Kleinwagen oder SUV, Elektromotor oder Verbrenner – immer breiter wird das Modellspektrum an Fahrzeugen, die in einer Anlage lackiert werden. Dieser Wunsch nach Flexibilität bringt die konventionelle Linienfertigung an ihre Grenzen. Um schneller auf Kunden- und Marktanforderungen reagieren zu können, muss die bisher starre Produktion flexibel werden.
Die Lackieranlage der Zukunft teilt daher die rund 120 Arbeitsschritte des Lackierprozesses in Boxen und kleinere Abschnitte auf. Statt eines festen Takts werden die Prozesszeiten in jeder Box exakt an den Bedarf der einzelnen Karosserie angepasst. Möglich ist das durch parallel ablaufende Prozesse in den Boxen und durch das Zusammenspiel mit einem zentralen Hochregallager und dem speziell entwickelten fahrerlosen Transportsystem Ecoprofleet.
Software steuert FTS-Flotte
Gesteuert wird die FTS-Flotte durch die Software DXQ-Control. Sie führt das FTS mit der Karosserie intelligent zum jeweils nächsten Prozess und sichert eine effiziente Auslastung aller Boxen. So können die Karosserien vorausschauend sortiert, punktgenau zum richtigen Arbeitsplatz gebracht und abgeholt sowie am Ende in der vom Hersteller geplanten Sequenz an die Endmontage übergeben werden.
In der konkreten Umsetzung bedeutet das Boxenkonzept beispielsweise, drei Lackiervorgänge – den Innen- und die beiden Außenaufträge – in nur einer Kabine zusammenzufassen. Das spart Prozesszeit ein, da zwei der drei bisher üblichen Fördervorgänge entfallen. Die Verluste beim Farbwechsel lassen sich sogar um bis zu zehn Prozent reduzieren, wenn in einer Box ausschließlich eine Farbe appliziert wird.
Das Aufteilen des Lackierprozesses auf Boxen verkürzt den Gesamtprozess, da die Applikationszeit auf das einzelne Fahrzeug abgestimmt ist. Auch die Gesamtanlagen-Verfügbarkeit steigt, denn eine Störung wirkt sich nur in dem betroffenen Boxenabschnitt aus und beeinträchtigt – anders als bisher –nicht die komplette Produktionslinie. In das variable Layout lassen sich zudem Sonderprozesse, wie eine Sonderfarbversorgung oder die oversprayfreie Zweiton-Lackierung, leichter integrieren.
Das Konzept der Lackieranlage der Zukunft ist auf die spezifischen Anforderungen unterschiedlicher OEMs ausgerichtet. Großen Volumenherstellern mit hoher Stundenleistung bietet es die Chance, neue Modelle und Technologien einfacher zu integrieren. Unternehmen, die Investitionsrisiken vermeiden wollen, ermöglicht es eine planbare Erweiterung von 24 Einheiten pro Stunde in zwei Schritten auf 48 und 72 Einheiten. E-Mobility-Newcomer können ihre Fertigung mit kleinen Stückzahlen starten und entsprechend der Nachfrage schrittweise ausbauen.
Dürr Systems AG
Carl-Benz-Str. 34
74321 Bietigheim-Bissingen
FTS für Lackieranlage
Die Automobilproduktion wandelt sich von starren Fertigungslinien zu modularen Arbeitsstationen. Dürr hat daher mit Ecoprofleet daher ein flexibles fahrerloses Transportsystem speziell für Lackieranlagen entwickelt. Die lack- und lösemittelbeständige FTS-Plattform ist nur 335 mm hoch. Dank dieser niedrigen Bauhöhe unterfahren die FTS alle typischen Arbeitsplätze und Fördertechniksysteme, um Karosserien zu übergeben oder zu übernehmen. Um die schweren Lasten stabil zu transportieren, steht das Leergewicht von Ecoprofleet mit 850 kg im passenden Verhältnis zur maximalen Traglast bis 1000 kg. Für Sicherheit sorgen Laserscanner und Safety Limit Speed. Ecoprofleet nutzt als Energiespeicher Kondensatoren, die innerhalb von nur 1,5 Minuten aufgeladen sind. Strategisch werden die Ladepunkte im Anlagenlayout dort installiert, wo das FTS ohnehin stillsteht, weil es eine Karosserie übergibt oder aufnimmt.
Dürr Systems AG
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