Bislang verteilten im Palettenlager des belgischen Großhändlers für Elektro, Beleuchtung und Heimwerkerprodukte Eltra die Mitarbeiter die Waren auf kleinere Ladungsträger. Die kamen dann ins Fachbodenlager, wo sich die Kommissionierer bedienten. Dazu legten die Mitarbeiter zu Fuß weite Wege zwischen den Regalen und Kommissionierstationen zurück. Jeden Tag kamen einige Kilometer pro Person zusammen.
Da die Verantwortlichen bei Eltra erkannten, dass sich die ambitionierten Wachstumsziele so nicht realisieren lassen, ist man umgezogen in eine neue Logistikimmobilie nach Evergem bei Gent. Das Ziel war ein automatisiertes Lager, das aber auch in ein paar Jahren mit den Expansionsplänen noch Schritt hält. Es ging dabei vor allem um die intelligente Nutzung von Raum und Ressourcen.
Im Frühjahr 2021 begann die konkrete Planung. Klar war: Automation ist gut – aber große Regalbediengeräte belegen viel Verkehrsfläche, die irgendwann einem Ausbau der Kapazitäten fehlt. Ist das noch zeitgemäß? Oder eine andere Frage: Wenn Arbeitskräfte schon heute knapp sind und man sie morgen vielleicht noch schwerer findet: Wem überträgt man dann das Kommissionieren? Und wie gestaltet man die Lagerarbeit attraktiver?
Skypod-Roboter kraxeln
Schnell erkannten die Eltra-Verantwortlichen, dass sie ihre Vorstellungen von Zukunftsfähigkeit und Effizienz am besten mit einem Lager realisieren, in dem Robotik eine tragende Rolle spielt. Die Mitarbeiter sollten nicht mehr durch die Gegend laufen und dabei schwere Lasten bewegen. Eltra entschied sich daher für ein Goods-to-Person-Konzept, bei dem autonome Roboter das Handling der Kleinladungsträger zwischen Regal und Kommissionierstation erledigen.
Das brachte das Skypod-System des französischen Robotikunternehmens Exotec auf die Agenda. Diese braucht keine Regalbediengeräte, die die „intralogistische Lücke“ zwischen Regal und selbstfahrendem Roboter schließen. Stattdessen holen sich die autonomen Skypod-Roboter die Kleinladungsträger selbst aus dem Regal. An Führungsschienen von zwei sich gegenüberstehenden Regalen kraxeln die Roboter nach oben. Bei Eltra geht es zwölf Meter in die Höhe.
Einfaches Aufstocken der Roboter-Flotte
Exakt 23 solcher Skypod-Roboter, die bis zu 30 Kilogramm schultern, wuseln nun ständig durchs Lager. Wenn zwischendurch einer zur Wartung muss, arbeiten die anderen für ihn mit: Die Flotte ist so dimensioniert, dass sie Ausfälle einzelner Skypod-Roboter locker kompensiert. Selbst zum Jahresende, wenn das Geschäft um etwa 15 Prozent anzieht, kommt Eltra ohne Extra-Roboter aus. Und sollten doch einmal zusätzliche Skypod-Roboter erforderlich sein: Man kann sie nachkaufen und per Plug&Play in das bestehende System integrieren. Exotec bietet außerdem die Möglichkeit, Skypod-Lagerroboter zu mieten.
Und genau dieses „Hinzukommen“ hat den Verantwortlichen bei Eltra früher Kopfzerbrechen bereitet. Jeder Neuzugang im Sortiment und jedes Plus bei den Aufträgen brachte das Lager näher an seine Platz- und Leistungsgrenzen. Heute nicht mehr: Der Großhändler hat das Lager so angelegt, dass er die Performance jederzeit erhöhen kann – auch kurzfristig.
Auf Expansion ausgerichtet
Heute ist die langfristige Expansion bereits bei Eltra mit eingeplant: Die Lagerfläche ist mit 24.000 Quadratmetern so bemessen, dass noch Platz für weitere Regalreihen besteht. Die lassen sich bei laufendem Betrieb installieren und in das Gesamtsystem integrieren. Für die Menschen an den Kommissionierstationen hat Eltra Arbeitsplätze in ergonomischer Höhe eingerichtet: kein Bücken, kein Heben aus unnatürlicher Körperhaltung.
Für die eigentliche Errichtung des Lagers inklusive Programmierung hat Exotec gerade mal vier Monate gebraucht. Das dürfte sich bald andernorts wiederholen. Eltra prüft Unternehmensakquisitionen in Deutschland und Frankreich. Das könnten B2B- oder B2C-Unternehmen im Handel sein. Da ist man froh, heute ein top-modernes Lagersystem in Evergem einzusetzen, das sich später ohne großen Aufwand und mit viel Praxis-Routine an weiteren Standorten kopieren lässt.
Exotec Deutschland GmbH
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