Die mobile Robotik ist auf dem Vormarsch, berichtet Jörg Faber, Sales Director DACH/Benelux bei Mobile Industrial Robots A/S: „Wir haben aufgrund des demografischen Wandels das Problem, dass zunehmend qualifizierte Mitarbeiter fehlen. Daher rücken nicht wertschöpfende Bereiche wie Intralogistik und Materialtransport in den Fokus. Dort gebundene Mitarbeiterkapazitäten will man frei machen für wichtigere Aufgaben“,
Und dieser Bedarf werde sich durch die Corona-Krise noch verstärken. „Zum einen werden wir bei vielen Firmen nach der Krise einen steilen Ramp-up der Produktion erleben – wer kann, wird daher automatisieren. Zum anderen haben die Firmen angesichts der Corona-Pandemie gelernt, dass sie ihre Prozesse krisenfest ausrichten müssen. Viele Firmen fragen sich daher, wie sie sich anders organisieren können.“
Wichtig sei nicht zuletzt der Aspekt der Flexibilität: „Denn der Markterfolg für einzelne Produkte ist immer weniger planbar“, so Faber. In der Produktion müsse man daher flexibel reagieren können auf sich ändernde Marktanforderungen. Für skalierbare Geschäftsmodelle werden starre Systeme daher abgelöst durch flexible Verkettungen mit autonomen Fahrzeugen, ist Faber überzeugt.
Montage neu denken
„Wir haben einige Kunden, die ihre Montage grundsätzlich umdenken und mit mobilen Robotern flexibel organisieren.“ Viele dieser Fast-Mover-Kunden, die früh auf neue Technologien wie mobile Robotik setzen, seien junge Unternehmen, die out of the box denken und von Konventionen befreit radikal anders ticken, so Faber.
Allerdings: Bei etablierten Unternehmen gerade in Deutschland sei die Bereitschaft, bestehende Strukturen aufzubrechen und völlig neu zu denken, weniger ausgeprägt. „In Deutschland sind wir sehr ingenieurslastig durchgeplant und weniger experimentierfreudig. In Südamerika oder Asien sind die Firmen offener, neue Konzepte auszuprobieren.“
Daher macht bei MiR derzeit weniger die flexible Smart Factory als vielmehr der klassische Materialtransport noch den Löwenanteil der Verkäufe aus. „Dabei fokussieren wir uns auf fünf Hauptbranchen“, berichtet Faber. „Automotive, Elektronik, Fast Moving Consumer Goods, Logistik-Firmen sowie Pharma und Medizintechnik.“
Maschinenbau als OEM
Um diese Märkte besser zu adressieren, sucht MiR verstärkt spezielle Integratoren, die in den jeweiligen vertikalen Märkten gut vernetzt sind. „Zudem suchen wir OEM-Partner wie Maschinenbauer, die unseren mobilen Roboter als Ergänzung zu ihrem Portfolio anbieten.“ Faber denkt hier an Logistik-Systemanbieter ebenso wie an Kunststoff-Spritzgießmaschinen-Hersteller oder an Montagelinienbauer, die mit den mobilen Robotern Zuführung und Abtransport von Material und Fertigteilen organisieren und diese dafür gleich mit den passenden Aufbauten ausstatten.
Zugleich arbeitet MiR an Technologieinnovationen: Mit dem MiR250 haben die Dänen einen besonders kompakten und agilen Transportroboter herausgebracht, der sich auch für beengte und stark frequentierte Umgebungen eignet (siehe Kasten).
Zudem arbeitet MiR daran, das Flottenmanagement zu optimieren, und hat eine KI-basierte Kamera als Ergänzung der Onboard-Navigation entwickelt, die über den Flottenmanager hilft, intelligente Routenentscheidungen für die ganze Flotte zu treffen. Wichtig ist Jörg Faber aber auch zu betonen, dass man mit der KIKamera vollkommen datenschutzkonform sei, weil man keine personenbezogenen Bilder aufnehme.
Nicht wesentlich erhöhen will MiR die Traglast seiner Flotten an mobilen Robotern, die derzeit von 100 kg bis zu 1 Tonne reicht. „Das genügt für die von uns adressierten Branchen“, sagt Faber.
Fahrender Cobot
Ob MiR mit seinem Schwesterunternehmen Universal Robots (beide gehören zum US-Konzern Teradyne) auch einen fahrenden Cobot auf den Markt bringen will? Faber ist eher zurückhaltend: „Die Kombi aus mobilem Roboter und darauf montiertem kollaborativem Roboter ist zwar ein Hingucker auf Messen, im Markt aber momentan eher noch ein Nischenthema.“ Eine solche Kombination mache in Reinraum-Bereichen in der Elektronik- oder Pharmaindustrie, wo man den Menschen weitgehend ersetzen möchte, durchaus Sinn und werde dort auch verbreitet eingesetzt, so Faber. „Im normalen Umfeld ist eine solche Kombination aber eher schwierig zu monetarisieren.“ Aber man sei vorbereitet. „Wenn der Markt solche Cobot-Mobilroboter-Kombinationen tatsächlich nachfragt, können wir so etwas schnell liefern.“
Mobile Industrial Robots A/S
www.mobile-industrial-robots.com/de
Mobiler Roboter: klein, niedrig und agil
Für automatisierte Intralogistik auf beengtem Raum bringt Mobile Industrial Robots (MiR) den MiR250. Der kompakte autonome Transportroboter eignet sich für den Einsatz in beengten und stark frequentierten Umgebungen. Der Roboter ist kleiner und niedriger als gängige Modelle mit vergleichbarer Traglast. Dadurch passt er durch nur 80 cm breite Türöffnungen. MiR hat im MiR250 einige Standardkomponenten durch robustere Alternativen ersetzt, sodass der Roboter zudem noch besser für den Einsatz in rauen Industrieumgebungen gewappnet ist. Mit Geschwindigkeiten von bis zu 7,2 km/h kann der mobile Roboter Transportaufträge zügig erledigen. Zudem lädt der MiR250 doppelt so schnell wie andere mobile Roboter seiner Größe. Das verlängert die Betriebszeit. Mit Aufsatzmodulen kann der MiR250 schnell an die individuellen Bedürfnisse angepasst werden. Erstmalig bietet MiR zudem eine auf den MiR250 montierbare Hubvorrichtung namens MiR Shelf Carrier an, mit der der Roboter Regale selbstständig aufnehmen und absetzen kann. Zudem stehen Rollenförderer, Roboterarme, Regalmodule und andere An- und Aufbauten für den Transportroboter zur Verfügung.
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