ABB Robotics und Porsche Consulting arbeiten zusammen, um für eine stärkere Automatisierung in der Bauindustrie zu sorgen. Ein Pilotprojekt soll die Entwicklung innovativer neuer Verfahren im modularen Wohnungsbau voranbringen, um so den Bedarf an erschwinglicheren Wohngebäuden zu decken und die Umweltbelastung durch das Bauwesen zu verringern.
„Die Bauindustrie steht vor zahlreichen Herausforderungen. Hochautomatisierte Gebäudefabriken sind geeignet, qualitativ hochwertigere und erschwinglichere Wohnungen zu liefern. Durch die Kombination der führenden Roboterlösungen von ABB und dem Know-how von Porsche Consulting in der Planung und im Betrieb modernster Fabriken wollen wir zum Wandel in dieser wichtigen Branche beitragen“, sagt Eberhard Weiblen, Vorsitzender der Geschäftsführung von Porsche Consulting.
Art und Weise des Wohnungsbaus verändern
„Wir sehen ganz klar die Möglichkeit, diesen Sektor und die Art und Weise des Wohnungsbaus zu verändern, indem wir den Fertigungsprozess für modulare Komponenten automatisieren“, ergänzt Marc Segura, Leiter der Robotics-Division von ABB. „Eine intensivere, intelligentere Automatisierung ist die Antwort auf den um sich greifenden Arbeitskräftemangel, und diese Zusammenarbeit wird die Produktivität steigern, mehr Individualisierung sowie nachhaltigeres und effizienteres Bauen ermöglichen.“
Auch Kuka ist hier übrigens aktiv und kooperiert bereits mit dem Immobilien-Start-up Gropyus, das Häuser aus fertigen Modulen baut und so das Bauen dadurch günstiger und nachhaltiger macht. Im schwäbischen Richen baut Kuka für Gropyus eine hochautomatisierte Fertigungsanlage für Haus-Module aus Holz. Kuka liefert dafür eine schlüsselfertige, flexible Anlage und integriert 45 Roboter und 12 mobile Roboter (AGVs). So sollen im Viertelstundentakt Wand- und Deckenbauteile für Gropyus: Bei einem Automatisierungsgrad von bis zu 86 Prozent ist Gropyus mit der neuen Fertigungslinie in der Lage, ein Wandelement in 17 Minuten zu produzieren. Ein Deckenelement ist bereits nach 16 Minuten hergestellt.
Modulare Bauweise bringt Effizienzgewinne
Hintergrund all dieser Robotik-Aktivitäten beim Hausbau: Auch aufgrund des Fachkräftemangels kann der traditionelle Bausektor der Nachfrage nach neuen Wohngebäuden kaum nachkommen. Gleichzeitig müssen die Umweltverträglichkeit und die Effizienz der Gebäude verbessert werden, und es braucht nachhaltigere Formen des Bauens.
Eine modulare Bauweise bringt Effizienzgewinne durch verringerten Materialabfall und weniger Tage, die durch ungünstige Witterung verlorengehen. Fabriken, in denen die modularen Hausbauteile entstehen, bieten zudem ein sichereres und attraktiveres Arbeitsumfeld, da Bauarbeiter im Vergleich zu anderen Branchen einem etwa 30 Prozent höheren Verletzungsrisiko an ihrem Arbeitsplatz ausgesetzt sind und das Risiko von tödlichen Unfällen bei ihnen viermal höher liegt.
Wenige Roboter im Baugewerbe
Bei der Einführung von Robotik hinkt das Baugewerbe anderen Branchen allerdings momentan noch hinterher. In einer von ABB in Auftrag gegebenen weltweiten Umfrage unter 1900 großen und kleinen Bauunternehmen gaben nur 55 Prozent der Unternehmen an, dass sie Roboter einsetzen, verglichen mit 84 Prozent in der Automobilindustrie und 79 Prozent in der Fertigung.
„Wir wissen, wie wichtig nachhaltiger Wohnungsbau ist, und sind überzeugt, dass der Transfer von Technologie und Know-how in den Bausektor die gleichen positiven Auswirkungen haben wird, wie wir sie in anderen Branchen gesehen haben“, fügt Eberhard Weiblen von Porsche Consulting hinzu.
„Wir werden unsere Planungen realisieren und demonstrieren, wie der Einsatz von Robotern im modularen Wohnungsbau dazu beitragen kann, die gesellschaftlich notwendigen Veränderungen zu unterstützen. Der gemeinsame Ansatz wird die modulare Bauweise in Bezug auf Qualität, Effizienz, Konstruktion und Nachhaltigkeit auf ein neues Niveau heben“, so Marc Segura von ABB. (ab)
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