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Aller guten Dinge sind drei: Nachdem die Zimmer Group im Frühjahr 2024 zwei neue Werke in Indien und China eröffnet hat, folgte nun im Juli mit der Eröffnung der neuen Produktionsstätte am Hauptsitz in Rheinau der dritte Streich. Der moderne Neubau soll mit seinen zusätzlichen 5.000 Quadratmetern vor allem der neu gegründeten Tochtergesellschaft Zimmer Systems GmbH die Voraussetzungen für weiteres Wachstum schaffen.
Denn: Bis 2030 soll der Umsatz der Zimmer Group von heute rund 180 Millionen bis auf 300 Millionen Euro ansteigen, gibt der Zimmer-Group-Geschäftsführer Achim Gauss als Wachstumsziel an. Einen wesentlichen Beitrag soll dabei auch die jüngst ausgegründete Zimmer Systems GmbH leisten. Die Tochterfirma soll sich neben den Komponenten der Zimmer GmbH (Greifer, Werkzeugwechsler, Klemm- und Bremstechnik, Industriestoßdämpfer) sowie der Zimmer Dämpfungssysteme (Soft Close Dämpfer) und Verfahrenstechnik (Metallpulverspritzgießen/MIM, Kunststoffspritzguss) zur vierten Säule der Zimmer Group entwickeln.
In fünf Technologiebereichen wachsen
Mit den Systemlösungen will die Zimmer Group nun auch in neue Bereiche jenseits der bekannten individuellen Greiflösungen und End-of-Arm-Toolings für Roboteranwendungen vorstoßen, die man schon seit über 25 Jahren baut. „Die Zimmer Systems GmbH möchte in fünf Technologiebereichen deutlich wachsen. Dazu zählen neben Systemkomponenten, EOAT, Greifsystemen auch mobile Robotik und Transportsysteme, Zellen und Module bis hin zu kompletten Maschinen und Anlagen“, berichtet Thomas Seeger, der Geschäftsführer der Zimmer Systems GmbH.
Das neue Werk bietet nun ausreichend Platz, um auch komplexe Automatisierungslösungen zu realisieren. Ein gutes Beispiel ist der brandneue CNC-Bearbeitungsroboter Raptor. „Um die notwendige Genauigkeit und Steifigkeit zu erreichen, haben wir hier eine eigene Roboter-Kinematik entwickelt“, sagt Thomas Seeger. So kann der CNC-gesteuerte Roboter Raptor, der ab Mitte nächsten Jahres marktreif sein soll, nicht nur Holz- und Möbelteile fräsen, nesten und anderweitig bearbeiten, sondern auch Gipskartonplatten, Verbundwerkstoffe, Massivholz und sogar Aluminium.
Proaktiv Innovationen vorantreiben
„Mit dem Raptor zielen wir nicht nur auf Möbelhersteller, sondern auch auf weitere Branchen wie z.B. Fertighaus-Hersteller oder die Aerospace-Industrie“, sagt Geschäftsführer Achim Gauss. „So wie wir im Bereich Komponenten breit und damit krisensicher aufgestellt sind, wollen wir uns auch im Bereich Systems breit aufstellen.“ Zudem wolle man nicht nur auf Kundenwunsch entwickeln (etwa individuelle Greiflösungen), sondern auch proaktiv Innovationen vorantreiben, die es noch nicht auf dem Markt gibt.
Ein gutes Beispiel dafür ist eine von der Zimmer Group entwickelte Holzbearbeitungsanlage mit mehreren Robotern von ABB Robotics. „Die schnellste Stückzahl-1-Bohrmaschine auf dem Markt“, schwärmt Thomas Seeger. Mit solchen flexiblen Roboteranlagen will die Zimmer Group auch in Zukunft schnell auf Marktschwankungen und individuelle Kundenwünsche reagieren können. Zudem habe man bei der Entwicklung auch an ganz neue Segmente wie den industriellen Hausbau in der Fabrik gedacht, verrät Thomas Seeger, der mit dem Bereich Systems bis 2027 auf einen Umsatz von bis zu 50 bis 60 Millionen Euro hofft.
ZiMo – ein Cobot auf Rädern
Neben solchen großen, komplexen Roboteranlagen will Zimmer Systems aber auch mit mobilen Robotern punkten, die man als ZiMo vermarktet. Mit dem ZiMo – quasi ein Cobot auf Rädern, den man an verschiedene Arbeitsstationen schieben kann, will Zimmer vor allem kleine und mittlerer Unternehmen und Einsteiger adressieren.
Außer dem Cobot (der von ABB, Fanuc, Kuka oder Universal Robots kommt) hat die Zimmer Group dabei alles selbst entwickelt – inklusive dem Greifer-Wechselsystem Match für größtmögliche Flexibilität und der einfachen, roboterunabhängigen Bedienoberfläche. „Den ZiMo haben wir selbst in der eigenen Fertigung zum Maschinen-Entladen im Einsatz“, berichtet Thomas Seeger stolz.
AMR-Kooperation mit DMG
Ein weiteres neues Segment sind die autonomen mobilen Roboter AMR, die man bei Zimmer Systems „Miles“ nennt. „Eingestiegen sind wir ins AMR-Segment über eine Kooperation mit DMG. Gemeinsam haben wir das Highend AMR Miles 2000 entwickelt, der auch eine komplette Roboterzelle zum automatischen Werkzeugwechsel an DMG-Maschinen transportieren kann“, berichtet Thomas Seeger.
Nun wird das AMR-Portfolio bei der Zimmer Systems Stück für Stück erweitert. Nach dem 2-Tonnen-AMR Miles 2000 folgte mit Miles 1500 ein autonomer mobiler Roboter für den Paletten-Transport. „Und in Kürze bringen wir mit Miles 500 einen AMR für den Kisten- und KLT-Transport. Damit wollen wir in der Logistik alle Bedarfe decken“, sagt Thomas Seeger. Zudem ist eine Kombination aus Miles und ZiMo in Planung: also ein autonomer mobiler Roboter, der die mobilen Cobot-Zellen auch automatisch von A nach B transportieren kann.
Neue Märkte für EOAT-Lösungen
Neue Pläne hat Thomas Seeger aber auch im Bereich Greifsysteme: „Wir wollen künftig nicht alles ganz individuell entwickeln und stets von neuem beginnen, sondern im Bereich Systems mehr standardisieren und auch fertige Branchenlösungen konzipieren“, sagt Thomas Seeger. Zudem will er mit den EOAT-Lösungen verstärkt neue Branchen und Märkte angehen. „Vor einigen Jahren haben wir uns mit unseren Greifsystemen noch zu 80 Prozent auf die Motorenfertigung und den Antriebsstrang in der Automobilindustrie konzentriert. Jetzt gehen wir verstärkt auch in den Bereich E-Mobilität und Batteriefertigung. Und mit unseren Sackgreifern sind wir vor allem auf dem asiatischen Markt erfolgreich, ein für uns strategisch wichtiger Wachstumsmarkt.“