Auch nach dem überraschenden Abgang des langjährigen Kuka-CEO Till Reuter gibt es weiter irritierende Meldungen rund um den Augsburger Roboterspezialisten Kuka. So hat Kuka seinen Stand auf der Hannover Messe 2019 abgesagt und will stattdessen im Sommer 2019 seine Kunden exklusiv mit einem Inhouse-Event am Standort Augsburg in persönlichen Gesprächen über neue Produkte, Lösungen und Entwicklungen individuell informieren.
Mit der Absage des Standes in Hannover vollzieht Kuka erneut eine Kehrtwende. So war Kuka Anfang der 2000er Jahre eine treibende Kraft im VDMA Robotik, die dafür gesorgt hat, dass die Roboterbranche mit der Automatica in München ihre eigene Messeplattform etabliert. Dann folgte 2011 die überraschende Rückkehr nach Hannover, in deren Zuge die Hannover Messe auch für andere Automationsschwergewichte wie Fanuc und Schunk wieder attraktiv wurde.
Zunächst wollte Kuka nur alle zwei Jahre in den Nicht-Automatica-Jahren nach Hannover kommen. In den vergangenen vier Jahren war der Roboterbauer dann aber doch stets immer mit einem großen Stand präsent. Zudem nutzte man die Hannover Messe gerne für Neuankündigungen: So feierte 2018 der neue Cobot LBR iisy in Hannover und nicht auf der Automatica seine Premiere.
Nun also die erneute Kehrtwende: Hausmesse statt Hannover. „Kunden sollen die Möglichkeit bekommen, sich ganz konkret über ein sehr großes Spektrum an technologischen Neuerungen zu informieren“, so Kukas Marketingchef Wilfried Eberhardt. Und gegenüber dem Handelsblatt fügte er an: „In Umbruchzeiten muss man alles auf den Prüfstand stellen und neue Formate in Betracht ziehen.“
Vermutlich geht es in Augsburg bzw. beim chinesischen Eigentümer Midea aber doch eher darum, die relativ hohen Kosten für den Stand auf der Hannover Messe einzusparen. Denn das Beispiel des Erzrivalen Fanuc zeigt, dass das Ganze kein Entweder-oder sein muss. So hatte Fanuc (nach einem gewohnt großen Aufschlag auf der automatica 2018) Anfang Dezember mehrere hundert Kunden zu einem erfolgreichen Openhouse Event nach Neuhausen eingeladen. Und auf der Hannover Messe 2019 will Fanuc ebenfalls präsent sein – nun eben ohne Kuka als Nachbarn.
Darüber hinaus gibt es laut Berichten der Augsburger Allgemeinen neue personelle Unruhe in Augsburg. Nach Till Reuter wird auch das Kuka-Urgestein Bernd Liepert, aktuell Chief Innovation Officer, das Unternehmen verlassen. Bernd Liepert gilt als Vertrauter des überraschend abgelösten Ex-Bosses Till Reuter. Bernd Liepert arbeitete seit 1990 für Kuka und war in der Zeit Entwicklungsingenieur, Entwicklungsleiter, CEO der Robotersparte und CTO des Gesamtkonzerns.
Neben Bernd Liepert verlassen laut Augsburger Allgemeine drei weitere Führungskräfte überraschend das Unternehmen: Silvia Buchinger (Personalchefin), Stefan Müller (Chefstratege) und Christian Tarragona (Forschung) gehen im Januar.