Warum der deutsche Markt für Kuka nach wie vor enorm wichtig ist, wie man die Marktführerschaft in Deutschland ausbauen will und warum Kuka neben ready2_use Paketen für seine Roboter nun auch standardisierte Roboterzellen anbietet, erläutert Michael Otto, Chief Regional Officer (CRO) Germany bei Kuka.
Welche Bedeutung hat der deutsche Markt noch für Kuka, gerade im Vergleich mit China?
Otto: China hat ein großes Marktpotential. Deutschland aber ist nach wie vor der größte Einzelmarkt für Kuka. Insofern spielt der deutsche Markt nach wie vor eine gravierende Rolle für uns – und zwar nicht nur in Bezug auf die großen Automobil-OEMs, sondern auch mit Blick auf Kunden im Maschinenbau. Gerade der klassische Mittelstand ist ja unser Kernklientel. Unser klarer Fokus ist es daher, unsere Marktführerschaft in Deutschland zu erhalten und ausbauen. Dabei können wir hierzulande auch aus dem Vollen schöpfen mit unseren Standorten in Augsburg, Wolfsburg, Siegen, Hude-Wüsting, Würselen sowie Obernburg und dem dort gebündelten Know-how.
Und was sind mit Blick auf den deutschen Markt Ihre wichtigsten strategischen Themen 2019?
Otto: 2019 ist mit Gifa, EMO und K ein großes Fachmessen-Jahr für uns. Und diese Fachmessen passen auch zu unseren Branchenschwerpunkten in 2019: Gießerei, Werkzeugmaschine und Kunststoffindustrie.
Ihr CEO kündigte ja einen Fokus auf „gezielte Produkte für lokale Märkte“ an: Was bedeutet das für Branchen wie Gießerei, Metallbearbeitung und Kunststoffindustrie?
Otto: Beispielsweise schnüren wir für die jeweiligen Anwendungen Pakete mit Roboter, Peripherie und Software. Dabei können wir mit unserem Tochterunternehmen wie z.B. Visual Components die ganze digitale Prozesskette abbilden, etwa auch die vorgelagerte Visualisierung und Simulation. Neben dem Roboter steht daher die durchgängige Simulation im Fokus der Messeauftritte auf unseren drei Branchen-Leitmessen 2019. Zudem schnüren wir zur einfachen Integration unsere ready2_use Pakete, die unseren Integratoren das Leben vereinfachen und einen Mehrwert bieten.
Spielen diese ready2_use Pakete eine zentrale Rolle bei der Branchenansprache?
Otto: Die Pakete sind durchaus wichtige Elemente. Wir haben diese Pakete bereits erfolgreich im Markt platziert. Und wir entwickeln neben den Standardpaketen wie ready2_educate im Bereich Ausbildung oder ready2_pilot zur Roboter-Handführung mehr und mehr kundenspezifische ready2_use Pakete, die wir gemeinsam mit Partnern definieren. Ab einer gewissen Stückzahl entwickeln wir gerne solche customized Lösungen. Ein gutes Beispiel ist hier das Paket ready2_spray zur Lackierung, das wir in enger Zusammenarbeit mit Dürr realisiert haben.
Ganz grundsätzlich: Wie adressieren Sie den deutschen Markt? Früher gab es die Kuka Roboter GmbH und sowie Kuka Systems samt Kuka Industries. Dann wurde 2018 eine One Kuka Strategie ausgerufen. Wie sieht das heute aus?
Otto: Kuka ist in den letzten Jahren stark zentralisiert worden, was auf die globale Ausrichtung zurückzuführen ist. Nun hat man diese Struktur ein stückweit gelockert und es gibt wieder einen Robotics-Geschäftsbereich, der sich wieder klar auf den Roboter als Produkt konzentriert, während System Anlagen vor Allem für die Automobilindustrie baut. Die entsprechende Rechtsform ist dabei zweitrangig. Ein neues Produkt im Bereich Robotics sind übrigens modulare Standardzellen, die wir am ehemaligen Reis-Standort in Obernburg und Augsburg entwickeln. Unser Ziel sind modulare Standardzellen, die wir in größerer Stückzahl an etwa Tier 1 Kunden liefern können.
Aber machen Sie auch mit solchen Zellen nicht ihren Integratoren Konkurrenz?
Otto: Nein, gar nicht. Es geht hier schließlich nicht um kundenindividuelle Roboterlösungen in Losgröße 1, sondern um standardisierte und modulare Zellenkonzepte in Bereichen wie Casting, Foundry, Arc Welding oder Laser Welding. Ein Mittelständler, der ein bis zwei Roboterzellen benötigt, ist aber nach wie vor nicht unser Thema. Wir kommen dann ins Spiel, wenn ein Tier 1 Automobilzulieferer eine größere Anzahl identischer Zellen benötigt. Global agierende Tier 1 Firmen wollen schließlich auch einen One Stop Shop bei Kuka haben.
Wie gehen Sie das Trendthema Digitalisierung an?
Otto: Bei Digital Services haben wir uns verstärkt mit Firmenübernahmen wie Visual Components oder Device Insight. Nun wollen wir diese Digital Services in einen Mehrwert verwandeln. Hier denken wir einerseits an digitale Services, die uns selbst betreffen. Dazu gehört unser digitales Kundenportal my.kuka, das unseren Kunden den schnellen Zugriff auf wichtige Informationen ermöglicht. Essentieller Bestandteil davon ist der Marketplace. Er ermöglicht unseren Kunden, schnell Aufträge bei uns zu platzieren. Andererseits definieren wir Use Cases für Kunden, um etwa Maschinenzustände zu überwachen, oder Produktionsprozesse zu optimieren.
Wie sehen diese digitalen Services für Kunden aus?
Otto: Wichtige Stichworte in dem Zusammenhang sind Visual Components, Kuka Connect und Device Insight. Mit Visual Components können wir über Simulationen die Anlageninbetriebnahme vereinfachen. Beim Angebot Kuka Connect geht es um Cloud Konnektivität, etwa in Richtung Predictive Maintenance. Device Insight verfügt über wertvolle Erfahrungen im IoT Bereich, die jetzt auf die IIoT-Welt übertragen werden. Sprich: IIoT- und Shopfloor-Kompetenz wird zusammengelegt.
Sie beteiligen sich auch an der Open Industry 4.0 Alliance. Was steckt dahinter?
Otto: Unsere Roboter sind in so vielen Branchen im Einsatz, dass wir uns nicht nur auf eine Plattform beschränken können. Vor allem im Interesse unserer Kunden, wollen wir uns offen halten. Und genau darum geht es bei der Open Industry 4.0 Alliance. Als Gründer der Alliance stehen wir von Kuka für ein offenes Ökosystem. Wir verpflichten uns, das Framework der Allianz anzuwenden, um Interoperabilität zu erzielen.
Am 10. und 11. Juli planen Sie ein großes Kundenevent. Was ist zu erwarten?
Otto: Motto des Events sind die Kuka iimotion_days und es geht um ein Format, bei dem wir exklusiv für unsere Kunden und Partner Einblicke in unseren Standort Augsburg gewähren wollen. Wir zeigen etwa die hochflexible Matrix Produktion und bieten verschiedene Touren, unter anderem durch die TechCenter an. Zu viel möchte ich an dieser Stelle aber noch nicht verraten.
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