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Yaskawa-Cobot als mauernder Klima-Retter bei Rockfarm

Roboter baut bei Rockfarm CO2-Speichermauern aus Lavagestein
Yaskawa-Cobot als mauernder Klima-Retter

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Mit einem Yaskawa-Cobot baut das Berliner Start-up Rockfarm klimafreundliche Natursteinmauern aus CO2-bindendem Lavagestein. Für den HC10DTP Cobot sprach nicht nur seine Schutzklasse IP67, sondern auch sein langes Versorgungskabel. Autor: Dr.-Ing. Christopher Schneider”, Cobot Business Coordinator, Yaskawa Europe GmbH – Robotics Division

Als der Wirtschaftsingenieur Dr. Tobias Brett Anfang 2020 nach Jahren in der Industrie sein eigenes Unternehmen gründete, hatte er ein großes Ziel: „Wir wollen dem wachsenden globalen Klimaproblem eine skalierbare Lösung entgegenstellen.“ Mit Rockfarm baut der Start-up Gründer daher Mauern aus Vulkan- bzw. Lavagestein. Dieses bindet klimaschädliches Kohlendioxid (CO2) aus der Luft oder aus dem Abgas chemischer Prozesse und speichert es langfristig.

Rockfarm setzt dafür nicht nur materialseitig auf Innovationen (etwa auf eine beschleunigten Gesteinsverwitterung, in dem das speicherfähige Gestein vermahlen wird): Das Konzept zeichnet sich auch durch eine zweite Besonderheit aus: Die teils viele hundert Meter langen CO2-Speichermauern werden nicht manuell aufgemauert, sondern automatisiert mit einem Roboter.

Kompetenzen bei der Konstruktion der Roboter-Peripherie

Das Know-how haben die Entwickler um Tobias Brett schon zuvor mit dem Bau konventioneller Natursteinmauern aufgebaut. Ziel war es, ein möglichst günstiges Verfahren mit einer möglichst hohen Qualität bei der Verarbeitung zu verbinden, damit die Mauer sowohl marktfähig ist als auch viele Jahre lang stabil steht.

Dabei waren insbesondere besondere Kompetenzen bei der Konstruktion der Roboter-Peripherie gefragt. Denn die geforderten Zeiten beim Mauerbau können nur mit einem Multifunktionswerkzeug erreicht werden, das drei unterschiedliche Aufgaben im Mauerbau gleichermaßen übernehmen kann. Gelöst wurde diese Anforderung mit einer Eigenentwicklung aus dem 3D-Drucker.

Nicht weniger anspruchsvoll gestaltete sich die Suche nach dem Roboter. Da beim automatisierten Handling von Naturmaterialien immer wieder kleinere Störungen im Prozess auftreten können, die den Eingriff eines Menschen notwendig machen, war eine kollaborative Lösung von Anfang an gesetzt. Gefragt war also ein Cobot, der im direkten Kontakt mit Personen eingesetzt werden kann (MRK)

Roboter muss auch mit Staub oder bei Regen funktionieren

Tatsächlich kamen seinerzeit gleich mehrere potenziell geeignete Cobots neu auf den Markt, die allerdings allesamt ein Manko hatten, wie sich Tobias Brett erinnert: „Unser Einsatzbereich ist draußen. Das heißt der Roboter muss auch in staubiger Umgebung oder bei Regen noch funktionieren – was die von uns zunächst geprüften Modelle nicht konnten.“ Anders dagegen der Cobot von Yaskawa: Der HC10DTP mit 10 kg Tragkraft ist nämlich in der Schutzklasse IP67 ausgeführt und damit staubdicht und gegen Spritzwasser geschützt.

Und noch ein ganz entscheidender Punkt sprach für das Roboter-Modell: das außergewöhnlich lange Versorgungskabel, das Steuerung und Manipulator über bis zu 30 Meter verbindet. „Wir waren sehr glücklich, als uns Yaskawa gleich diese Variante angeboten hat“, so Tobias Brett. Damit kann die Steuerung fest auf einem Anhänger montiert und die gesamte Anlage mit Netzstrom versorgt werden. Nur der Roboter bewegt sich – quasi an der langen Leine – flexibel auf einem mobilen Fahrgestell. Andernfalls müsste die Steuerung immer zusammen mit dem Roboter und einem zusätzlichen Akku bewegt werden.

Praktische Bedienknöpfe am Cobot-Handgelenk

Nicht zuletzt hat der HC10DTP die Rockfarm-Techniker bei Programmierung und Montage überzeugt: Wie auch die anderen Cobot-Modelle der DTP-Serie verfügt er über praktische Bedienknöpfe am Handgelenk. Diese erleichtern das Anlernen des Roboters per Handführung, weil nicht immer jede Position auf dem Handbedienpanel des Roboters bestätigt werden muss.

Außerdem zeichnet sich die Serie durch einen standardisierten Adapterflansch aus. Peripherie und Roboter lassen sich damit einfach mechanisch miteinander verbinden. Als weiteren Vorteil nennt Tobias Brett die Kabel- und Medienführung innerhalb des Roboterarms mit über 1300 Zentimeter Reichweite. Die innenliegende Installation der Leitungen vermeidet Störkonturen.

Mit seinem Mauerer-Cobot verfolgt Gründer und Geschäftsführer Tobias Brett große Ziele: „Unsere Mauerbaulösung ist inspiriert vom Bau der Chinesischen Mauer und setzt auf das schon in historischen Zeiten bewährte Bauverfahren eines Schotter-Faserverbunds.“ Vermutlich konnte ein chinesischer Soldat damals rund drei Meter pro Monat bauen. Ein Maurer heute schafft per Hand etwa einen Meter Mauer pro Tag. Mit Roboter lassen sich sogar über zehn Meter realisieren.

Roboter hat den Praxistest bereits bestanden – auch bei Regen

Seine Maurerfertigkeiten hat der HC10DTP inzwischen mehrfach bewiesen, wie Tobias Brett bestätigt: „Der Roboter hat den Praxistest auf jeden Fall bestanden – auch bei Regen.“ Rockfarm setzt das Modell nun standardmäßig ein. Als positiver Nebeneffekt sorgt der Roboter für Aufmerksamkeit bei potenziellen Kunden und Investoren. Außerdem soll das Rockfarm-Konzept perspektivisch per Franchise auch von Garten- und Landschaftsbauern angeboten werden. Der Einsatz des Roboters stellt dann die Qualität des Endprodukts sicher.

Weitere Schritte hat das Rockfarm-Team ebenfalls schon im Blick: So denkt man gerade über höhere CO2-Speichermauern nach, z. B. zur Einfriedung von Solaranlagen oder als Schallschutzwände an Verkehrswegen. Mit dem HC20DTP, einem Cobot mit 20 kg Traglast und einem längeren Arm mit bis zu 1,9 Meter Reichweite, wäre das jedenfalls problemlos möglich. Und mit Yaskawa wäre die Lösung sogar international skalierbar, denn der Hersteller der Motoman-Roboter ist weltweit aufgestellt.

Yaskawa Europe GmbH

www.yaskawa.de/produkte/roboter


Solche Mauern aus Vulkan- bzw. Lavagestein binden durch beschleunigte Gesteinsverwitterung klimaschädliches Kohlendioxid (CO2) und speichern es langfristig
Bild: Yaskawa

Idee und Technologie: Was macht Rockfarm?

Die Innovation von Rockfarm besteht dabei auf der Materialeingangsseite darin, dass das speicherfähige Gestein vermahlen wird. Die dadurch stark vergrößerte Oberfläche beschleunigt den Prozess erheblich. Außerdem kann das Gesteinsmehl regelmäßig ausgetauscht werden.

In der Mauer lagert das Gesteinsmehl über ein Jahr hinweg in zahlreichen Reaktionskammern. Diese werden feucht gehalten und abwechselnd sauer und basisch eingestellt, um die Gesteinsverwitterung weiter drastisch zu beschleunigen. Die Steuerung erfolgt dabei über eine innovative Dachstruktur, die in einem endlosen 3D-Druckverfahren hergestellt wird. Sie beinhaltet mechatronische Baugruppen, die die Verwitterung des Gesteinsmehls steuern können.

Tatsächlich eignen sich solche Speichermauern so zur massenhaften und dauerhaften Bindung von CO2. Ein möglicher Einsatzbereich sind zum Beispiel Biogasanlagen, von denen es allein in Deutschland rund 9500 gibt. Sie alle produzieren Rauchgas. Das entspricht etwa 17 Millionen Tonnen biogenes CO2 pro Jahr.

Das Potenzial der Erfindung ist damit enorm. Nicht zuletzt deshalb wurde RockFarm als eines von 82 Projekten durch die US-amerikanische Organisation Xprize für den internationalen Wettbewerb „Carbon Removal“ qualifiziert, der die weltweit besten technischen Lösungen zur CO2-Reduzierung auszeichnet und fördert. Der von der Musk Foundation mit insgesamt 100 Mio. Dollar Preisgeld ausgestattete Contest läuft noch bis 2025.


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