Warum haben Stäubli und Safelog eine Partnerschaft geschlossen? Sie beide sind doch Wettbewerber in der Transportrobotik…
Louwen: Das sieht nur auf den ersten Blick so aus. Wir bauen zwar beide mobile Roboter, sind aber in den Anwendungen unterschiedlich positioniert. Stäubli ist klassischerweise im Schwerlastbereich zuhause. Unser Angebot beginnt bei Fahrzeugen mit einer Nutzlast von 3 Tonnen und das geht hoch bis 450 Tonnen.
Behounek: Von diesen Dimensionen ist Safelog weit entfernt. Unsere mobilen Roboter können maximal 1,5 Tonnen bewegen. Damit nähern wir uns gerade mal der unteren Kante des Angebots von Stäubli. So unterschiedlich die Nutzlasten sind, so verschieden sind auch die Applikationen. Es gibt keine Schnittmenge und somit auch keinen Wettbewerb untereinander.
Wie sieht die Zusammenarbeit genau aus?
Behounek: Wir erweitern unser Roboterportfolio um den Gegengewichtsstapler FL1500 und den Transportroboter PF3 von Stäubli. Beide Modelle statten wir mit unserer agentenbasierten Flottensteuerung aus und betten sie als Partnerprodukte in unsere Systemlandschaft ein. Mit dieser Zusammenführung können wir künftig Lösungen anbieten, die mit unseren eigenen Robotervarianten nicht realisierbar sind.
Louwen: Unsere Stärke ist die Mechatronik. Das sieht man an unseren Fahrzeugen, die bis zu 450 Tonnen transportieren können. Bei solchen Lasten werden extreme Anforderungen an die Mechanik gestellt und diese Technik beherrschen wir. Da wir kein klassisches Software-Unternehmen sind, setzen wir hierbei auf strategische Partnerschaften und eine offene Architektur. Dadurch kann Stäubli seinen Vertriebskanal erweitern und Safelog eine ausgereifte Hardware zur Verfügung stellen. Die Einbettung der Software von Safelog erfolgt über eine definierte Schnittstelle.
Was versprechen Sie sich von der Partnerschaft?
Behounek: Es ist für beide Unternehmen besser, wenn wir unsere Kernkompetenzen verbinden. Dadurch steigern wir Absatzmöglichkeiten, werden wettbewerbsfähiger in Europa und stärker gegenüber internationalen Kräften, gerade aus China. Wenn wir unsere Kernkompetenzen zusammenführen, dann verknüpfen wir das Beste aus zwei Welten. Die Kooperation mit Stäubli ist für uns mehr als nur eine Partnerschaft. Ich sehe darin eine Fusion von Stärken und eine wichtige Wegmarke für die Wachstumsstrategie von Safelog. Durch die Zusammenführung können wir unseren Kunden maßgeschneiderte Lösungen für spezielle Anforderungen bieten, die wir bislang nicht bedienen konnten.
Louwen: Mit der Kooperation wollen wir Synergien schaffen, die es beiden Unternehmen ermöglichen, schneller zu wachsen und effizienter zu arbeiten. Wir wollen von Skaleneffekten profitieren und weitere Marktanteile erschließen. Ein Schlüssel wird dabei unser neues Modell FL1500 sein.
Inwiefern?
Louwen: Das Modell FL1500 ist ein Gegengewichtsstapler, der deswegen keine Stützeinheit benötigt, wenn eine Palette oder eine Gitterbox angehoben wird. Stützfüße würden die Flexibilität der Applikation einschränken. Auf der anderen Seite mussten wir viel Masse in den hinteren Teil des Fahrzeugs packen, nämlich 3,2 Tonnen bei einer Nutzlast von 1,5 Tonnen.
Ist das Modell dadurch größer geworden?
Louwen: Genau dies wollten wir vermeiden, um weiterhin in engen Umgebungsbedingungen uneingeschränkt agieren zu können. Im Moment haben wir mit dem FL1500 in dieser Gewichtsklasse den kompaktesten Gegengewichtsstapler auf dem Markt.
Behounek: Auch für Safelog ist das ein entscheidendes Argument und erleichtert uns die Integration in die Praxis. In Produktions- und Intralogistikumgebungen ist Platz ein wertvolles Gut. Es geht eng zu, die Gassen sind schmal. Da sind Fahrzeuge wie der FL1500 gefragt.
Aber nicht jeder Kunde muss 1,5 Tonnen stemmen. Was passiert, wenn er nur die Hälfte an Nutzlast brauchen?
Louwen: In dem Fall können wir Gegengewicht aus dem Stapler herausnehmen. Muss der Anwender zum Beispiel nur eine Tonne manövrieren, reduzieren wir das Gegengewicht im Roboter entsprechend. Überflüssige Masse würde nur die Batterie unnötig belasten.
Behounek: Wir profitieren von Stäublis Stärken in der Hardware-Entwicklung und dies ist für uns auch ein wichtiger Punkt, den wir uns von der Partnerschaft versprechen. Würden wir einen Stapler wie den FL1500 entwickeln, hätten wir ein Time-to-Market-Problem, die Vorlaufzeit wäre einfach zu lang. Bis wir ein solches Produkt anbieten könnten, wäre der Markt weg. Deswegen konzentrieren wir uns lieber auf unsere Stärke und das ist die Software.
Welchen Nutzen zieht der Kunde aus der Software von Safelog, die ja auf beiden Partnerprodukten von Stäubli installiert ist?
Behounek: Der Kunde braucht keinen übergeordneten Leitstand für die Steuerung. Stattdessen verfolgen wir den Ansatz eines schwarmbasierten Flottenmanagements. Wie alle mobilen Roboter von Safelog sind auch die beiden Partnerprodukte mit einer Recheneinheit ausgestattet, auf der die autarke Prozesssoftware läuft. So können die Geräte im Schwarm untereinander die Informationen austauschen, die sie zum Erfüllen der anstehenden Aufgaben brauchen. Das System trägt auch zu einer hohen Verfügbarkeit bei, denn wenn ein Fahrzeug ausfällt, arbeiten die anderen weiter und übernehmen die Aufgaben des ausgefallenen Geräts. Über die VDA5050-Kompatibilität unserer Software ermöglichen wir aber auch die Steuerung durch einen zentralen Leitstand, sofern dies kundenseitig gewünscht ist.
Wann kommen die beiden Transportroboter auf den Markt?
Louwen: Beim FL1500 haben wir gerade den Prototyp aufgebaut, den wir ausgiebig testen. Das Modell PF3 ist ab sofort verfügbar, der FL1500 wird Mitte 2025 bestellbar sein.
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