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Mit einem Jahresumsatz von 213,6 Millionen Euro hat die Schmalz Gruppe 2021 einen Bestwert erreicht. 2022 gehen Sie von einer Steigerung auf rund 270 Millionen Euro aus. Was gibt Ihnen die Zuversicht, den globalen Herausforderungen zu trotzen?
Schmalz: Damit Schmalz Marktführer in der Automatisierung mit Vakuum sowie für ergonomische Handhabungssysteme bleibt, investieren wir nachhaltig und setzen dabei auf Innovation, Akquisition und internationale Expansion.
Was meinen Sie mit Innovation?
Schmalz: Innovative Ansätze können für uns auf struktureller oder auf Produktebene stattfinden. Beispielsweise entwickeln wir ein eigenes Kamera-Vision-System, damit Anwender Bin-Picking- und Kommissionieraufgaben noch effizienter automatisieren können. Ebenso wichtig ist für uns das Thema Digitalisierung, dem wir mit smarten Produkten Rechnung tragen. Innovation bedeutet jedoch nicht nur, neue Produkte auf den Markt zu bringen, sondern auch, branchenorientiert zu denken.
Das zweite Feld, Akquisition, ist präsenter denn je – immerhin ist die Schmalz Gruppe dieses Jahr durch den Zukauf von zwei Firmen gewachsen. Was bedeutet die Übernahme von Binar Handling und Palamatic für Schmalz?
Schmalz: Die englische Palamatic Ltd. ist seit Januar 2022, die schwedische Binar Handling AB seit März 2022 Teil der Schmalz Gruppe. Beide Unternehmen entwickeln ergonomische Hebe- und Handhabungslösungen. Sie ergänzen damit unser Portfolio der Handling-Systeme perfekt. Palamatic ist zudem in Branchen stark, in denen wir bis dato weniger präsent waren – wie der Chemie- und Pharmaindustrie und bei Anwendungen im Reinraumumfeld. Beide Tochterfirmen agieren auch weiterhin als eigenständige Marken und können ihr bestehendes Vertriebsnetz mithilfe unserer globalen Strukturen weiter ausbauen. Wir sehen zudem zahlreiche Möglichkeiten für Synergien – zum Beispiel durch die Adaption von Schmalz-Komponenten bei den Handhabungs-Lösungen von Binar Handling und Palamatic.
Und die internationale Expansion…?
Schmalz: Für die internationale Expansion investieren wir in unsere Tochterunternehmen. Schmalz China zog im März in einen Millionen-Neubau ein, der auf der grünen Wiese mit zunächst 7.600 Quadratmetern Nutzfläche in Taicang, Shanghai, geplant wurde. Wie immer spielt auch hier für uns die Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle. So handelt es sich unter anderem dank Geothermie und Photovoltaikanlagen um ein „Zero CO2“-Gebäude. In den USA erweitern wir derzeit die Produktions- und Logistikflächen um circa 150 Prozent und modernisieren gleichzeitig die bestehenden Gebäudeteile. Auch hier darf eine entsprechend dimensionierte Photovoltaikanlage nicht fehlen. Die Investitionskosten beider Projekte liegen jeweils im hohen einstelligen Millionen-Bereich.
Die Weichen sind also auf Wachstum gestellt. Was könnte Schmalz ausbremsen?
Schmalz: Die Wachstumskurve hält bisher weiter an und wir mussten, bedingt durch die globalen Ereignisse, lediglich kleinere Knicke hinnehmen. Wir liefern seit einiger Zeit keine Produkte mehr nach Russland und Belarus. Für starke Umsatzeinbrüche ist zudem der Lockdown in China verantwortlich. Hier ist es ungewiss, wann die dortige Wirtschaft wieder Tempo aufnehmen wird, hält die dortige Regierung doch konsequent an ihrer Null-Covid-Strategie fest.
Hinzu kommt sicher auch die Problematik hinsichtlich Material, oder?
Schmalz: Trotz hohem Auftragseingang sind wir im Vergleich zu Marktbegleitern zwar relativ lieferfähig, jedoch sind die Materialknappheit und die Materialpreiserhöhungen ein Thema, das uns zu schaffen macht. Ein weiterer Stolperstein ist die Inflation. Diesen Treiber der Personalkosten werden wir vor allem in Asien nicht kompensieren können. Dem gegenüber steht jedoch die derzeit sehr robuste Konjunktur, die sich positiv auf unseren Umsatz und den Auftragseingang auswirkt. Dass dieser Höhenflug nicht permanent andauert, ist anzunehmen, dafür sind die globalen Risiko-Themen zu drückend. Dennoch rechnen wir nach derzeitigem Stand auch für 2022 mit zweistelligem prozentualem Wachstum.
J. Schmalz GmbH