„Obwohl sich die am Markt spürbaren Innovationssprünge bisher nur inkrementell entfalten, steigt aktuell das Disruptionsrisiko durch Start-ups, finanziert durch branchenfremde Investoren, die die Potentiale in der Automatisierungsbranche erkannt haben“, sagt Simon Moser (Branchenexperte und Leiter Innovation & New Business) bei Dr. Wieselhuber & Partner. Angesichts der Summen, die 2022 allein von europäischen Unternehmen in Start-ups investiert wurden, werde sich dieses Disruptionsrisiko durch Newcomer über die kommenden Jahre weiter entfalten und noch intensivieren.
So wurden im Jahr 2022 allein in für die Automation relevanter Technologiefeldern mehr als 2,5 Milliarden Euro in europäische Start-ups investiert. Als prominentes Beispiel verweisen die Berater auf einen der größten Deals, bei dem sich das Lagerrobotik-Start-up Exotec letztes Jahr mehr als 290 Millionen Euro Wagniskapital gesichert hat – bei sechsstelligem Umsatz.
Große Wetten auf Automation
„Das veranschaulicht die Größe der Wetten, die branchenintern und -extern auf die Technologien der Zukunft gesetzt werden“, so Korbinian Richter. „Interessanterweise sind unter den Investoren in Start-ups auch die klassischen Kunden von Automatisierungsanbietern. Sie integrieren sich über Investitionen in Start-ups in der Wertschöpfung horizontal weiter.“
Angesichts dieser Zahlen müssen sich viele Industrieunternehmen die Frage stellen, wie lange das eigene Geschäftsmodell und die eigene Branche vor den obengenannten Disruptoren geschützt sind und wie hoch dieses Risiko tatsächlich ist, so die Berater. Was also ist zu tun?
Das eigene Geschäftsmodell absichern
Das eigene Geschäftsmodell und langfristige Wettbewerbsfähigkeit im eigenen Marktumfeld sowie die gleichzeitige Förderung innovativer Neuentwicklungen und digitaler Ideenvielfalt muss abgesichert werden. Hierbei hilft nur eine systematische Vorgehensweise, um Veränderungen in Markt und Wettbewerb in Form von Wachstumspotentialen rechtzeitig zu erkennen und entsprechende Handlungsfelder abzuleiten.
Die Investition von Wagniskapital in Start-ups, M&A-Aktivitäten von Wettbewerbern, Veränderungen der Wertschöpfungsarchitektur und Anmeldung von Patenten sind belastbare Frühindikatoren für die dringend notwendigen strategischen Diskussionen und Entscheidungen, um Handlungsfelder ableiten zu können.
KI wertet Wagniskapitalflüsse aus
Doch dafür braucht es konkrete Werkzeuge: So kann mit Hilfe eines Transformationsindikators (Ti) in einem dreistufigen Prozess die relevante Start-up-Szene für die Industriegüterbranche analysiert werden, um frühzeitig strategische Entscheidungen treffen sowie die digitale Ideenvielfalt für Neuentwicklungen anzureichern. Mit Hilfe künstlicher Intelligenz werden mehr als 90% aller globalen Wagniskapitalflüsse ausgewertet und der Bedrohungsgrad technologischer Innovation und digitaler Disruption für Geschäftsmodelle und Wertschöpfungsketten eingeordnet, um frühzeitig Wachstums- und Gefährdungspotentiale abzuleiten.
Systematisches Screening von technologischen Potentialen
Daraus entsteht ein systematisches Screening von technologischen Potentialen entlang ihrer Wertschöpfungskette und eine belastbare Faktenbasis zur Vorhersage von Marktentwicklung – als Fundament strategischer Transformationsentscheidungen. Das Resultat: Transparenz über die Möglichkeiten, neue Technologien im Unternehmen zu nutzen, unabhängig davon, ob ein Start-up akquiriert, sich an der Weiterentwicklung der Technologie beteiligt oder nur die Aktivitäten von Wettbewerbern überwacht werden.
Klar ist daher für Simon Moser: „Die systematische Früherkennung von Wachstumspotentialen durch die Analyse von Wagniskapitalflüssen kann in 2023 auch bei Automatisierern den entscheidenden Unterschied machen – denn die maximale Transparenz sorgt dafür, dass Geschäftschancen rechtzeitig erkannt sowie frühzeitig genutzt werden und zukunftsweisende Disruption im besten Fall im eigenen Unternehmen passiert.“
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