverwalter der Eisenmann SE im Laufe des Investorenprozesses gesagt. „Eisenmann ist einer der weltweiten Technologie- und Innovationsführer in seiner Branche. Ohne die Corona-Pandemie befände sich die Eisenmann-Gruppe bereits im Besitz eines strategischen Investors, und ein Großteil der Arbeitsplätze wäre gerettet.“

Noch Mitte Februar 2020 war eine Investorenlösung für die gesamte Gruppe zum Greifen nahe gewesen: Sämtliche Verträge und der Kaufpreis waren bereits verhandelt. Die Unterschriften sollten im Frühjahr erfolgen. Während des Verkaufsprozesses für die Eisenmann-Gruppe war seit Herbst letzten Jahres der weltweite Investorenmarkt nachhaltig geprüft worden. Rund 300 potenzielle Käufer wurden in einem strukturierten M&A-Prozess angesprochen.

Markt für Lackieranlagen fast komplett eingebrochen

Alle Interessenten für den Geschäftsbereich Lackieranlagenbau haben darauf hingewiesen, dass die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie es unmöglich machen, die Umsatz- und Ertragsentwicklung für die nächsten zwei Jahre seriös zu planen. Zudem bestünde die Gefahr eines zweiten Lockdowns, der die weltweiten Märkte nochmals empfindlich treffen würde. Daher ging kein potenzieller Investor davon aus, dass in den nächsten Jahren eine nennenswerte Anzahl neuer Lackieranlagen-Projekte vorhanden sein wird; dieser Markt war nahezu komplett eingebrochen. Lackieranlagen für die Automobilindustrie haben einen Auftragswert von bis zu 250 Mio. Euro.

Eisenmann SE
Tübinger Straße 81
71032 Böblingen
www.eisenmann.com

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