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Robotics Institute Germany: Startschuss oder Schuss in den Ofen?

Synapticon-CEO Nikolai Ensslen kommentiert RIG-Gründung
Robotics Institute Germany: Startschuss oder Schuss in den Ofen?

Robotics Institute Germany: Startschuss oder Schuss in den Ofen?
„Wir brauchen in Deutschland wieder mehr Unternehmer, die davon träumen, mit Spitzenprodukten die Weltmärkte anzuführen und sich trauen, die dafür notwendigen Schritte zu unternehmen“, fordert der Robotik-Experte Nikolai Ensslen. Bild: Synapticon
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Um den KI- und Robotik-Standort Deutschland zu stärken, hat die Bundesregierung kürzlich zusammen mit der deutschen Spitzenforschung das Robotics Institute Germany gegründet. Das RIG soll künftig die zentrale Anlaufstelle für intelligente Robotik in Deutschland werden, damit intelligente Roboter der nächste große Exportschlager „Made in Germany“ werden. Ist das Robotics Institute Germany (RIG) nun ein echter Startschuss? Oder doch eher ein Schuss in den Ofen? Das kommentiert der Synapticon-CEO Nikolai Ensslen gewohnt kritisch.

„Grundsätzlich ist es natürlich positiv, wenn durch Initiativen wie das Robotics Institute Germany (RIG) die Aufmerksamkeit für das Thema Robotik in Politik und Medien steigt“, betont Nikolai Ensslen. Er ist CEO und Gründer des Robotik-Lieferanten Synapticon. „Damit wird zumindest ein gewisser Impuls gesetzt.“

Allerdings sieht der Robotik-Experte, der kürzlich mit Synapticon Intelligence eine Beratung für KI in der Robotik ins Leben gerufen hat, durchaus Parallelen zu anderen technologischen Trends, die mit Höchstgeschwindigkeit an uns in Deutschland vorbeigerauscht sind. „Hierzulande schaut man dem zunächst zu und wundert sich. Man ist zum einen Teil beeindruckt und zum anderen Teil gepeinigt – weil man das ja alles vor Jahren auch schon in Europa in der Forschung gekonnt hat. Und dann merkt man irgendwann, dass die Entwicklung ernst ist – und ruft nach der Politik, die der Wirtschaft dringend helfen soll, nun doch schnell Lücken zu schließen oder auf einen fahrenden Zug aufzuspringen, bevor der Wettbewerb am Horizont verschwindet.“

In den Laboren von DLR, Fraunhofer, ETH, TUM, KIT, IIT, DTI, Tecnalia & Co. stehen fantastische Ideen und Prototypen

Und die Politik? Die reagiere wie gewohnt mit kurzfristigem Aktionismus: „Man gründet einen Arbeitskreis oder eine Organisation, stellt ein Gebäude auf die grüne Wiese und hat damit Tatkraft bewiesen“, bemängelt der Start-up-Gründer Nikolai Ensslen. „Relevante Auswirkungen auf die Wirtschaft hat dies jedoch – abgesehen von ein paar Beraterverträgen und dem Umsatz einiger Bauunternehmen – meist keinen.“

Dabei seien die Chancen für die KI-Robotik made in Deutschland wirklich gut: „In den Laboren und Kellern von DLR, Fraunhofer, ETH, TUM, KIT, IIT, DTI, Tecnalia & Co. stehen fantastische Ideen, Prototypen, Einzelstücke und Testaufbauten“, berichtet Nikolai Ensslen. „Daraus aber dann marktreife Serienprodukte zu entwickeln, die sich an den Bedürfnissen und Budgets der Kunden orientieren, das überlassen wir den internationalen Wettbewerbern – dies ist ein branchenübergreifend bekanntes europäisches Muster.“

Frustrierend zu sehen, wie lange es hier dauert, bis aus einer Idee ein Produkt wird

Er findet es sehr frustrierend zu sehen, wie lange es hier dauert, bis aus einer Idee ein Produkt wird – aufgrund der Arbeitsgeschwindigkeit an sich und der zu geringen Investitions- bzw. Risikobereitschaft bei Geldgebern als auch bei Unternehmen: „Man setzt schlichtweg lieber weiterhin auf die Cash Cows und gibt neuen Lösungen keine Chance.“

Dass dies in den USA anders und oft sehr erfolgreich ist, daran habe man sich in Deutschland bereits gewöhnt. Aber auch den Erfolg vieler chinesischer Robotik-Hersteller dürfe man nicht lapidar mit staatlichen Subventionen abtun: Wenn man genau hinsieht, sind es keine Subventionen, die chinesische Marktführer schaffen, sondern rein der Wettbewerb in China selbst. Was Länder wie China im Aufbau einer für Robotik stark und groß macht, ist am Ende ausschließlich: seine Ambition.“

Wir brauchen wieder mehr Unternehmer, die davon träumen, mit Spitzenprodukten die Weltmärkte anzuführen

Und hier gilt es aus Sicht von Nikolai Ensslen anzusetzen. Solange deutsche Unternehmen nur von ihrem Status quo zehren und höchstens danach streben, nach klassischer deutscher Ingenieurskultur oder mit bester Datenschutzkonformität clevere Speziallösungen zu erfinden, für die es eh keine globale Konkurrenz gibt (weil auch der Markt dafür meist nicht global ist), wird sich an unserer abnehmenden Relevanz auf der Weltwirtschaftsbühne nichts ändern.

„Wir brauchen wieder mehr Unternehmer, die davon träumen, mit Spitzenprodukten die Weltmärkte anzuführen und sich trauen, die dafür notwendigen Schritte zu unternehmen. Sich selbst laufend mit neuer Technik auseinandersetzen und gleichzeitig starke Ambitionen für ihr Unternehmen haben. Und sich nicht hinter nicht-idealen politischen Rahmenbedingungen verstecken“, so der Robotik-Experte Nikolai Ensslen.

Ergebnisse von Spitzenforschung und Entwicklung sollten schnell wie möglich sowohl von Konzernen, Mittelständlern als auch Start-ups aufgegriffen werden

Aus seiner Sicht kann das Robotics Institute Germany durch erfolgreich sein: „Aber nur dann, wenn die Ergebnisse von Spitzenforschung und Entwicklung so schnell wie möglich sowohl von Konzernen, Mittelständlern als auch Start-ups gleichermaßen aufgegriffen werden.“ Zudem sollten interessierte Investoren solche Technologie- und Talenttransfers begleiten. „Und die Menschen und Inhalte müssen an wenigen Orten, oder im Idealfall an einem, zusammengebracht werden“, betont Nikolai Ensslen.

Dabei solle man sich aber weniger ein Beispiel an anderen Verbänden oder Institutionen nehmen, sondern sich mehr an Innovations-Inkubatoren und Gründerzentren wie dem Y Combinator oder dem UnternehmerTUM orientieren. „Wenn dies gelingt, dann ist der Zug in Sachen Robotik in Deutschland und Europa noch nicht abgefahren. Entpuppt sich das Robotics Institute Germany jedoch als “Smoke and Mirrors”, dann wird aus dem Startschuss schnell wieder ein Schuss in den Ofen.“

https://www.synapticon.com


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