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Miroki ist eine liebenswerte Roboter-Persönlichkeit und soll künftig im Gesundheitswesen, in der Gastronomie oder an Flughäfen eingesetzt werden, um dem Personal anstrengende Aufgaben abzunehmen. Denn Miroki kann bis zu 3 kg schwer tragen und sich in Betreuungsinstitutionen, Durchgangsräumen oder Freizeiteinrichtungen nützlich machen.
Der „kleine Fuchs aus dem Weltall“ (so die Story hinter dem Roboter) ist halb Kind und halb Tier und soll damit den „Uncanny-Valley-Effekt“ vermeiden: also das Gefühl von Unbehagen bei einer zu menschenähnlichen humanoiden Figur. Durch die Kombination menschlicher Attribute (zwei Arme und ein Kopf) und tierischer Merkmale (die langen Ohren) in einer manga-ähnlichen Figur will Enchanted Tools die Beziehung des Roboters zum Menschen verbessern.
Eine wichtige Rolle spielen etwa die Ohren. „Durchquert Miroki einen Flur mit gesenkten Ohren, zeigt dies, dass er auf seine Aufgabe konzentriert ist. Ruft man ihn, und er stellt ein oder beide Ohren auf, so hört er zu und man kann ihm eine Anweisung geben. Diese Elemente hauchen ihm die Extraportion Lebendigkeit ein“, erklärt CEO Jérôme Monceaux.
Interagieren, navigieren, greifen
Wichtig war ihm, einen Roboter zu erschaffen, der nicht nur akzeptiert wird, sondern auch nützlich ist. Dafür galt es, drei Aufgaben zu lösen:
- Automatisierte Navigation in halbstandardisierten Räumen. Der auf einer rollbaren Kugel stehende Miroki kann sich völlig frei bewegen. Steht er im Weg, genügt es, ihn leicht mit dem Finger anzustupsen, damit er wegrollt. Ein Roboter auf zwei Beinen müsste weggehoben werden.
- Automatisiertes Greifen von Gegenständen. Die Hände von Miroki wurden so konzipiert, dass sie ganz spezielle Griffe fassen können. Diese werden an den Gegenständen befestigt, die der Roboter hochheben soll. So erreicht Miroki in vorbereiteten Umgebungen eine Erfolgsquote von 97 Prozent beim Greifen.
- Semantische und emotionale Interaktionen mit den Nutzern. Miroki bringt das richtige Maß an Interaktionsfähigkeit mit, um Sprachbefehle verstehen und ausführen zu können.
„Miroki gehört nicht zu den Spitzenreitern in Sachen Greifen, Navigation oder Interaktion, aber er ist in allen drei Bereichen ausreichend gut, um seine Aufgabe zu erledigen, und zwar Gegenstände in einem sozialen Umfeld zu bewegen“, erläutert der CEO von Enchanted Tools.
In einem Jahr zum Prototyp
Nach der Gründung von Enchanted Tools im Jahr 2021 und dem Einsammeln von 15 Millionen Euro Startkapital musste es schnell gehen. „Wir standen unter Zeitdruck, denn es galt, innerhalb eines Jahres einen Roboter zu bauen.“ Hilfe beim Prototyping und bei der Serienfertigung kam von Maxon Motors. Die Teams von Maxon unterstützten Enchanted Tools beim Auslegen der Produkte und Auswählen der verschiedenen Antriebe – und berücksichtigten dabei die technischen Anforderungen und die sehr kurzen Fristen.
„Wir brauchten Partner, die fristgerecht zuverlässige, robuste Einzelteile liefern können, welche die F&E-Anforderungen erfüllen. Bei Maxon suchten und fanden wir verlässliche Menschen, die zuverlässige Produkte herstellen, denen man vertrauen kann“, lobt Jérôme Monceaux. Für den Ball Bot fiel die Wahl auf die EC-i 40-Motoren mit Planetengetriebe, während die anderen Achsen mit den bürstenlosen ECX Torque mit 22 mm Durchmesser ausgerüstet wurden. „Da es sich um autonome Robotik handelt, bei der es um selbsttragende Systeme geht – und bei der die Stellantriebe folglich Teil der Lösung, aber mit Gewicht, Trägheit oder Platzbedarf auch des Problems sind –, haben wir Motoren mit hoher Leistungsdichte und geringer Trägheit bezogen auf das Drehmoment empfohlen“, berichten Kevin Schwartz, Vertriebsingenieur bei Maxon France und Max Erick Busse-Grawitz, Technology Transfer Manager bei Maxon international.
Vor der Serienproduktion
Schrittweise hat man gemeinsam den Bedarf immer weiter konkretisiert und Achse für Achse neue Spezifikationen festgelegt. Nach der Prototyping-Phase unterstützt Maxon nun das französische Start-up bei der Analyse dieser neuen Spezifikationen, um die optimale technische Lösung für die Serienfertigung zu definieren. Ziel: Die perfekte Balance zwischen technischer Leistungsfähigkeit und Serienkosten.
Denn nach der erfolgreichen Vorstellung des Prototyps widmet sich Enchanted Tools nun einer zweiten Mittelbeschaffung, um mit der Produktion der ersten Roboter zu starten. Sobald diese in Betrieb gehen, werden die Mirokaï unter realen Bedingungen lernen und ihren Feinschliff erhalten. Eine entsprechende Partnerschaft wurde bereits mit dem auf Geriatrie spezialisierten Krankenhaus Broca der französischen Spitalgruppe AP-HP eingegangen. Enchanted Tools plant die Vermarktung seiner Roboter ab 2025/2026. Gesetztes Ziel: die Fertigung von 100 000 Robotern innerhalb von 10 Jahren.
Maxon Motor GmbH
www.maxongroup.de; Automatica B6.300