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Fruitcore: „Der AI Copilot ist ein sehr nützliches Tool“

Interview: Jens Riegger, CEO, Fruitcore Robotics GmbH
„Der AI Copilot ist ein sehr nützliches Tool“

Wie Fruitcore Robotics den Robotereinsatz weiter vereinfachen will und wohin die Reise in Sachen KI geht, erklärt Fruitcore-Robotics-CEO Jens Riegger.

Interview: Armin Barnitzke

Mit der innovativen Antriebstechnik haben die Horst-Roboter ja ein echtes Hardware-Alleinstellungsmerkmal. Dennoch spricht Fruitcore Robotics von „Digital Robots“. Ist die Viergelenkkette als USP doch nicht genug?

Riegger: Wir wollen den Zugang zur Robotik vereinfachen. Und hier geht es eben grundsätzlich um zwei Herausforderungen. Zum einen geht es um die Roboterhardware und ihre Gesamtkosten, die nicht nur den Kaufpreis, sondern auch die Lebensdauerkosten umfassen. Und genau diese Kosten adressieren wir mit unserer Kerninnovation, der Antriebstechnik. Aber das reicht natürlich nicht aus, denn ein Roboter muss auch einfach zu bedienen sein. Deshalb war es für uns von Anfang an logisch, Hardware und Software aus einem Guss anzubieten. Diese Idee haben wir seitdem kontinuierlich vorangetrieben.

Inwiefern?

Riegger: Nun, mit einem einfach zu bedienenden Roboter allein kann der Kunde nichts anfangen. Daher haben wir unsere Robotersteuerung von Anfang an so ausgelegt, dass man damit die gesamte Anwendung einfach einrichten und steuern kann. Mit HorstOS haben wir diese Vision nun in eine KI-basierte Plattform überführt. Daher war der nächste Schritt in unserem logischen Masterplan, ein komplettes und anwendungsreifes Paket aus Hardware und Software zu schnüren. Diese Solution Kits kombinieren unsere Roboterhardware mit Zubehör und Prozess-Equipment zu einsatzfertigen Lösungen.

Zu welchen Anwendungen gibt es bereits Solution Kits?

Riegger: Wir bieten drei verschiedene Solution Kits für die Bauteilevereinzelung an, die sich vor allem hinsichtlich des eingesetzten Vision-Systems unterscheiden: Mit dem einen Solution Kit mit Sick PLOC 2D Kamera können einfache Teile gepickt werden, das zweite Solution Kit mit dem KI-basierten Grasping Kit von Schunk kann auch spiegelverkehrte Teile oder mehrere Teile mit verschiedenen Griffpositionen greifen. Neu ist noch ein 3D-Pick-and-Place-System, mit dem man wirklich komplexere Teile von einem Fließband herunterpicken kann, ausgestattet mit einer Optonic Kamera. Zudem haben wir noch ein Solution Kit zur Maschinenbestückung, in dem vor allem auch unser neuer Roboter Horst1500 zum Einsatz kommt..

Welche Anwendungen sollen noch folgen?

Riegger: In Kürze soll es mit unserem neuen Roboter Horst1500 auch ein Solution Kit zur End-of-Line-Palettierung geben. Gerade das Palettieren bietet großes Potenzial. Zudem denken wir über ein Solution Kit für das Schweißen nach – denn für Klebeprozesse haben wir bereits ein starkes Software-Feature, mit dem unser Roboter auch komplexe Pfade abfahren können.

Apropos Palettieren: Dabei kommt man doch bestimmt irgendwann in höhere Gewichtsklassen? Will Fruitcore Robotics seine Horst-Familie nach oben hin erweitern?

Riegger: Ja, unbedingt. Wir haben mit Horst1500 begonnen, in modularen Produktfamilien zu denken. Wir werden daher in den nächsten Jahren bestimmt Robotermodelle auf den Markt bringen, die noch mal wesentlich größer sind. Im nächsten Schritt denken wir an Traglasten bis zu 40 Kilogramm und 2 Meter Reichweite.

Was zeichnet den neuen Horst-Roboter 1500 aus, neben seiner Modularität?

Riegger: Bei Horst1500 haben wir mit Machine Learning unser innovatives Antriebssystem mit Koppelgetrieben stark optimiert. In Kombination mit einer Gewichtsreduzierung von 50 Kilogramm und einem Speed-Update, das durch positionsabhängige Beschleunigungen in der Software eine Reduzierung der Taktzeit um bis zu 30 Prozent ermöglicht, erreicht der Roboter dadurch 75 Prozent schnellere Taktzeiten. Horst1500 ist viel leichter als sein Vorgänger und wurde zudem in Sachen Wartung und Service verbessert. Kurz gesagt: Der Roboter ist ein vielfach optimiertes System mit deutlich mehr Performance.

Als erster Roboterhersteller hat Fruitcore Robotics ja auch ChatGPT integriert. Wie kam es dazu? War das eher ein Marketing-Gag?

Riegger: Nein, das ist sicherlich nicht der Fall. Wir sind leidenschaftliche Technologen und beschäftigen uns schon sehr lange mit Machine Learning. Mit dem unglaublichen Sprung in der KI-Technologie, den ChatGPT darstellt, wurden Konzepte wie ein AI Copilot plötzlich realisierbar. Natürlich hätten wir ohne unsere umfangreiche Vorarbeit nicht innerhalb von vier Monaten einen funktionsfähigen AI Copiloten präsentieren können. Eine Copilot-Funktion mag beim Roboter auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen, aber bei genauerer Betrachtung ist sie ein wirklich nützliches und sinnvolles Tool.

Warum?

Riegger: Viele Anwender benötigen beim Programmieren Unterstützung. Dank des AI Copiloten müssen sie nun nicht mehr die Bedienungsanleitung durchgehen oder den Support kontaktieren, sondern können den AI Copiloten bei jedem Programmierschritt direkt und unkompliziert um Hilfe bitten.

Gibt es noch weitere Anwendungsfälle für generative KI beim Horst-Roboter?

Riegger: Wir nutzen auf Messen bereits die generative KI von Dall-E, um mit natürlicher Sprache Bilder zu generieren, die Horst dann mit Pinsel und Wasserfarben auf ein Blatt Papier malt. Dabei muss er die Bildinformationen in komplexe Bahnen umsetzen. So wird aus einer simplen Eingabe wie „Mal mir eine Blume“ ein komplexes Roboterprogramm. Ähnliche Anwendungen sind natürlich auch in der Industrie denkbar. Darüber hinaus arbeiten wir am Thema automatische Programmierung. Bislang kann man sich mit dem AI Copiloten beispielsweise Code-Schnipsel zur Schnittstellen-Programmierung automatisch erstellen lassen. Der nächste Schritt wäre dann, die komplette Programmierung automatisch per Spracheingabe zu erledigen. Dies ist allerdings ein ungleich komplexeres Unterfangen. Aber ich bin sicher, dass die Reise in diese Richtung gehen wird.

Welche anderen KI-Funktionen sind für den Einsatz im Horst-Roboter sinnvoll?

Riegger: Im Bereich Sehen bieten die Vision-Hersteller bereits hervorragende Lösungen an, die wir einfach integrieren können. Besonders spannend und praxisrelevant ist jedoch die Optimierung von Roboterprogrammen und -bahnen. Hier helfen im Moment unsere Anwendungstechniker, aber wenn Prozesse künftig KI-basiert komplett automatisch optimiert werden können, wäre das sehr nützlich.

Die Horst-Roboter sind via SIM-Karte und Mobilfunknetz mit dem IoT verbunden. Können die Horst-Roboter künftig also KI-basiert voneinander lernen?

Riegger: Der Gedanke ist verlockend, und innerhalb eines Unternehmens ist es durchaus denkbar, Greifstrategien für Teile, die sich in verschiedenen Werken wiederholen, über Data Sharing einfach auf die anderen Roboter zu übertragen. Wenn die Daten jedoch das Unternehmen verlassen sollen, werden die meisten Kunden wohl ihr Veto einlegen. Theorie und Praxis gehen also allein schon aus Datenschutzgründen stark auseinander.

Fruitcore Robotics GmbH

www.fruitcore-robotics.com


Horst-Familie wächst

Mit Horst1500 hat Fruitcore Robotics kürzlich ein neues, komplett runderneuertes Robotermodell vorgestellt, bei dem das Koppelgetriebe-Antriebssystem via Machine Learning stark optimiert wurde. CEO Jens Riegger: „In Kombination mit einer Gewichtsreduzierung von 50 Kilogramm und einem Speed-Update in der Software erreicht der Roboter Horst1500 75 Prozent schnellere Taktzeiten.“

Auf dieser Basis soll die Horst-Familie weiter wachsen: „Wir haben mit Horst1500 begonnen, in modularen Produktfamilien zu denken. Wir werden daher in den nächsten Jahren bestimmt Robotermodelle auf den Markt bringen, die noch mal wesentlich größer sind. Im nächsten Schritt denken wir an Traglasten bis zu 40 Kilogramm und 2 Meter Reichweite.“

Neue Solution Kits

Zum Einsatz kommt der neue Horst1500 in Fruitcores Plug&Play-Zellen zur Maschinenbestückung und im geplanten Solution Kit zur End-of-Line-Palettierung. „Zudem denken wir über ein Solution Kit für das Schweißen nach – denn für Klebeprozesse haben wir bereits ein starkes Software-Feature, mit dem unser Roboter auch komplexe Pfade abfahren können“, berichtet Jens Riegger.

Ausgebaut werden auch die Solution Kits zur Teilevereinzelung. Neben einem Solution Kit mit Sick PLOC 2D Kamera für einfache Teile und einem zweiten mit KI-basierten Grasping Kit von Schunk für mehrere Teile mit verschiedenen Griffpositionen ist mit Optonic-Technik auch ein 3D-Pick-and-Place-System geplant, mit dem sich komplexere Teile von einem Fließband herunterpicken lassen.


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