Weltweit sind 2022 553.052 Industrieroboter neu installiert worden, das zeigt der neue World Robotics Report der International Federation of Robotics IFR. Das entspricht einer Wachstumsrate von 5 % im Vergleich zum Vorjahr: Nach Regionen aufgeschlüsselt wurden in Asien mit 73 % der Großteil aller neuen Roboter installiert, auf Europa entfällt ein Marktanteil von 15 % und auf Amerika 10 %.
„Das zweite Jahr in Folge wurde die Rekordmarke von weltweit 500.000 neu installierten Einheiten übertroffen“, freut sich Marina Bill, Präsidentin der International Federation of Robotics. „Im Jahr 2023 dürfte der globale Markt für Industrie-Roboter voraussichtlich um 7 % auf mehr als 590.000 Einheiten wachsen.“
Cobots wachsen stark
Insbesondere die Cobots zeigen ein starkes Wachstum. Mit 55.000 Stück sind die Cobot-Verkaufszahlen um 31% gewachsen.. Die Cobots stellen mittlerweile 10% der neu verkauften Roboter.
Elektronik vor Automobil
In Sachen Branchen ist die Eletronikindustrie (ebenfalls zum zweiten Mal in Folge) der größte Robotermarkt (157.00 neue Roboter, plus 10%) noch vor der Jahre lang führenden Automobilindustrie (136.00 neue Roboter, plus 16 Prozent). Danach folgen weltweit gesehen die Metallbranche (66.000 Roboter, minus 3%) und die Kunststoffindustrie (24.000, minus 6 Prozent).
Noch 2021 gingen 42 Prozent aller weltweit verkauften Roboter in die Automobilindustrie, inzwischen sind es nur noch 25 Prozent. Dagegen hat die General Industrie von 38% auf 47% zugele und die Elektronikindustrie steigerte ihren Anteil von 20% auf 28%.
China mit Abstand größter Roboter-Markt
China ist der mit Abstand größte Markt weltweit. Im Jahr 2022 übertrafen die installierten Einheiten von 290.258 Stück den bisherigen Spitzenwert aus dem Jahr 2021 mit einem Wachstumsplus von 5 %. Diese neuerliche Zunahme ist bemerkenswert, denn der Rekord aus dem Jahr 2021 war bereits mit einem beachtlichen Absatzsprung von +57 % erreicht worden.
China alleine steht damit für über die Hälfte der weltweit verkauften Roboter (52%). 2021 gingen erst 14% aller neuen Roboter nach China. Um den dynamischen Roboter-Markt in Chia zu bedienen, bauten in- und ausländische Roboteranbieter Produktionsstätten in China auf und erweiterten kontinuierlich ihre Kapazitäten. Die Roboterinstallationen stiegen im Reich der Mitte durchschnittlich um 13 % pro Jahr (2017 – 2022).
Auch Roboterzahlen in Japan und USA wachsen
Auch anderswo zeigen die Roboter-Neuinstallationen ein (starkes) Wachstum.
- Die Roboterinstallationen in Japan stiegen um 9 % auf 50.413 Einheiten und übertrafen damit das Niveau vor der Pandemie von 49.908 Einheiten aus dem Jahr 2019. Der Spitzenwert (55.240 Roboter) wurde in Japan im Jahr 2018 erreicht. Japan ist nach China der zweitgrößte Markt für Industrie-Roboter. Mit einem Marktanteil von 46 % an der globalen Roboterproduktion ist Japan das weltweit dominierende Herstellerland für Industrieroboter.
- In Amerika stiegen die Installationen um 8 % auf 56.053 Einheiten im Jahr 2022 – das übertraf sogar den Spitzenwert aus dem bisherigen Rekordjahr 2018 (55.212 Einheiten). Auf die USA, den größten Markt in der Region, entfielen 71 % der Installationen im Jahr 2022, ein Anstieg um 10 % auf 39.576 Einheiten. Damit wurde in den USA der Spitzenwert von 40.373 Einheiten aus dem Jahr 2018 nur knapp verfehlt.
Deutschland zeigt gemischtes Bild
Deutschland ist der fünft größte Robotermarkt weltweit. Und die deutsche Wirtschaft hat einen neuen Spitzenwert beim Einsatz von Industrie-Robotern erreicht: Der operative Bestand stieg auf 259.636 Einheiten – ein Plus von 5% im Vergleich zum Vorjahr. In Deutschland wurde mit 25.636 neu installierten Robotern wurde 2022 das drittbeste Jahresergebnis erzielt. Das Roboter-Allzeithoch aus dem Jahr 2018 betrug 26.723 Stück.
„Der operative Bestand an Industrierobotern in Deutschland ist mit einem Anteil von 36% der mit Abstand höchste in der Europäischen Union“, sagt Marina Bill, Präsidentin der International Federation of Robotics. „Der Absatz stieg seit 2017 bis 2022 jedes Jahr durchschnittlich um fünf Prozent.“
Zeichen für De-Industrialisierung?
Allerdings zeigen di Zahlen auch: Die deutschen Roboter-Verkaufszahlen gingen im Jahr 2022 um 1 % auf 25.636 Einheiten zurück. Das ist gerade angesichts des Roboter-Wachstums in Japan und USA (9% und 10%) natürlich dürftig. Zumal überall die Fachkräfte fehlen und Robotik und Automation eigentlich ein gutes Mittel sind, um Fachkräfte zu entlasten.
Ob diese aktuelle „Roboter-Stagnation“ in Deutschland nur ein Zeichen für Verunsicherung und Investitionszurückhaltung ist oder schon ein erstes Anzeichen für die beginnende De-Industrialisierung in Deutschland, ist unter Branchenexperten umstritten. „Die Politik muss aufpassen“, sagen die einen . Die anderen sehen Deutschland bereits an einem Scheideweg: und fordern: „Wir müssen gegensteuern“.
Roboterprodukton in Deutschland steigt um 20%
An der deutschen Robotikindustrie liegt die deutsche Roboter-Zurückhaltung nicht: Die Produktion von Industrierobotern in Deutschland stieg im Jahr 2022 um 20% auf 35.616 Einheiten – ein neuer Rekordwert!. Dies entsprach 6 % der weltweiten Installationen. Von 2017 bis 2022 wuchs die Produktion von Industrierobotern in Deutschland um durchschnittlich 6 % pro Jahr.
Neue Anbieter drängen seit einigen Jahren auf den Markt, die gezielt kleineren und mittleren Unternehmen dabei helfen, mit Robotik zu automatisieren. Zum Einsatz kommen beispielsweise Low-Cost-Roboter oder Roboterlösungen, die sich ohne Vorkenntnisse besonders einfach programmieren und bedienen lassen.
Deutscher Spitzenreiter: Automobilindustrie
Die Automobilindustrie ist traditionell der größte Abnehmer für Roboter in Deutschland und kommt auf 6.676 Roboter im Jahr 2022. Damit lag der Absatz um 27 % niedriger als im Vorjahr. In diesem Ergebnis spiegeln sich Lieferkettenprobleme wider: Weil elektronische Bauteile fehlten, mussten mehrere Automobilhersteller die Produktion 2022 vorübergehend einstellen – Investitionen in die Automation wurden entsprechend zurückgestellt.
Die metallverarbeitende Industrie installierte eine neue Höchstzahl von 4.187 Einheiten und erreichte ein Plus von 19 % im Jahr 2022. An dritter Stelle folgen die chemische- und Kunststoffindustrie nahezu auf dem Vorjahresergebnis mit 2.049 installierte Einheiten.
Ausblick
Immerhin: Die deutsche Robotik-Industrie ist stark in das Jahr 2023 gestartet. Die Unternehmen profitieren dabei von der verbesserten Situation in der Lieferkette. Das Umsatzwachstum wird vom Branchenverband VDMA Robotik + Automation für das Gesamtjahr 2023 mit nominal 12 % prognostiziert. Dieser Ausblick berücksichtigt den hohen Auftragsbestand, der die Produktion in diesem Jahr auf hohem Niveau beansprucht, auch wenn der Auftragseingang zurückgeht. (ab/eve)