Kürzlich hat Fruitcore Robotics seine Roboter-Palette mit Horst600 erweitert. Wie kommt der kleine Horst bei den Kunden an?
Riegger: Sehr gut. Horst600 hat die Erwartungen bisher mehr als erfüllt. Neben dem Bedienkonzept und Design überzeugt insbesondere auch das spannende Preis-Leistungs-Verhältnis. Mit Horst600 kann der Kunde für unter 10.000 Euro in die Robotik einsteigen.
In welchen Anwendungen kann Horst600 denn besonders punkten?
Riegger: Mit einer Reichweite von 584 Millimetern kommt der kleine Horst bei Anwendungen auf geringem Raum zum Einsatz. In der Metallverarbeitung und auch in der Kunststoffbranche ist der Bedarf recht groß, wenn es um typische Anwendungen wie Pick&Place, Palettierungen oder das Be- und Entladen von Maschinen geht. Dadurch, dass die Losgrößen immer kleiner werden, gibt es aktuell einen Trend zum Wechsel von Drei-Achs-Portalen zu Sechs-Achs-Robotern. Denn Sechs-Achs-Roboter bieten eine flexiblere Zuführung. Hier kann Horst600 punkten.
Es gibt ja auch eine Lab Version: Sind die Labore schon bereit für den Robotereinsatz?
Riegger: Labore taten sich beim Einsatz von Industrierobotern bislang schwer, weil es an einfachen Lösungen gefehlt hat. Diese Hürde nehmen wir mit Horst600. Und einen einfach zu bedienenden Roboter für unter 10.000 Euro gab es bislang für das Segment noch nicht. Wir registrieren daher inzwischen steigende Anfragen, auch von Pharma- und Biotech-Unternehmen.
Sind die 10.000 Euro nur ein spezieller Einführungspreis?
Riegger: Nein. Wir möchten unseren Kunden dauerhaft einen bezahlbaren Einstieg in die Roboter-Automatisierung ermöglichen und werden Horst600 deshalb in der Standardversion auch weiterhin für unter 10.000 Euro anbieten. Kunden, die mehr Taktzeit benötigen, erwerben eine Variante mit doppelter Geschwindigkeit. Das Upgrade kann ohne Änderung an der Hardware über die Software stattfinden. So schaffen wir einen idealen Nutzen für passende Anwendungen.
Kann man in Deutschland einen Roboter bauen, der weniger als 10.000 Euro kostet? Der kleine Horst hat ja nicht mal eine kostensparende Viergelenk-Kette wie die großen Brüder.
Riegger: Doch, das geht. Horst600 besitzt zwar eine andere Kinematik als die größeren Baureihen. Antriebstechnik und Produktionstechnologie ermöglichen es uns aber, auch den kleinen Roboter so günstig anzubieten.
Warum ist die Antriebstechnik von Horst so etwas Besonderes?
Riegger: Wir haben den Antriebstrang gänzlich anders aufgebaut als die herkömmlichen Hersteller. Das heißt, wir verwenden andere Motoren sowie Getriebetypen und positionieren unsere Messsensorik anders als die meisten Hersteller. Dadurch reduzieren wir die Kosten signifikant, ohne dass Qualität und Lebensdauer darunter leiden.
Und wie sparen Sie in der Produktion?
Riegger: Wir arbeiten ohne Gussteile und setzen auf modernste Fertigungstechnologien wie zum Beispiel das High-Speed-Fräsen. Außerdem haben wir ein eigenes Produktionssystem entwickelt, das jeden Arbeitsschritt abbildet und digitalisiert. So können wir die Produktion effizient steuern.
Wie ist denn der Stand der Roboterfertigung in Villingen-Schwenningen?
Riegger: Die Produktion in Villingen-Schwenningen ist erfolgreich angelaufen und wir sind mehr als zufrieden. Es werden fleißig Roboter in Serie produziert.
Neben der Roboterproduktion hinaus haben Sie kürzlich ihre Online-Angebote ausgebaut, etwa mit Horstcosmos. Warum das?
Riegger: Mit unseren Online-Angeboten möchten wir Unternehmen den Einstieg in die Automatisierung weiter vereinfachen und einen schnellen Austausch zwischen Fruitcore Robotics und dem Anwender gewährleisten. Neben Shop, Horstcosmos, Miete und Servicepaketen im Abo bieten wir den einfachen Zugriff auf tiefgreifende Informationen, die über den Service hinausgehen.
In welche Richtung soll sich das Online-Angebot noch entwickeln? Denken Sie auch an eine 3D-Simulation in der Cloud?
Riegger: Diese Angebote sind zum Teil schon umgesetzt und werden sich stetig weiterentwickeln, mit dem Ziel, unseren Kunden und Partnern von der Idee bis zur Anwendung ein ganzheitliches Machbarkeitstool anzubieten. Bei Applikationen wie Kamera- und Zubehöransteuerung planen wir beispielsweise spezielle Einrichtungsmodule.
Wie treiben Sie die Integration von Vision-Systemen und Sensorik voran?
Riegger: Wir decken bereits eine Vielzahl an Vision-Systemen ab, die nahtlos integriert werden können, und arbeiten kontinuierlich an der Integration weiterer elementarer Zubehörteile. Ebenso ist es bereits möglich, Horst mit Laserscannern ohne Schutzraum einzusetzen. Bei Annäherung eines Menschen an den Arbeitsraum wird zunächst die Geschwindigkeit des Roboters reduziert. Ab einem gewissen Abstand wird die Roboterbewegung gestoppt.
Denken Sie auch an eine Cobot-Variante von Horst?
Riegger: Nun, der Marktanteil von kollaborativen Roboteranwendungen ist ja nach wie vor sehr gering, aber natürlich beobachten wir die Entwicklung.
Fruitcore Robotics GmbH
Macairestraße 3
78467 Konstanz
Mehr zum Thema Robotik