Die Pharmaindustrie war lange Zeit auf die Herstellung großer Mengen sogenannter Blockbuster-Medikamente ausgerichtet. „Doch der Fokus verlagert sich zunehmend hin zu personalisierten Medikamenten, bei denen die Therapie individuell auf jeden Patienten zugeschnitten ist. Dieser Wandel ist vor allem den Fortschritten im Bereich der Zell- und Gentherapie geschuldet“, weiß Fabian Stutz, CEO bei Pharmabotix. „Im Vergleich zu Blockbustern erfordert die Herstellung von diesen Advanced Therapy Medicinal Products, kurz ATMPs, jedoch eine umfassendere Individualisierung des Herstellungsprozesses.“
Pharmabotix beobachtet daher eine Reihe von Herausforderungen bei der Herstellung dieser ATMPs: Vom hohen Ressourcenaufwand – die Produktion von ATMPs erfordert oft den Einsatz hochausgebildeten Personals, um den komplexen Herstellungsprozess zu bewerkstelligen – bis zur mangelnden Skalierbarkeit: „Die meisten Prozesse sind noch weitgehend manuell, was die Ergebnisse stark von der individuellen Tagesform des Bedieners abhängig macht“, so Fabian Stutz. Das behindere auch den kommerziellen Scale-up, denn ein manueller Herstellungsprozess mit viel und teurem Personal ist ein Hindernis für eine kommerzielle Massenproduktion.
Vielseitiges Robotiksystem
Pharmabotix hat daher mit Sally ein modulares, vielseitig einsetzbares Robotiksystem entwickelt, das eine breite Palette von Prozessen in der Herstellung von Zell- und Gentherapien automatisieren kann und sich ebenso zur Automatisierung von Laboren eignet.
Im Inneren der Sally-Zelle arbeitet eine Reinraumroboter von Stäubli, der mit einem Multifunktionsgreifer Aufgaben wie Pipettieren, Öffnen und Schließen von Flaschen, Tubes, Vials oder anderen Handling-Operationen übernehmen kann. Moderne Siemens-Technologie sorgt für eine benutzerfreundliches, grafisches HMI. Bei Pharmabotix wird jedes Device inklusive des Roboters vollständige in die Siemens-Umgebung integriert. So kann der Benutzer die Anlage auf einfachste Art und weise benutzen, ohne beispielsweise über Roboterkenntnisse zu verfügen.
Automation ebnet Weg für ATMPs
Sally kann damit eine Reihe von wichtigen Funktionen übernehmen, von der Herstellung des Inokulums und dem Auftauen von Zellen über Zellablösung und Ernte bis zur Abfüllung von Cryo-Vials. Aber auch allgemeine Laboraufgaben wie Pipettieren, Öffnen und Schließen von Flaschen lassen sich mit Sally automatisieren – inklusive der Integration von Schüttlern, Inkubatoren und anderen Laborgeräten.
Bei der Abfüllung von Cryo-Vials kooperiert Pharmabotix übrigens mit dem Abfüllanlagen-Hersteller Groninger aus Crailsheim. Fabian Stutz: „Ziel dieser Partnerschaft ist die Entwicklung einer vollautomatischen Abfüllanlage für Cryo-Vials. Der erste Proof of Concept wurde bereits erfolgreich umgesetzt.“
Für Fabian Stutz ist daher klar: „Die Zukunft der Pharmaindustrie liegt zweifellos in der Personalisierung von Medikamenten, und Robotik und Automation sind der Schlüssel, um die damit verbundenen Herausforderungen zu bewältigen. Mit Sally tragen wir maßgeblich dazu bei, den Weg für die Herstellung von ATMPs zu ebnen.“
Premiere auf Robotics Workshop in Allschwil
Pharmabotix wird einen Prototyp der Sally-Anlage erstmals Ende November in Allschwil präsentieren. Dabei wird nebst einer Weltneuheit in der Robotertechnik auch das Abfüll-Konzept mit Groninger gezeigt werden. Weitere Informationen dazu gibt es hier.
Das sind die Vorteile von Sally
Zukunftssicherheit: Dank moderner Robotertechnik und intelligentem Engineering kann die Anlage leicht erweitert werden.
Modularität: Der modulare Aufbau ermöglicht eine kosteneffiziente Anpassung an individuelle Anforderungen.
Stabile und zuverlässige Prozesse: Die Automatisierung reduziert die Abhängigkeit von individuellen Bedienerfaktoren und führt zu stabilen Herstellungsprozessen.
Plug and Produce: Sally ist auf einer stabilen Basis aufgebaut – langwierige Inbetriebnahmen entfallen.
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