„Unser Ziel ist die Demokratisierung der Industrieautomation“, sagt Annie Noel, Chief Operating Officer des kanadischen Unternehmens. Dazu will Vention mit einem Plattform-basierten Geschäftsmodell komplexe Bestell- und Konstruktions-Prozesse in der Automation vereinfachen und so das Entwerfen, Programmieren und Bereitstellen von Automatisierungsequipment erleichtern.
Noel: „Mit unserer einzigartigen Manufacturing Automation Platform (MAP) können Kunden ihre Produktionsanlagen in einfachen Schritten via Webbrowser konstruieren, automatisieren, bestellen und einrichten.“ Alle Bestandteile für ein Automationsprojekt können dazu einfach per Maus-Klick innerhalb von Minuten im Drag&Drop zusammengestellt werden. „Durch unsere MAP Plattform können Unternehmen ihre Automatisierungsprojekte dreimal schneller umsetzen – mit bis zu 40 Prozent geringeren Kosten.“
Amazon plus Lego und Ikea
Dabei vereint Vention die Geschäftsmodelle von Amazon (Shopping-Plattform), Lego (Baukasten) und Ikea (Do-it-yourself-Zusammenbau). Denn Vention arbeitet zwar einerseits mit Roboterherstellern wie Fanuc, Universal Robots und Doosan zusammen, hat aber ergänzend einen eigenen umfangreichen Hardware-Baukasten mit Profilen und Maschinenelementen, End-of-Arm Tools und Greifern, Linearachsen, Vorrichtungen oder Zuführtechnik sowie Steuerungen und Motoren im Angebot.
Durch das aufeinander abgestimmte modulare Hardware-Baukasten-Ökosystem reduziere man das Technologierisiko, argumentiert Noel. „Alle unsere eigenen Teile sind im typischen Blau gehalten und können wie Möbel von Ikea mit einem Vention-Imbusschlüssel zusammengebaut werden.“ Dieses Hardware-Portfolio baue Vention auf Basis des Kundenfeedback ständig aus, sagt Noel. Neu sind beispielsweise XL-Profile als Träger für 20 bis 30 kg schwere Cobot-Modelle.
Einfache Programmierung und Maschinen-Analyse
Darüber hinaus baut Vention sein Software Portfolio aus: So hat Vention zur Automatica 2023 eine codefreie und Phyton-basierte Programmierumgebung in seine Plattform integriert, mit der sowohl Einsteiger als auch erfahrene Programmierer ihre Automationszellen einfach installieren und steuern können.
Ebenfalls neu ist eine intelligente Software zur Analyse der Maschinen-Daten als neue Säule der Plattform. Noel: „Machineanalytics bietet Nutzern der Cloud-Plattform MAP die Möglichkeit, das volle Potenzial ihrer Maschine auszuschöpfen: vom Scoping über das Design und die Bereitstellung bis hin zum Maschinenbetrieb. Über eine einheitliche Ansicht und eine nahtlose Integration in das MachinePortal-Dashboard können Nutzer auf wichtige Erkenntnisse zu ihrem Projekt und ihrer Maschine zugreifen, einschließlich Maschinenverfügbarkeit, Laufzeit, Ausfallzeit, Zykluszeit und mehr.“
Anlagen via Webbrowser entwerfen
Zentrales Tool der Plattform ist aber das smarte CAD-Tool Machinebuilder, mit dem man – wie beim Ikea-Küchenplaner – via Webbrowser im intuitiven Drag&Drop seine Automationsanlage entwerfen und dann gleich bestellen kann. „Der Preis wird dabei in Echtzeit angezeigt.“
Ein Design-Checker identifiziert Fehler und Unvollständigkeiten noch vor dem Kauf. „Und wer möchte kann sich online auch bei einem Vention Engineer Hilfe holen und von diesem prüfen lassen, ob alles vollständig ist und funktioniert“, sagt Noel. Und wer die Installation nicht selbst übernehmen möchte, dem bietet Vention eine Art Deployment-Service mit Hilfe eines Netzwerks aus Integrationspartnern.
Europa-Offensive von Berlin aus
Bisher hat die vor sieben Jahren gegründete Vention laut Noel bereits über 4.000 Kunden bedient, die über 16.000 Maschinen mit der Cloud-Plattform konfiguriert und installiert haben. „Viele dieser Anlagen wurden für die Maschinen-Beladung oder für das Palettieren eingesetzt, aber auch automatisierte Montage- und Prüfstationen sind darunter“, berichtet Noel.
Ein Großteil seines Geschäfts macht Vention derzeit noch in USA und Kanada. Um auch in Europa stärker Fuß zu fassen, hat Vention im Juni 2022 – nach Montreal und Boston – in Berlin den ersten Standort außerhalb von Nordamerika gegründet. „Berlin ist für uns nicht nur ein Distributionslager, sondern wir bieten dort auch Montage-Services an und haben ein komplettes Vertriebs- und Kundenservice-Team vor Ort. Bei Bedarf bauen wir für Kunden sogar die komplette Anlage zusammen, programmieren diese und nehmen sie in Betrieb“, berichtet Noel. Daher will Vention in Europa Gas geben und verstärkt auf Veranstaltungen und Messen präsent sein. „Europa trägt bei uns erst 10 bis 15 Prozent zum Umsatz bei. Das zeigt, dass wir hier noch viel Potenzial haben“.
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