Startseite » News »

Serviceroboter im praktischen Einsatz

Von Produktion und Logistik über Gatstronomie bis zum Krankenhaus
Serviceroboter im Einsatz

Die Servicerobotik gilt als Wachstumsmarkt der Robotik. Ein Blick auf die Anwendungsbereiche zeigt, wie vielfältig das Segment ist.

Autor: Armin Barnitzke

Die größten Stückzahlen bei den professionellen Servicerobotern erreichen laut IFR-Statistik die Transportroboter. Von diesen wurden 2021 50.000 Stück verkauft, ein Plus von 47%. Kein Wunder: Ist doch der automatisierte Materialtransport mit klassischen fahrerlosen Transportfahrzeugen (FTF/FTS) ein etabliertes Segment der Intralogistik-Automation.

Dank neuer Technologien wie autonomer Navigation und einfacher Bedienung erreichen autonome mobile Roboter (AMR) nun zudem ganz neue Anwendergruppen. Im E-Commerce und in der Versandlogistik beispielsweise werden verstärkt mobile Roboter eingesetzt, um Waren aus dem Lager zur Kommissionierung zu bringen.

Im industriellen Umfeld werden flexible mobile Roboter eingesetzt, um Werkstücke in der Fabrik zu transportieren, Lager und Produktion zu verbinden oder Maschinen zu verketten. Zudem sorgt der Trend zur hochflexiblen Smart Factory dafür, dass traditionelle Fließband-Linien durch modulare Produktionskonzepte abgelöst werden.

Ein beeindruckendes Beispiel ist etwa die Vorzeige-Fabrik Factory56 der Mercedes-Benz Group AG in Sindelfingen, auf der verschiedene Mercedes-Modelle mit Verbrenner-, Elektro- und Hybrid-Antrieb gebaut werden. Dazu wurde in bestimmten Fertigungsbereichen das Fließband durch mobile Transportroboter ersetzt. Diese transportieren nicht nur die Mercedes-Karossen von einer Montagestation zu anderen, sondern versorgen die Montage auch zielgenau mit den für das gerade gebaute Modell benötigten Teilen.

Serviceroboter: Grundlagen der Servicerobotik

Mobile Roboter für Gastronomie

Ein weiteres Boom-Segment sind Serviceroboter für den Einsatz in Hotels und Gastronomie, die laut IFR ein stolzes Wachstum von 85% auf 20.000 Stück erreichen. Solche mobilen Gastro-Roboter (wie Plato der United Robotics Group) entlasten die Servicekräfte im Hotel- und Gastgewerbe bei Routineaufgaben wie Servieren oder Abräumen des Geschirrs.

„Unser Serviceroboter Plato entlastet Servicekräfte im Hotel- und Gastgewerbe bei verschiedenen Routineaufgaben – vom Servieren bis hin zum Abräumen des Geschirrs. Dadurch kann sich das Personal auf die Kunden und Kundinnen fokussieren. Gleichzeitig wird auch die körperliche Belastung reduziert, unter anderem die des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes der Service-Kraft. Diese Belastung führt häufig zu Ausfällen“, betont Thomas Hähn, CEO der United Robotics Group.

Agrarroboter noch eine Nische

Landwirtschafts-Roboter rangieren aktuell mit rund 8.000 verkauften Einheiten in der Serviceroboter-Statistik eher abgeschlagen, noch hinter Medizin-Roboter (15.000) oder Desinfektions- und Reinigungsroboter (13.000). „Man muss leider sagen, dass wir beim Einsatz von Agrarrobotern in Deutschland noch am Anfang stehen“, bestätigt Tobias Rapp, Produktmanager von Zukunftstechnologien beim Landwirtschaftskonzern BayWa AG. „Das hängt an den relativ hohen Investitionskosten, aber auch an der Zurückhaltung der Landwirte, da es bisher noch keine Langzeiterfahrung gibt und die Technik an sich noch recht neu ist.“

Für ihn steht aber außer Frage, dass Agrarroboter wichtiger Bestandteil einer effizienteren und ressourcenschonenderen Landwirtschaft sind, zumal sie bei der nachhaltigen Flächenbewirtschaftung, bei der Einsparung von synthetischen Pflanzenschutzmitteln und bei der Bodenschonung helfen und zudem noch Arbeitserleichterung und Komfortgewinn versprechen.

Den größten Bedarf an autonomen und intelligenten Technologien sieht BayWa aktuell im Gemüsebau und im handarbeitsintensiven Sonderkulturbereich. „Agrarroboter können hier bei körperlich anstrengenden Arbeiten wie der Spargelernte unterstützen oder auch die mechanische Bekämpfung von Unkraut oder Mehltau übernehmen.“ Und das Interesse der Kunden an Feldrobotern nehme stetig zu. „Einer unserer Kunden in Augsburg spricht zum Beispiel davon, dass er durch den Einsatz des Roboters 1 bis 2 Saisonarbeitskräfte einsparen kann. Arbeitskräfte, die er sonst erst einmal finden müsste.“

Serviceroboter für die Pflege

Angesichts der fehlenden Fachkräfte und des demografischen Wandels gelten insbesondere auch Service- oder Assistenzroboter für die Pflege als wachsender Markt. Sie können das Personal in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen entlasten, etwa indem sie den Transport von Wäsche, Materialien und Medikamenten übernehmen. Dadurch bleibt mehr Zeit für die Interaktion mit Bewohnern und Patienten.

Dr. Birgit Graf, Leiterin der Gruppe Haushalts- und Assistenzrobotik am Fraunhofer IPA, kennt aus umfangreichen Forschungsprojekten die Probleme und Bedarfe der Pflegebranche besonders gut. „Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft dürften bis 2035 rund eine halbe Million Pflegekräfte fehlen“, so Graf. „Viele nicht-pflegerische Tätigkeiten, die Zeit kosten und oft auch körperlich belastend sind, könnten einfach automatisiert werden. Im Forschungsprojekt SeRoDi haben wir einen autonom fahrenden Pflegewagen für den Transport von Wäsche oder Pflegeutensilien erfolgreich getestet“, berichtet Graf. „Das Personal sah darin einen großen Mehrwert, wenn das Material immer zur Verfügung steht und es sich nicht mehr um dessen Beschaffung kümmern muss.“

Graf sieht weitere Einsatzfelder für Serviceroboter in diesem Umfeld in der Reinigung und Desinfektion, aber auch in der Interaktion. „Es geht bei unseren Entwicklungen immer um eine Assistenz für das Personal oder pflegebedürftige Menschen, nicht aber um direkte Pflegetätigkeiten. Deshalb sprechen wir auch nicht von „Pflegerobotern“, da dieser Begriff in die Irre führt und nicht Ziel unserer Entwicklungen ist.“

Test im Krankenhaus

Wie sich Roboter in der Kranken- und Altenpflege nutzen lassen, testet beispielsweise Prof. Dr. Ralf-Joachim Schulz, Leiter des Altersmedizinischen Zentrums im St. Marien-Hospital in Köln. Er sieht vor allem in drei Bereichen vielversprechende Potenziale für den Servicerobotereinsatz in Kliniken und Altenpflege: So können Roboter das Fachpersonal von Routine- und Transportaufgaben entlasten, bei der Diagnostik unterstützen und bei der Patientenüberwachung helfen.

Allerdings stehe man dabei noch ganz am Anfang, räumt der Mediziner ein: „Wir müssen Geduld haben mit der Technologie. Die von uns getesteten Roboter sind noch weit davon entfernt, Pflegekräfte tatsächlich in ihrer täglichen Arbeit entlasten zu können. Aber wenn man sieht, wie rasant sich technische Entwicklungen in anderen Bereichen vollziehen, kann man wirklich gespannt sein, wohin die Reise beim Robotereinsatz in Kliniken und Pflege noch gehen wird.“

Unsere Webinar-Empfehlung


Hier finden Sie mehr über:
Aktuelle Ausgabe
Titelbild Automationspraxis 2
Ausgabe
2.2024
LESEN
ABO
Medienpartnerschaft RBTX.com

Informationen und konkrete Lösungen für die Low-Cost-Automation finden Sie auf dem Lean-Robotix-Marktplatz RBTX.com.

Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Kalender

Aktuelle Termine für die Automatisierungsbranche

Whitepaper

Whitepaper aller unserer Industrieseiten

Alle Webinare & Webcasts

Webinare aller unserer Industrieseiten


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de