Wie geht ein Unternehmen die Migration seines ERP-Systems in die Cloud am besten an?
Kreitz: Wie bei allen Projekten sollte auch für die Cloud-Migration zunächst festgelegt werden, welche Ziele mit dem Umzug in die Cloud erreicht werden sollen. In der Praxis erleben wir bei Itelligence beispielsweise oft, dass Unternehmen mit dem Umzug in die Cloud gleich ihre gesamte IT-Infrastruktur infrage stellen. Der Umzug in die Cloud ist jedoch kein Allheilmittel, mit dem sich etwa jahrelang aufgeschobene Versäumnisse mit einem Schlag wettmachen ließen.
Sondern?
Kreitz: Die ERP-Cloud-Migration dient vor allem dazu, mehr Flexibilität ins unternehmerische Handeln zu bringen. Nicht für alle Bereiche des Unternehmens sind Cloud-Lösungen zwingend notwendig. Es gilt daher zunächst einmal herauszufinden, für welche Abteilungen und Bereiche sich Cloud-Lösungen anbieten. Das Motto lautet: Erst einmal klein anfangen, beispielsweise in einer Tochtergesellschaft oder Sparte, und dann nach und nach den Umzug voranbringen. Wichtig ist, sich bewusst zu machen, dass die Cloud-Migration keine Ad-hoc-Aktion ist, sondern als Übergangsphase zu betrachten ist, um im Reifegradmodell der Digitalisierung voranzukommen.
Nach welchen Kriterien können denn Unternehmensbereiche ausgemacht werden, die sich zuerst für die Cloud-Migration anbieten?
Kreitz: Dreh- und Angelpunkt der gesamten Cloud-ERP-Einführung ist die Nutzung von Best-Practices. Funktioniert beispielsweise die Lagerabwicklung bereits gut, bietet es sich nicht an, diese als erstes in die Cloud zu migrieren. Parallel zur initialen Einführung einer ERP-Cloud-Lösung sollte daher auch nicht viel Re-Engineering durchgeführt werden. Man sollte die Cloud erst erlernen und dann erweitern.
Wie findet ein Fertigungsunternehmen die für sich am besten geeignete Cloud-Lösung?
Kreitz: Grundsätzlich bestehen drei verschiedene Möglichkeiten, ein ERP-System in der Cloud zu betreiben: Über eine Private Cloud, eine Public Cloud oder über eine Hybrid-Lösung. Bei der Private Cloud laufen die Daten im Rechenzentraum des Betreibers auf einer dezidierten IT-Infrastruktur zusammen, bei der Public Cloud über mit anderen Cloud-Kunden gemeinsam genutzte Dienste, die aber natürlich ebenfalls gut geschützt sind. Für kleinere Unternehmen lohnt sich beispielsweise oft eine Software-as-a-Service-Lösung (SaaS), bei der sie zusammen mit der Applikation auch die gesamte Infrastruktur inklusive Plattform im Abonnementmodell erhalten. Der Anbieter kümmert sich dann um alles, von der Installation über Wartung, Sicherheit bis hin zum Support.
Welches Modell ist für mich das richtige?
Kreitz: Das hängt natürlich immer von individuellen Anforderungen ab. In der Praxis bieten sich meist hybride Lösungen an. Motto: „Cloud First, aber nicht Cloud Only.“ So muss für die Wahl der richtigen Cloud-Lösung beispielsweise geklärt werden, ob die Kernprozesse der Fertigung und Logistik unterstützt werden und auch Variantenfiguration zulassen. Aus der Vielzahl der Anforderung ergeben sich häufig verschiedene Hybridszenarien. In der S/4 HANA Cloud gibt es daher auch mehr als 30 vordefinierte Integrationsszenarien, die bei der Implementierung zwischen ERP Cloud und ERP On-Premise-Lösung zum Einsatz kommen können.
Itelligence AG
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