Warum haben Sie mit Omron in Dortmund einen neuen Standort eröffnet?
Kluger: Unsere Kunden hatten von jeher Gelegenheit, unsere Technologien kennenzulernen. Die Fläche in Dortmund ist nun aber deutlich größer. Ein persönlicher Kontakt zu den Kunden und „Hands-On-Vorführungen“ waren für uns schon immer wichtig, aber dieses Ausprobieren und mit eigenen Augen sehen spielt heute eine noch bedeutendere Rolle.
Inwiefern?
Kluger: Immer mehr Kunden wollen vor Ort sehen und erfahren, wie eine Roboterlösung im wahren Leben aussieht, wie sie funktioniert, wie sie in individuellen Produktionssituationen eingesetzt werden könnte. Kunden können Proben mitbringen und fragen, ob und wie sich individuelle Produktionsabläufe automatisieren lassen. Hier finden sie erfahrene Berater und verschiedene Technologien – stationäre und mobile Robotik-Lösungen ebenso wie Sensorik- und Steuerungstechnik.
Und warum hat sich Omron bei der neuen Niederlassung ausgerechnet für Dortmund entschieden?
Kluger: Das hat verschiedene Gründe. Omron und Dortmund verbindet eine lange Geschichte und von daher war es naheliegend, die neue Niederlassung hier zu planen. Denn das Robotik-Unternehmen Adept, das heute zu Omron gehört, war ebenfalls in Dortmund ansässig. Ich würde Dortmund daher schon als ein Zentrum der deutschen beziehungsweise europäischen Robotikexpertise bezeichnen. Hinzu kommt, dass wir hier am Sebrathweg in der Nähe der TU und FH Dortmund ideale Bedingungen vorgefunden haben. Mit rund 1.850 m² haben wir deutlich mehr Präsentations- und Ausstellungsfläche als zuvor, sodass hier Schulungen, Kundentrainings und Machbarkeitsstudien besser stattfinden können.
Sind denn solche Machbarkeitsstudien die Hauptanwendung in der neuen Niederlassung?
Kluger: Die spielen eine wichtige Rolle, aber wir bieten nicht nur Machbarkeitsstudien an. Wir zeigen auf, dass sich Roboter für verschiedene Firmengrößen, Branchen und Produktionsanforderungen eignen. Unsere Labors für Machbarkeitsstudien befinden sich in ganz Europa und verfügen über Robotik-Demozellen für praktische Anwendungen.
Welche Bedeutung haben Machbarkeitsstudien heute?
Kluger: Machbarkeitsstudien spielen eine wichtige Rolle. Niemand möchte die Katze im Sack kaufen, sondern zuvor genau erfahren, ob die anvisierte Technologie überhaupt geeignet ist. Und ob sich die Kosten rechnen. Mit einem Proof of Concept lassen sich Robotiklösungen skizzieren und sie helfen dem Kunden, sich für eine passende Lösung zu entscheiden. Die tatsächliche Konfiguration ist am Ende von Kunde zu Kunde verschieden. Deswegen ist es wichtig und nützlich, die Machbarkeit einer Applikation zu bewerten. Die drei Hauptvorteile sind Investitionssicherheit, Expertise und Wissensaustausch. Der Kunde kann sich darauf verlassen, dass seine Anwendung vor der Implementierung in der Produktionsumgebung getestet wird. In den Labs lassen sich praktische Erfahrungen sammeln und Applikationen optimieren.
Wie sieht der praktische Ablauf einer solchen Machbarkeitsstudie aus? Wie kann man sich das vorstellen, bringen Kunden auch eigene Teile mit?
Kluger: Ja, Kunden können Proben mitbringen. Sie können aber auch individuelle Fragen und Anforderungen im Gepäck haben. Das ist teilweise sehr unterschiedlich. Vor Ort kann man zudem mit Fachleuten persönlich sprechen. Es sind aber auch virtuelle Demonstrationen möglich, die per Fernzugriff besucht werden können. Die Tests werden von fachkundigen Ingenieuren durchgeführt. Die benötigten Produkte lassen sich bereits vor einer Investition in die Anlage ermitteln. Das ist in Zeiten von knappen Kassen wichtiger denn je.
Bekommt der Kunde nach der Machbarkeitsstudie einen Testbericht?
Kluger: Nach der Machbarkeitsstudie erhalten Interessierte die Studie mit allen zugehörigen Dokumenten und Videos. Anhand dieser Informationen können sie dann entscheiden, ob das Projekt fortgesetzt werden soll.
Was steht in so einem Testbericht typischerweise drin?
Kluger: Jeder Testbericht ist anders, da er unternehmensspezifische Herausforderungen enthält. Typischerweise enthält das Dokument Zykluszeit, Förderverhalten der Teile, Erkennbarkeit der Teile mit der Kamera, Details zur Beleuchtungstechnik, aber auch Auffälligkeiten. Kleben die Teile aneinander? Lassen sie sich stapeln? Laden sie sich statisch auf?
Bekommt der Kunde auch Verbesserungsvorschläge und Tipps?
Kluger: Schickt der Kunde einen Greifer mit, wird dieser natürlich auch mit dem Roboter getestet. Eventuell gibt es eine Empfehlung, einen anderen Greifer zu nutzen. Zudem erhalten die Unternehmen eine Empfehlung, welcher Roboter, welche Kamera oder welches Zuführsystem für sie und ihre Anforderungen am besten geeignet ist. Sie erfahren, welchen Roboter sie brauchen, um eine bestimmte Zykluszeit zu erreichen. Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie werden live vor Ort in Dortmund besprochen oder online in einer Videokonferenz. Kunden erhalten zudem eine klare Aussage, wenn etwas nicht funktioniert oder die gewünschten Zykluszeiten nicht erreicht werden können.
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