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Insekten sind für viele Experten die Proteinquelle der Zukunft. Eine wichtige Rolle könnte dabei auch die Schwarze Soldatenfliege spielen. Denn bei dieser werden aus 25 Kilo Eiern in nur zwölf Tagen 100 Tonnen Larven „Das schafft kein anderes Tier“, betont Carsten Lind Pedersen, CEO von Enorm Biofactory aus Dänemark. Auch COO Jane Lind Sam betont das riesige Potenzial des Insekts für eine nachhaltige Proteinproduktion: „Die Larven der Fliege können sich von fast allen organischen Stoffen ernähren. Deshalb können wir sie mit Abfallprodukten aus der Lebensmittelindustrie füttern – und machen aus ihnen hochwertiges Futterprotein für die Tierhaltung.“
Konkret stellt Enorm aus den schnell wachsenden Larven zwei Produkte her: Insektenmehl als Ersatz für hochverdauliche Eiweißfuttermittel – etwa für Fische, Geflügel, Schweine und Haustiere. Und immunstimulierendes Insektenöl, das ebenfalls als Nahrungsergänzung für diverse Tiere eingesetzt werden kann.
Extrem schwere Behältnisse sehr schnell befüllen, leeren und stapeln
Nachhaltig, weil maximal effizient, ist auch der Produktionsprozess selbst, der laut CEO Carsten Lind Pedersen zwei große Herausforderungen mit sich bringt: Einerseits bedürfe es in der Fabrik eines komplexen Belüftungssystems, denn im Prozess entstehe sehr viel Wärme. „Vor allem aber müssen wir sehr schnell, teilweise extrem schwere Behältnisse befüllen, leeren und stapeln.“
Hierfür die besten Lösungen zu finden, war die Aufgabe von Rolf Tange, CTO des Verpackungsspezialisten Sealing System Group. „Wir wussten, dass die flexiblen Hygienic-Oil-Roboter von Kuka perfekt sein würden für die Insektenfarm von Enorm“, sagt Rolf Tange. Im ersten Stadium wachsen die Larven in kleineren, 30 bis 40 Zentimeter großen Kisten heran. Nach sieben Tagen werden sie umgefüllt in größere Kisten, die mehr als einen Quadratmeter messen. Und spätestens bei diesen sind die Roboter jedem Menschen eine unverzichtbare Hilfe: „Da sind 50 Kilo Flüssignahrung drin, dann werden 70.000 Larven draufgekippt“, erzählt Tange. „Das Gewicht würde nicht mal der fitteste Arbeiter schaffen!“
Alle sieben Sekunden befüllen sechs Roboter einen neuen Kasten
Alle sieben Sekunden befüllen die sechs KR Quantec PA HO von Kuka einen neuen Kasten, also 500 in der Stunde – und das 20 Stunden am Tag. „Ohne die Roboter von Kuka wäre unsere Produktion nicht möglich“, sagt Carsten Pedersen. Zumal er sich zu hundert Prozent auf diese verlassen muss, denn der gesamte Ablauf ist minutengenau programmiert: „Wenn es bei einem der Roboter ein Problem gäbe, hätten wir nur zwei bis drei Minuten, um dieses zu lösen – ansonsten kommt der gesamte Prozess zum Erliegen. Aber das ist zum Glück noch nicht vorgekommen.“
Im Prinzip laufe die Anlage von selbst, erzählt Pedersen, denn der gesamte Prozess sei komplett automatisiert: „Tatsächlich benötigen wir eigentlich nur zwei Mitarbeitende, um alles zu steuern.“ Ihre Aufgabe beschränke sich weitgehend auf die Kontrolle der Systeme.
Großes Portfolio bei Hygienic-Oil-Robotern
Kim Kildahl Poulsen, Sales Manager bei XIO – Intelligent Farming, Sealing System Group, schätzt besonders das große Portfolio von Kuka im Segment der Hygienic-Oil-Roboter. Mit ihren speziellen H1-Schmierstoffen in allen Achsen erfüllen diese die hohen Anforderungen der Food-Industrie entlang der gesamten Prozesskette. „Wir haben für die Lebensmittelindustrie schon oft und erfolgreich mit Technologien von Kuka gearbeitet.“
Trotz der großen Erfahrung in der Lebensmittelindustrie war der Aufbau der Anlage bei Enorm auch für Sealing System ein Stück weit Neuland, wie Poulsen zugibt: „Bei einer Insektenfarm haben wir es mit lebender Materie zu tun. Das kannten wir so noch nicht.“ Da die Nahrung für die Larven zu 70 Prozent aus Wasser besteht, habe man es in der Fabrik zum Beispiel mit einer extrem feuchten Umgebung zu tun – aber auch das sei kein Problem für die eigens dafür konzipierten Roboter von Kuka.
3D-Simulation mit Visual Components
Dass am Ende alles so gut funktionieren würde, kam für Kim Kildahl Poulsen nicht überraschend. Schließlich hatten er und sein Team wichtige Abläufe vorab getestet – mit Visual Components. Das finnische, von Kuka akquirierte, Unternehmen hat sich auf Software für die 3D-Simulation in der Fabrikplanung spezialisiert. „Mit der Software von Visual Components haben wir simulieren können, in welcher Geschwindigkeit und in welchem Rhythmus sich die Roboter und Fördersysteme bewegen müssen. Das hat sehr geholfen.“ Als ebenso praktisch habe sich das Programmierkonzept Kuka.AppTech erwiesen, das eine effiziente und einfache Roboterprogrammierung in kürzester Zeit ermöglicht.
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