Können Gewindespindeln mitdenken? „Ja!“, sagt Moritz von Soden, Geschäftsführer der Bornemann Gewindetechnik GmbH & Co. KG aus dem Landkreis Holzminden. Eine smarte Gewindespindel, in der ein hochsensibler Sensorverbund versteckt ist, schlägt per Bluetooth Low Energy Alarm, sobald ein Parameter den grünen Bereich verlässt. Dafür gewann der Mittelständler bereits den ife-Innovationspreis 2020.
Da die Digitalisierung der Produkte also in vollem Gange ist, entschied sich Bornemann, auch den digitalen Transformationsprozess in den eigenen Produktionsanlagen voranzutreiben. Die Suche nach einer passenden IoT-Lösung gestaltete sich aber zunächst deutlich schwieriger als vermutet. Bornemann fand sich in den oft überdimensionierten IoT-Konzepten nicht wieder.
Um digitale Lösungen in der Produktion umzusetzen, hatte von Soden zwei Möglichkeiten: entweder eine proprietäre Plattform selbst zu entwickeln oder auf eine bereits bestehende externe Lösung aufzusetzen. Eine aufwendige Eigenentwicklung kam aus Kapazitäts- und Kostengründen nicht in Betracht.
Anfang 2021 lernte von Soden die IoT-Lösung von Conrad Connect aus Berlin kennen. Die Ausgründung von Conrad Electronic unterstützt als Digitalisierungspartner Kunden auf dem Weg ins Internet der Dinge. Deren IoT-Lösung funktioniert als Platform-as-a-Service (PaaS) und ist damit quasi ein Bindeglied zwischen klassischen Infrastruktur-Clouds (IaaS) und fertige Software aus der Cloud (SaaS). Dabei bezahlt man nur für die Funktionalitäten, die man für seine Anwendungsfälle tatsächlich benötigt. Ein ultra-leaner Ansatz und perfekt für KMUs.
Schnell implementiert
Seit März 2021 laufen bei Bornemann mit der Plattform von Conrad Connect nun vier konkrete Szenarien. Bei drei Testanlagen messen Sensoren anhand unterschiedlicher Parameter, ob die Maschine läuft, stillsteht oder möglicherweise bald eine Störung zu erwarten ist. Energieverbrauchs-Sensoren, Temperaturfühler und andere aufmerksame Wächter registrieren minimale Abweichungen und melden diese an die IoT-Plattform.
Dadurch werden automatisierte Textnachrichten oder Anrufe an das zuständige Technikerpersonal ausgelöst. Beim Druck auf einen Smart Buttons erhalten Maschinenführer sofortige Unterstützung durch einen Techniker. Neben einer aufleuchtenden Lampe an der Maschine, weisen ihnen, ähnlich wie im Flugzeug, LED-Leisten den Weg zur entsprechenden Fertigungseinheit. Soden nennt diese Funktion „Meister-Warnung“.
Sparen bereits im ersten Jahr
Der Testzeitraum ist zwar noch nicht abgeschlossen, das Zwischenfazit von Moritz von Soden fällt jedoch durchweg positiv aus. „Allein die Meister-Warnung per Smart Button bietet uns einen deutlichen finanziellen Vorteil. Der Investition im Wert von wenigen hundert Euro steht eine jährliche Ersparnis von mehreren tausend Euro gegenüber. Das Bedienpersonal muss sich nicht auf die Suche nach Entstörungstechnikern begeben, sondern kann die Zeit produktiv an der Maschine einsetzen“, rechnet Moritz von Soden vor.
Neben manuellen Meldungen werden die Maschinen aber auch vollautomatisch überwacht. Ungeplante Stillstände können so erkannt werden, die gerade am Wochenende für einen hohen Produktivitätsverlust führen. Das Einsparpotential liegt auch hier im fünfstelligen Bereich.
Bornemann sieht zudem einen deutlichen Mehrwert in der zentralen Datenanalyse, um die Kapazitätsplanung noch effizienter zu gestalten. Schon jetzt steht daher fest, dass der Mittelständler weitere Digitalisierungs- und Automatisierungspotentiale unter Einsatz der IoT-Plattform von Conrad Connect prüfen wird.
Conrad Connect GmbH
Klaus-Conrad-Str. 1
92240 Hirschau
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