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Pilz wird 75: Wandel, Glaube, Menschlichkeit

Experte für sichere Automation feiert Jubiläum
Pilz wird 75: Wandel, Glaube, Miteinander

Pilz wird 75: Wandel, Glaube, Miteinander
Die beiden Geschwister Susanne Kunschert und Thomas Pilz führen als geschäftsführende Gesellschafter das Unternehmen Pilz in der dritten Generation. Bild: Pilz GmbH & Co. KG
Innovationsgeist hat das Familienunternehmen Pilz in den 75 Jahren seines Bestehens ebenso begleitet wie der stete Wandel. Die dritte Generation muss sich nun besonderen Herausforderungen stellen – und tut das mit viel Zuversicht und christlichen Werten.

Autor: Armin Barnitzke

Die Basis für die Pilz-Erfolgsstory legte Hermann Pilz 1948, als er in Esslingen eine Glasbläserei gründete, die etwa Quecksilberschaltgeräte für die Medizintechnik fertigte. In den 1960er-Jahren trieb dann sein Sohn Peter Pilz den Wandel vom Glasapparatebau zur Elektronik voran – weil der Werkstoff Kunststoff das Glas allmählich verdrängte und weil er als Visionär die Chancen erkannte, die Elektronik und Miniaturisierung für die Industrie bieten können.

Neben elektronischen Kontroll- und Überwachungsgeräten entwickelt Peter Pilz mit seinem Team auch speicherprogrammierbare Steuerungssysteme (SPS). „Pilz ist Anfang der 70er Jahre eines der allerersten Unternehmen in Europa, das SPS-Systeme auf den Markt bringt“, betont sein Sohn Thomas Pilz. Den großen Durchbruch in der sicheren Automation erlebte Peter Pilz aber nicht mehr. 1975 kam er bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Aber seine Frau Renate setzte sein Lebenswerk fort: Sie arbeitet sich in Technik und Wirtschaft ein, wird zunächst Vorsitzende des Beirats und übernimmt 1995 die Geschäftsleitung.

Christliche Werte als Fundament

Seit Ende 2017 führen die Kinder Thomas Pilz und Susanne Kunschert das Unternehmen als geschäftsführende Gesellschafter in der dritten Generation. Thomas Pilz verantwortet die technischen und produktionsnahen Abteilungen. Susanne Kunschert ist für die marktnahen Abteilungen und die kaufmännischen Bereiche zuständig.

Der Wandel ist für die beiden weiter ein steter Begleiter: „Pilz hat sich immer gewandelt, und wir freuen uns, den Wandel gestalten zu dürfen.“ Ein wichtiger Antreiber für die beiden ist dabei neben der Freude an der Innovation auch der Glaube: „Unsere christlichen Werte sind unsere Wurzeln, unser Fundament. Sie drücken sich in dem Miteinander aus, im Umgang, im Vertrauen, in der Zuverlässigkeit und der Hilfsbereitschaft bei Pilz“, sagt Susanne Kunschert.

Task Force ist im Dauereinsatz

So gelingt es den beiden Pilz-Gründerenkeln auch, die Krisen der letzten Jahre zu meistern: Erst wurde Pilz 2019 Opfer eines Hackerangriffs, der das Unternehmen wochenlang lahmlegte. Und kaum war der Cyberangriff überwunden, folgte die Corona-Pandemie mitsamt ihren Folgen wie Lieferkettenengpässen und Bauteileknappheit, die auch 2022 aufgrund von Krieg und Naturkatastrophen weiter anhielten. Susanne Kunschert: „Unsere Task Force ist im Dauereinsatz. Aber wir wandeln die Krisen mit Gottes Hilfe in positive Energie um.“

Und in Ostfildern profitieren sie von ihrem gelebten Miteinander. Nur so habe man trotz Unterbrechungen der Lieferketten und Bauteilemangel das Jahr 2022 mit einem Rekordergebnis abschließen können, sagt Susanne Kunschert. „Wir haben viele schwierige Verhandlungen und teilweise emotionale Gespräche mit Lieferanten und Kunden führen müssen. Aber wir haben das Beste daraus gemacht. Denn das menschliche Miteinander gibt uns Kraft.“ Zumal man auch zu Kunden und Lieferanten gute Beziehungen auf Augenhöhe pflege.

Ein gutes Beispiel, wie Pilz die Krisen in Kraft umwandelt, ist nicht zuletzt auch das Thema Security, wo man ja im eigenen Haus schmerzhafte Erfahrungen sammeln musste. „Der Hackerangriff hat uns einen zweistelligen Millionenbetrag gekostet“, sagt Thomas Pilz. Das erlangte Wissen will Pilz nun auch anderen Unternehmen zur Verfügung stellen, zumal Security und Safety ohnehin zusammengehören: Im Deutschen heißt beides Sicherheit.

Sicherheit = Safety + Security

„Mit Digitalisierung und Vernetzung kommt der Security auch in der Automatisierung eine zunehmend wichtige Rolle zu“, so Thomas Pilz. Daher biete man verstärkt auch Produkte und Dienstleistungen für Industrial Security an der Maschine an, etwa die Industrie-Firewall Securitybridge oder den PITReader für das Berechtigungsmanagement beim Maschinenzugriff. „Im Mittelpunkt steht die Verfügbarkeit von Maschinen und Anlagen, sowie die Integrität und Vertraulichkeit von maschinellen Daten und Prozessen.“

Gerade im Bereich Beratung und Schulung sieht Pilz steigenden Bedarf: „Bei Kunden herrscht eine starke Unsicherheit in Sachen Industrial Security: Es gibt daher viel Informations- und Fortbildungsbedarf.“ Neben Schulungen – etwa zum Certified Expert for Security in Automation (CESA) – dürfte das Beratungs- und Dienstleistungsgeschäft – beispielsweise Security-Risikoanalysen, künftig weiter florieren, erwartet Thomas Pilz. „Zumal mit der EU-Richtlinie NIS2, der neuen Maschinenverordnung und mit dem Cyber Resilience Act in Sachen Security eine ganze Menge auf die Industrieunternehmen zukommt.“

Nachhaltigkeit steter Fokus

Zum Wertekanon des schwäbischen Familienunternehmens gehört übrigens auch die Nachhaltigkeit: „Es ist unsere Pflicht, dafür zu sorgen, dass die folgenden Generationen in einer Welt leben können, in der sie sich sicher, gesund und wohl fühlen können. In unseren Unternehmenszielen ist seit jeher verankert, dass wir umweltbewusst, energiesparend und kostenbewusst arbeiten und produzieren wollen“, so Thomas Pilz.

Wichtig ist Pilz dabei der bodenständige Ansatz: „Schon unsere Mutter hat uns zur Nachhaltigkeit erzogen. Wir hatten immer eine Tüte dabei, um Müll einzusammeln“, erinnert sich Susanne Kunschert. Von eher abstrakten Gebilden wie dem CO2-Zertifikatehandel hält Thomas Pilz daher wenig: „Damit kauft man sich nur von der Verantwortung für das eigene Tun frei.“

Viel lieber will man bei Pilz selbst etwas tun für die Umwelt. Thomas Pilz: „Daher haben wir beispielhaft für ein Produkt unseren CO2-Fußabdruck ermittelt. Das Ergebnis: Die Gehäuse aus Polycarbonat hat in diesem Fall den größten Anteil am CO2-Ausstoß. Deshalb arbeitet unsere Entwicklung aktuell intensiv an dem Umstieg auf grünere Kunststoffe.“ Das ist allerdings gar nicht so einfach: „Da unsere Geräte für die Maschinensicherheit eingesetzt werden, müssen sie die Vorgaben der verschiedenen internationalen Prüfbehörden erfüllen, etwa in puncto Brennbarkeit und Flammschutz. Das gilt selbstverständlich auch bei recyclebaren oder biobasierten Kunststoffen.“

Werte. Schaffen. Zukunft.

Aber mit seinem Innovationsgeist fällt dem wertegeleiteten Pilz-Team sicher eine Lösung ein. Schließlich lautet auch der Slogan für das 75er Jubiläum „Werte. Schaffen. Zukunft.“ Und mit dem schönen Wörtchen „Schaffen“ drückt der Slogan ganz nebenbei einen weiteren Bestandteil der schwäbischen Bodenständigkeit im Hause Pilz aus. Denn in Nellingen menschelt es nicht nur, da wird auch gerne „ebbes g’schafft.“ Susanne Kunschert: „Wir haben uns von der Gründergeneration bis heute zu einem etablierten Mittelständler entwickelt. Das ist nichts, was man als gegeben sehen darf. Den Bestand des Unternehmens muss man sich jeden Tag neu erarbeiten“ – mit Glaube, Menschlichkeit sowie Lust an Wandel und Innovation.

Pilz GmbH & Co. KG

www.pilz.com


Meilensteine: PNOZ & Co.

  • Ein wichtiger Meilenstein für Pilz‘ Entwicklung zum Spezialisten für sichere Automation ist das 1987 entwickelte PNOZ: das erste Sicherheitsschaltgerät für den zuverlässigen Stopp von Maschinen im Gefahrenfall. Bis heute steht PNOZ als Synonym für Maschinensicherheit und Sicherheitsschaltgeräte.
  • Da Pilz früh die Bedeutung von Software und Digitalisierung erkennt, kommt 1995 das erste frei programmierbare, sichere Steuerungssystem PSS 3000 auf den Markt.
  • 2009 bringt Pilz mit dem PSS 4000 ein Automatisierungssystem auf den Markt, mit dem sich auch verteilte Anlagen zentral steuern lassen.
  • 2021 der nächste Schritt: myPNOZ ist das erste modulare Sicherheitsschaltgerät in Losgröße 1.

Aktuell ist das Nellinger Unternehmen global mit 42 Tochtergesellschaften und weltweit vier Produktionsstätten global vertreten und generiert mit rund 2500 Mitarbeitern einen Umsatz von über 400 Millionen Euro.

Die sicheren Automatisierungslösungen von Pilz kommen in verschiedenen Bereichen zum Einsatz. Vom Maschinen- und Anlagenbau, beispielsweise in der Verpackungs- und Automobilindustrie, über Robotik und Intralogistik bis zu Bahntechnik, Flughäfen, Theaterkulissen oder Seil- oder Achterbahnen.

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