Einer dieser Cobot-Pioniere aus Odense ist Thomas Visti: Als Vertriebsleiter hat er zunächst den Cobot-Pionier Universal Robots und dann als CEO den Transportroboterspezialisten Mobile Industrial Robots zum Erfolg geführt Nachdem Thomas Visti seinen Job als MiR-CEO recht überraschend an Søren E. Nielsen übergeben hatte, will er nun seine Erfahrung jungen Start-ups in Odense zu Gute kommen lassen.
Daher hat Thomas Visti „für innovative und ambitionierte Jungunternehmen“, wie er sagt, die Bürogemeinschaft Visti Unlimited eröffnet. Der palastartige, 32.000 m2 große Bürokomplex befindet sich im Stadtzentrum von Odense. Der Hightech-Inkubator in Odense kann etwa 100 Start-ups beherbergen. Die ersten Jungunternehmer sind bereits bei Visti Unlimited in Odense eingezogen, wo sie leichten Zugang zu strategischer Beratung von Thomas Visti haben, um global zu wachsen.
„Mein Traum ist es, eine coole Community für viele leidenschaftliche, ehrgeizige und unternehmungslustige Menschen zu schaffen, die auf dem Weg sind, ihre eigenen Träume zu verwirklichen. Ich glaube, dass meine Erfahrung, mein Wissen und meine Fähigkeiten anderen auf ihrem Weg zum Erfolg helfen werden“, so Thomas Visti. „Wir möchten der bevorzugte strategische Partner für innovative Entrepreneurs und kleinere Unternehmen sein, die davon träumen, ihr Business zu etwas Größerem zu führen.“
US-Mutter Teradyne mit dabei
Unterstützung erhält die dänische Robotik-Ikone Thomas Visti übrigens vom US-Technologieriesen Teradyne, der Muttergesellschaft von MiR und Universal Robots. Mark Jagiela, CEO von Teradyne: „Universal Robots und MiR haben Teradyne einen Einblick in die einzigartige Automatisierungs-Community in Odense gegeben. Während wir unsere Investitionen bei MiR und UR weiter erhöhen, freuen wir uns auch über die Erweiterung unserer Zusammenarbeit mit Thomas Visti durch Visti Unlimited, um unsere Verbindung zur dynamischen Community der Technologieunternehmer in Dänemark zu stärken.“
Zugleich investiert Thomas Visti in ausgewählte Newcomer: „Es ist kein Geheimnis, dass ich natürlich meine Augen und Ohren für interessante neue Investitionen offenhalte.“ Dabei hat Thomas Visti bereits in einige Start-ups investiert, darunter Unicontrol, Rokoko Electronics, Strong4life, Ergolash, Amy‘s Bar & Winehouse sowie Onrobot.
One-Stop-Shop für Cobots
Der Cobot-Greiferspezialist Onrobot wird übrigens vom ehemaligen Universal-Robots-CEO Enrico Krog Iversen geführt. Enrico Krog Iversen hatte die Company Onrobot im Juni 2018 aus drei Unternehmen geschmiedet, an denen er beteiligt war: On Robot aus Dänemark, Perception Robotics aus den USA und Optoforce aus Ungarn. Im August 2018 hat er dann das dänische Start-up Purple Robotics zugekauft.
Unmittelbare Pläne zur Übernahme weiterer Unternehmen habe er zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine, sagt Enrico Krog Iversen. „Dennoch beobachten wir den Markt genau, und wenn sich etwas Interessantes ergibt, dann schauen wir uns das an.“ Sein Ziel ist es, mit Onrobot ein One-Stop-Shop für kollaborative Roboter-Applikationen aufzubauen. „Anwender sollen sich künftig keine Gedanken mehr über die Kompatibilität von Greifern, Sensoren oder Ähnlichem machen müssen“, so seine Vision. „Wir wollen die Reise von kollaborativen Robotern zu kollaborativen Applikationen unterstützen.“
Dabei konzentiert sich Enrico Krog Iversen voll und ganz auf seine Rolle als operativer CEO. „Ich fokussiere meine Energie darauf, Onrobot zum nächsten Erfolg in der Odenseer Robotikszene zu machen. Und zwar aus einem einfachen Grund: Weil es mir Spaß macht. Ich finde es einfach super interessant, kleine Firmen an die Hand zu nehmen und mit diesen den richtigen Weg zum Markt und zu den Kunden zu finden. Kurzum: Firmen aufbauen gefällt mir.“
Millionen für Investments
Während Enrico Krog Iversen sich also auf Onrobot konzentriert, widmet sich der UR-Mitgründer Esben Østergaard (ähnlich wie Thomas Visti) eher der Start-up-Förderung in der Breite und investiert seine Millionen aus dem UR-Verkauf an Teradyne mit Reinvest Robotics in vielversprechende junge Unternehmen. „Bei Reinvest Robotics investieren wir unsere Zeit und unser Geld in Robotikunternehmen, die sich an den Nachhaltigkeitszielen der UNO orientieren“, betont Esben Østergaard. „Wir glauben, dass die Robotik eine bessere Welt schaffen kann. Und wir glauben, dass die Lösung der Weltprobleme ein gutes Geschäft ist.“
Bestes Beispiel ist der jüngst vorgestellte Abstrich-Roboter von Lifeline Robotics. Esben Østergaard: „Careebo LLR S1 ist der weltweit erste automatische Abstrichroboter und wurde als Reaktion auf die Covid-19-Pandemie entwickelt. Der Roboter ermöglicht schnelle und konsistente Corona-Tests und ist zusammen mit einem Team von Robotikforschern am Maersk Mc-Kinney Moller Institut der University of Southern Denmark (SDU) in Odense entstanden.“ Das zughörige Start-up Lifeline Robotics hat Esben Østergaard dann zusammen mit Søren Stig und Richa Hallundbæk Misri gegründet. „Auf der Grundlage meiner Erfahrungen mit Universal Robots und dem Netzwerk von Partnern werden wir dieses Produkt in Rekordzeit auf den Markt bringen.“
Agrar-Roboter schont die Umwelt
Zudem engagiert sich Esben Østergaard finanziell beim Spiel- und Lernroboter Tutobo aus Griechenland sowie beim dänischen Newcomer Farmdroid. Dieser entwickelt einen autonomen und leichten Landwirtschaftsroboter, der Aussaat und Unkrautbeseitigung auf landwirtschaftlichen Flächen automatisiert. Esben Østergaard: „Dies bedeutet, dass die Pflanzen biologisch, CO2-neutral und ohne Schäden an der Mikrostruktur des Bodens angebaut werden.“ Auch hier helfe also Robotik, die Nachhaltigkeitsziele der UNO zu erfüllen.
Zudem arbeitet Esben Østergaard mit Blue Atlas Robotics (Unterwasser-Roboter zu Inspektion), Effimat (Lager- und Logistik-Automation) und Lorenz Technology (Dronen-Technologie). Seinem Kumpel aus Universal-Robots-Zeiten, Thomas Visti, ist Esben Østergaard nach wie vor freundschaftlich verbunden: „Das neue Gebäude von Thomas ist nur 100 Meter von unserem Büro entfernt und natürlich reden wir miteinander.“
Ähnlich äußert sich Enrico Krog Iversen: „Es gibt keine formalisierte Zusammenarbeit mit den Start-up-Hubs von Esben und Thomas, aber ich spreche regelmäßig mit den beiden.“ Auch mit solchen informellen Netzwerken wächst also die Robotik im Cobot-Mekka Odense.
Auxsilium: Helmut Schmid bietet Beratung sowie Unterstützung für junge Firmen
Auch der langjährige UR-Deutschland-Chef Helmut Schmid unterstützt nach seinem Ausscheiden bei Universal Robots mit seinem neuen Unternehmen HS Auxsilium jetzt junge Hightech-Unternehmen mit Wissen und Erfahrung. Die Dienstleistungen von HS Auxsilium umfassen eine Startup- und Vertriebsberatung sowie Unterstützung als Interim Manager und Industrieexperte für die Schwerpunktbereiche Automatisierung, Robotik und KI. Daher auch der Firmenname. Aux-silium setzt sich aus den lateinischen Begriffen Aux-ilium (Unterstützung) und Con-silium (Beratung) zusammen.
Helmut Schmid: „Die Startup Branche in Deutschland und insbesondere im Bereich Robotik und KI beinhaltet so viele tolle Talente, Lösungen und Anwendungen, dass ich überzeugt bin, hier mit meinen selbst gemachten Erfahrungen und Erfolgen einen guten Mehrwert für diese Firmen zu bieten.“
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