Im Rahmen der mehrmonatigen Zusammenarbeit am Audi-Standort Neckarsulm gab es drei Projektetappen, in denen anhand des Anwendungsfalls Schweißen von Autokarosserien mögliche Hürden bei der KI-Einführung und entsprechende Lösungsmöglichkeiten erarbeitet wurden. Im Kern ging es darum, künftige KI-Anwendungen angemessen absichern und dokumentieren zu können, sowie alle beteiligten Parteien bei Audi in den Entwicklungsprozess miteinzubeziehen.
Eine positive Einstellung gegenüber der neuen KI-Technologie zu fördern, war den Audi-Projektpartnern besonders wichtig. Deshalb starteten die Fraunhofer-Experten zunächst beim Personal. Sie befragten Fachkräfte in der Produktion, in der Qualitätssicherung, von der IT und Führungskräfte hinsichtlich der Potenziale und Wünsche, die sie mit dem KI-Einsatz verbinden.
Schweißen als Beispiel
Als beispielhafter Anwendungsfall wurde dann im zweiten Projektschritt das Widerstandspunktschweißen ausgewählt und hinsichtlich seiner Eignung für den KI-Einsatz bewertet. Bisher übernimmt hier eine Fachkraft die Qualitätskontrolle. Sie prüft Schweißpunkte mithilfe von Ultraschall und klassifiziert diese als in Ordnung oder auffällig. Dieser aufwendige Prozess soll künftig unterstützt werden, indem die KI die Güte der Schweißpunkte mit bestimmten Prozessparametern bewertet und so eine Vorauswahl an auffälligen Punkten zur Prüfung per Ultraschall vorschlägt.
In der dritten Projektetappe wurde ein Leitfaden für den erfolgreichen und sicheren KI-Einsatz bei Audi erarbeitet: von der Entwicklung eines Anwendungsfalls über die Datennutzung und Modellentwicklung bis zum Einsatz des Modells.
Hilfestellung für Unternehmen
„Mit dem Leitfaden vereinen wir aktuelle Forschungsergebnisse mit Best-Practices aus der KI-Anwendungsentwicklung und anstehenden Gesetzgebungs- und Regulierungsbestrebungen. So können wir Unternehmen eine Hilfestellung für die Entwicklung zuverlässiger KI-Lösungen geben“, erklärt Prof. Marco Huber, in dessen Abteilung Cyber Cognitive Intelligence am Fraunhofer IPA das Projekt bearbeitet wurde.
Dafür nehmen die Autoren Bezug auf den im Entwurf vorliegenden EU AI Act, den Leitfaden zur Gestaltung vertrauenswürdiger Künstlicher Intelligenz des Fraunhofer-Instituts für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS sowie auf das Whitepaper Trusted Artificial Intelligence des TÜV Austria. Und natürlich bezieht der Leitfaden auch das Feedback aus den Interviews mit dem Personal ein. „Für die Fachkräfte bei Audi ist es entscheidend, dass die Funktionsfähigkeit und die Sicherheit eines KI-Systems transparent gemacht werden“, sagt die Technologieakzeptanz- Expertin Janika Kutz, Leiterin des Teams Public Service Innovation beim KODIS des Fraunhofer IAO.
Audi hat so eine umfassende Empfehlung an der Hand, um die Einführung von KI in der Qualitätskontrolle oder auch in weiteren Produktionsprozessen erfolgreich zu gestalten. Somit ist das Unternehmen bestens aufgestellt, um die gesetzlichen Vorgaben für den Einsatz von KI-Anwendungen zu erfüllen, sobald sie in Kraft treten.
Die allgemeinen, unternehmensunabhängigen Erkenntnisse aus dem Projekt nutzen die Fraunhofer-Fachkräfte zum einen als Grundlage für weitere Beratungsprojekte rund um KI für die Produktion. So können sie für Unternehmen jeder Größe ähnliche Leitfäden für alle KI-Anwendungen rund um den Produktionskontext erstellen.
Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA
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