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Epson: Entrylevel-Roboter erleichtern den Einstieg in die Automation

Interview: Volker Spanier, Head of Manufacturing Solutions, Epson Deutschland GmbH
Epson: „Unsere Entrylevel-Roboter erleichtern den Einstieg“

Firmen im Artikel:
Wie Epson mit kostengünstigen Robotern aus dem Webshop den Einstieg in die Automation erleichtert und warum der Scara-Roboter-Spezialist mit einer Schutzhaut nun auch kollaborative Anwendungen adressiert, sagt Volker Spanier, Head of Manufacturing Solutions bei Epson Deutschland.

Interview: Armin Barnitzke

Wie hat die Corona-Krise Epson Manufacturing Solutions getroffen?

Spanier: Natürlich ist die Corona-Krise auch an uns nicht spurlos vorübergegangen. Allgemein sind wir bei Epson aber mit den Ergebnissen im letzten und in diesem Jahr sowohl im Bereich Robotik als auch im Druckerbereich sehr zufrieden. Corona hat uns gezwungen, neue Wege zu gehen. Homeoffice, schlankere Prozesse, Digitalisierungsschub sind einige Lessons learned. Und wir haben Corona-bedingt unser Industry Solution Center + gestartet und etabliert. Das ISC+ ist für uns eine wichtige neue Go-to-market Plattform, die wir für die nächsten Jahre behalten und ausbauen.

Was genau machen Sie mit dem ISC+?

Spanier: Diesen Hybrid-Demo-Raum haben wir 2020 als Ersatz für ausgefallene externe Veranstaltungen und Kundenbesuche in Rekordzeit aufgesetzt. In einer ursprünglichen Lagerhalle wurde ein 500 m² Messestand mit multimedialen Möglichkeiten aufgebaut. Von dort bieten wir seit Ende 2020 unseren Kunden und Partnern eine Plattform mit Messeambiente an, in der man sich virtuell oder jetzt auch wieder physisch vor Ort unsere Produkte erklären lassen kann. Das sind dann nicht lediglich Gespräche in einem normalen Videomeeting, sondern individuelle Veranstaltungen, in denen der einzelne Kunde oder Partner seine Thematiken bespricht und per Kamera sofort Lösungsvorschläge demonstriert bekommt. Natürlich können ebenfalls Live-Präsentationen mit vielen Zuschauern durchgeführt werden – ich erinnere da gerne an die gemeinsame Aktion mit der Automationspraxis im Rahmen der Innovationstage Robotik und Automation.

Und was bedeutet Corona für die Robotikindustrie insgesamt? Schub oder Bremse?

Spanier: Ausgelöst durch Corona, aber auch durch weitere Einflüsse wie die Havarie im Suez-Kanal ist die Sensibilität in Europa gewachsen, nicht mehr wie im bisherigen Maß – oft nahezu ausschließlich – auf die Lieferstrukturen aus Asien zu setzen. Wir spüren daher einen klaren Trend zu verstärktem Invest in Produktionsverlagerungen von Asien nach Europa, aber auch den Willen, hier ansässige Fertigungen durch Automation konkurrenzfähig zu den Standorten in Fernost zu machen. Betrachtet man dann zusätzlich verkürzte Lieferketten sowie Themen wie Arbeitsbedingungen und Umweltaspekte, so sind lokale Produktionsstandorte heute deutlich interessanter und vor allem mit erheblich geringeren Risiken behaftet.

Welche Branchen betrifft das besonders?

Spanier: Alle Branchen investieren wieder stärker in Produktionsmittel und Automation. Auch in den KMUs und traditionell nicht so automationsaffinen Betrieben scheint die Bereitschaft zur Automation stark zu wachsen. Wir profitieren hier auch von dem Trend, Leichtbauroboter in neuen Anwendungen einzusetzen. Wir schmunzeln ehrlicherweise ein wenig über die wachsende Erkenntnis, dass unsere Standard-Scaras und auch die kleineren Sechsachs-Roboter in die Kategorie Leichtbau fallen, hier aber mit industriellen Stärken in Bezug auf Geschwindigkeiten, Präzision und Langlebigkeit trumpfen. Preislich sind unsere Standard-Industrieroboter vergleichbar oder sogar günstiger verfügbar als Leichtbauroboter: wir stellen Geräte bereits für deutlich unter 10.000 Euro bereit. Für uns bedeutet der Trend einen stetigen Anstieg unserer Medium- und Entry-Level-Roboter, die wir über unseren Webshop mit sehr kurzer Lieferzeit vertreiben.

Roboter aus dem Webshop? Funktioniert das? Wie sind denn hier Ihre Erfahrungen?

Spanier: Wir haben hier schon seit einigen Jahren nur gute Erfahrungen gesammelt. Natürlich haben wir uns auch gefragt: Können erklärungsbedürftige Produkte wie Industrieroboter in einem Shop verkauft werden? Oftmals stellt diese Onlineplattform aber nur die letzte Meile im Projekt und in der Beschaffung dar. Notwendige Beratungen durch unseren Vertrieb im Vorfeld gibt es weiterhin. Aber durch die attraktiven Konditionen, die sich durch vereinfachte Lagerhaltung, reduzierte Optionen und letztendlich durch minimierten administrativen Aufwand ergeben, entscheiden sich viele Unternehmen, mit diesen Einstiegsgeräten erstmals einfache Aufgaben zu automatisieren. Mit sehr geringem Aufwand werden hier erste Erfahrungen in der Automation gemacht.

Und dann? Sind diese Einstiegs-Roboter auch eine Art Türöffner?

Spanier: Ganz klar ja. Unsere Entrylevel-Roboter, etwa die günstigen Scara-Roboter der T-Serie oder die VT6L-Sechsachser, erleichtern mit sehr überschaubaren Investitionen den Eintritt in die Automation. Wenn erste Projekte erfolgreich realisiert wurden, wächst das Vertrauen, in weitere Entrylevel-Roboter zu investieren oder auch umfassendere Applikationen anzugehen. Wenn dabei dann performantere Modelle wie die Medium LS-Serie oder unsere Premium Roboter der G- und C-Serien beziehungsweise speziellere Modelle wie der Totzonen-freie RS-Scara oder unser faltbarer Sechsachser der N-Serie zur Anwendung kommen, freut uns das natürlich. Gut für den Kunden: Programmierung, Handhabung und Steuerungskonzept sind bei allen Serien identisch. Einmal eingestiegen stehen daher alle Möglichkeiten offen.

In welchen Anwendungen kommen die Einstiegs-Scaras zum Einsatz?

Spanier: Das ist ein bunter Mix und betrifft sowohl einfache Pick&Place-Anwendungen als auch aufwendigere Palettier- oder Montageaufgaben. Wer mit den reduzierten Geschwindigkeiten auskommt, kann die Entrylevel-Serie mit unserem flexiblen Zuführsystem und der Epson-Bildverarbeitung zu einer preiswerten Zuführlösung verbinden. Die Anwendungen können bis auf wenige Ausnahmen identisch mit denen der Medium- oder Premium-Serien sein. Einschränkungen gibt es nur in der Performanz. Unter dem Ansatz ‚Just enough‘ sucht sich der Anwender den für seine Produktivität notwendigen Roboter aus und zahlt letztendlich auch lediglich für die benötigten Spezifikationen.

Mit ihren Einstiegs-Robotern sind Sie auch auf dem Low-Cost-Automation-Marktplatz rbtx.com von Igus präsent. Warum machen Sie hier mit?

Spanier: Das Angebot der RBTX Plattform richtet sich gezielt an die Anwender mit einfachen Automationsaufgaben, der Preis spielt hier eine entscheidende Rolle. Wir denken das unser T- und VT- Modelle mit den bereits beschriebenen Stärken und dennoch günstigen Konditionen genau in dieses Konzept passen. Die Zusammenarbeit mit Igus besteht seit einigen Jahren auf anderen Ebenen, sodass die Möglichkeit der RBTX Teilnahme eine logische Fortsetzung darstellt.

Haben Sie keine Angst vor den Unter-3.000-Euro Roboter von Igus?

Spanier: Nein, wieso? Wenn die gegebenen Spezifikationen ausreichen, ist der Kunde gut bedient und ein teureres System wäre nur überdimensioniert. Allerdings empfiehlt sich immer eine Betrachtung einer Anlage über einen längeren Zeitraum, aus unserer Erfahrung gleicht eine deutlich höhere Lebensdauer eines Industrieprodukts den eventuellen Preisunterschied sehr schnell aus.

Ein großes Thema für viele Roboterhersteller ist derzeit die Vereinfachung der Programmierung und Bedienung: Wie geht Epson das Thema an?

Spanier: Diesem Trend folgend haben wir eine vereinfachte Variante unserer Programmieroberfläche im Angebot. Mit der Software-Version RC+ Express lässt sich jede einfache Anwendung über einen Tablet-PC erstellen. Aber auch diese EasySoftware-Option baut auf unsere Standardsoftware Epson RC+ auf, sodass nach Einarbeitung in die Expressversion ein Umstieg auf die normale Oberfläche leicht fällt. Generell wird unsere Programmieroberfläche RC+ mit 3D-Simulator von den Anwendern für ihre intuitive, übersichtliche und doch sehr umfangreiche Struktur gelobt.

Was planen Sie darüber hinaus bei Epson für 2021 an Innovationen?

Spanier: Neben Neuerungen bei Soft- und Hardwareoptionen freuen wir uns über bereits erfolgte Markteinführungen, wie unseren Zweiachs-Scara speziell für Schraub- und Dispensanwendungen sowie auf die ersten neuen Modelle der Premium-Scara-Serie, die wir Ende des Jahres präsentieren. Ein Highlight sind sicher die in Kooperation mit unserem Partner Economa entwickeltem Scaraflex-Roboter. Hier wird mittels eines adaptierten Sicherheitspakets aus unseren Standard-Scaras der T- und LS-Serie ein Fenceless-System, das in kollaborativen Anwendungen eingesetzt werden kann – mit allen Stärken eines Industrieroboters wie Zuverlässigkeit, Genauigkeit und Geschwindigkeit. Diese Option ist bei bestehenden Maschinen nachrüstbar. Mehr Flexibilität geht nicht.

Warum haben Sie sich für die Schutzhülle entschieden und keinen speziellen Scara-Cobot entwickelt?

Spanier: Die Schutzhülle bietet speziell für einen Scara-Roboter viele Vorteile. Die Kinematik eines Scara ist einfach, daher sind nur wenige Stellen vor gefährlichen Berührungen abzusichern. Auch eine Gefährdung des Kopfbereiches eines an der Maschine arbeitenden Menschen kann bei einem Scara im Gegensatz zum Sechsachser sehr leicht vermieden werden. Obwohl eine Skin hier als Sicherheitsoption zum Roboterpreis dazu kommt, sehen wir diese im Preisgefüge als eine attraktive Alternative zum normalen Cobot.

Was kostet ein Scara mit Schutzhülle?

Spanier: Konkret liegen wir oft gleichauf mit den üblichen Cobot-Kosten – oder sogar darunter. Auch ist bei Scaraflex bereits ein Safety-Flansch, also eine sichere Halterung zur Montage eines Greifers, enthalten. Je nach verwendetem Robotermodell und -größe starten die Scaraflex-Preise im unteren 20.000 Euro Segment.

Für welche Anwendungen eignet sich ein kollaborativer Scara-Roboter mit Schutzhaut?

Spanier: Unsere Analyse typischer Cobot-Anwendungen hat gezeigt, dass viele Aufgaben rein horizontale Pick&Place-Lösungen erfordern. Auch die Montage von Kleinteilen oder Zu- und Wegführung von Bauteilen in Trays wird häufig mit Cobots gelöst. Dies sind jedoch alles typische Scara-Anwendungen. All das können wir mit der Scaraflex-Option abdecken, je nach Anwendung und Risikobewertung sind Verfahrgeschwindigkeiten von 500 mm/s möglich, mit dem LS6-700 als Basisroboter decken wir bis zu zwei Standard-KLTs 600 x 400 mm ab. Zudem ist ein Scara leichter im Aufbau und aufgrund der geringeren Achszahl einfacher zu programmieren. Die grundlegenden Stärken des Scaraflex-Roboters sind seine höhere Geschwindigkeit, eine hohe Lebensdauer und Präzision sowie die herausragende Wartungsfreundlichkeit.

Geht es um echte Kollaboration zwischen Mensch und Roboter oder eher ums Platz sparen durch wegfallende Zäune?

Spanier: Die überwiegende Zahl der Cobots scheint auch weiterhin in coexistierenden Anwendungen zu arbeiten, bei denen ein gemeinsames Arbeiten von Roboter und Mensch an einem Bauteil selten bis gar nicht vorkommt. Oft soll aus unterschiedlichen Gründen tatsächlich nur die Umhausung eingespart werden. Kosten spielen hier vermutlich nicht die Hauptrolle, ausschlaggebend sind mitunter mangelnder Platz oder auch einfach der Wunsch, an der Cobot-Thematik teilzuhaben. Der Einsatz eines kollaborierenden Roboters muss aber immer die Betrachtung aller erforderlichen Sicherheitsaspekte mit abdecken. Leider wird dies in vielen Fällen nicht oder nur teilweise erfüllt.

Warum?

Spanier: Manchmal aus Nichtwissen. Vielfach hat sich fälschlicherweise aber auch die Meinung verfestigt, ein Cobot könne „einfach und durch jeden“ in ein bestehendes Maschinenkonzept eingebracht und bei Bedarf ebenso leicht umgerüstet werden. So entstehen gefährliche Missverständnisse. Jeder Robotereinsatz muss durch Risikoanalysen und Gefährdungsbetrachtungen abgesichert sein. Auch muss für eine Gesamtanlage eine CE-Zertifizierung vorhanden sein, was die Domäne eines Systemintegrators ist. Mit Scaraflex versuchen wir durch vorab bereits durchgeführte Risikobewertungen des Roboters eine Einbindung so einfach wie möglich zu gestalten. Dies entbindet den Anwender aber nicht von der Betrachtung und Bewertung der vollständigen Maschine.

Epson Deutschland GmbH

www.epson.de/robots


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