Firmen im Artikel
Bemerkenswerte Zahlen zum Jubiläum: Passend zum 75. Geburtstag kann der Automationsspezialist Lenze auch über ein Rekordergebnis jubeln: Das Auftragsvolumen des Automatisierungsspezialisten wuchs im zurückliegenden Geschäftsjahr um 50 Prozent auf mehr als 1,1 Mrd. Euro und der Konzernumsatz stieg um 21 Prozent auf 832,6 Mio. Euro. Damit nimmt Lenze nun die Umsatz-Milliarde ins Visier.
Neben der loyalen Kundenbasis haben vor allem die Servo-Motion-Produkte und die neuen i500– Frequenzumrichter sowie die große Nachfrage aus dem Wachstumssegment Handling, Robotik, Intralogistik zum guten Ergebnis beigetragen, berichtet Lenze-CEO Christian Wendler. „Die Intralogistikbranche ist daher für Lenze ein dynamisches und strategisch wichtiges Feld.“
Energiesparen mit Automatisierung
Auch im derzeit „turbulenten Marktumfeld“ werde die Automatisierung in den nächsten Jahren weiter zu den Gewinnerbranchen zählen, verspricht Christian Wendler – auch wegen des Trends zum Energiesparen. „Wir helfen unseren Kunden bei der Entwicklung nachhaltiger, energieeffizienter Produktionsprozesse – mit Automatisierung und Digitalisierung. Mit unserer langjährigen Expertise und unserem Domänenwissen analysieren und interpretieren wir ihre Maschinendaten und gewinnen daraus relevante Erkenntnisse für unsere Kunden. So können wir den Energieverbrauch einer Maschine im Schnitt um bis zu 30 Prozent reduzieren.“
Strategische Investitionen
Um vom allgegenwärtigen Wandel zu profitieren, müsse Lenze aber agiler und schneller werden. „Und wir müssen enger mit Start-ups, Zulieferern, wissenschaftlichen Instituten und Kunden zusammenarbeiten“, fordert Christian Wendler. Lenze intensiviere daher die Zusammenarbeit. Ein Beispiel ist der Mechatronic Competence Campus (MCC) in Extertal. „Der MCC wird mit der offiziellen Eröffnung am 15. Oktober 2022 das Herz der Lenze-Mechatronik. Ziel ist es, unser geballtes Know-how an einem Ort zusammenzubringen und so noch schneller die Antriebslösungen aus Mechanik, Elektronik und Software zu entwickeln, die unsere Kunden brauchen“, verdeutlicht Christian Wendler.
Innovative Formen der Zusammenarbeit ermöglicht auch seit Sommer 2022 der Digital Hub Industry in Bremen. Eng angedockt an die Universität Bremen bietet Lenze mittelständischen Maschinenbauunternehmen dort ein Ökosystem für den offenen Austausch von Erfahrungen und Ideen sowie für Experimente und Kollaborationen. „Erst in der Zusammenarbeit entstehen nutzbringende digitale Services und Geschäftsmodelle.“
Digitalisierung nur gemeinsam
Vor allem bei der digitalen Transformation sieht Lenze viel Bedarf für eine enge Zusammenarbeit und unterstützt daher Maschinen- und Anlagenbauer auf dem Weg zu neuen, digitalen Geschäftsmodellen. „Viele kleinere Maschinenbauer können digitale Services nicht selbst entwickeln: Die Ideen sind zwar oftmals da, aber es mangelt an Wissen, an Fachkräften und in manchen Fällen am Technologieverständnis für neue Geschäftsmodelle. Ihnen helfen wir bei der Entwicklung und Implementierung“, erklärt Christian Wendler.
Open Automation Platform Nupano
Um diese Digitalisierungshilfe für den Maschinenbau konkret in die Tat umzusetzen, hat Lenze – quasi als Geschenk zum Jubiläum – ein spannendes Digitalisierungskonzept vorgestellt: die Open Automation Platform Nupano. Diese basiert auf bewährten offenen IT-Architekturen und soll es Maschinenbauern möglichst einfach machen, digitale Innovationen auf Maschinenebene zu realisieren. Daher auch der Name Nupano, der sich von „New Panorama“ ableitet.
„Mit Nupano wollen wir Software aus der IT-Welt näher an die Maschine heran bringen“, sagt Lenze CTO Frank Maier. Das Problem für Maschinenbauer heute: Es fehlen ihnen die nötigen Softwareentwickler, zumal sich die heutigen Softwareentwickler eher mit modernen Internetsprachen wie Google Go oder Python auskennen und von SPS-Programmierung nach IEC 61131 gar keine Ahnung haben. Zudem ist es sehr aufwändig und wartungsunfreundlich Digitalisierungslösungen direkt in der SPS-Maschinensteuerung zu realisieren. „Wir brauchen daher Möglichkeiten, um moderne Softwaresprachen der IT-Welt in die OT-Welt der Maschinen einzubinden“, sagt Maier.
Cloud und Linux-Runtime
Und genau das soll Nupano ermöglichen: Nupano besteht zum einen aus der Nupano Cloud, in der Maschinenbauer – natürlich in ihrem privaten Bereich – eine Übersicht ihrer Maschinen als digitale Zwillinge sowie entsprechende Apps finden. Diese Apps können von Lenze stammen oder vom Maschinenbauer selbst entwickelt werden. „Unsere Kunden erwarten von einer Plattform einen echten Wettbewerbsvorteil. Sie keine Plattform, von der sie nur öffentliche Commodity-Apps herunterladen können“, erklärt Frank Maier.
Will ein Maschinenbauer dann eine mit IT-Sprachen entwickelte App – beispielsweise zu Datenanalyse mir der Open Source Machine-Learning-Technologie Tensorflow – auf seine Maschinen bringen, kann er die App zunächst am digitalen Zwilling der Maschine testen. Konkret ausgeführt wird die App dann später mit der Docker-Technologie auf der Linux-basierten Nupano-Runtime. Diese Runtime kann auf jedem Industrie-PC laufen und kommuniziert über Ethernet mit der Maschinensteuerung.
Pilotanwender MEBA
Eine der Pilotanwender ist der Maschinenbauer MEBA Metall-Bandsägemaschinen GmbH. „Wir müssen immer mehr Automationsanforderungen erfüllen und Digitalisierungslösungen entwickeln“, berichtet MEBA-Geschäftsführer Carsten Oberwelland. „Bislang haben wir solche Digitallösungen direkt in der Maschinensteuerung integriert. Das macht aber Wartung und Wiederverwendung schwierig, , zudem fehlen auch uns Softwareentwickler. Wir brauchen daher neue Lösungen, um Apps unabhängig von der Maschinensoftware zu entwickeln. Nupano bringt also genau das, was wir brauchen.“
Mehr zum Thema Industrie 4.0