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Universal Robots: „Wir wollen den Kunden auf seiner Reise begleiten“

Interview: Andrea Alboni, General Manager Western Europe bei Universal Robots
Universal Robots: „Wir wollen den Kunden auf seiner Reise begleiten“

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Wie Universal Robots seine führende Position am Cobot-Markt behaupten will, erläutert Andrea Alboni, General Manager Western Europe bei UR. Neben seinen Robotern setzt Universal Robots dafür stark auf Komplettlösungen und das UR+-Partnernetzwerk sowie auf Software und Services.

Interview: Armin Barnitzke

Mit inzwischen 1000 Mitarbeitern hat Universal Robots einen echten Meilenstein erreicht. Der freche Newcomer von einst ist erwachsen geworden. Wie fühlt man sich, wenn man vom Jäger zum Gejagten wird?

Alboni: Ob Jäger oder Gejagter ist für mich nicht entscheidend. Aber die 1000-Mitarbeiter-Marke ist für uns schon ein sehr schönes Symbol, weil sie zeigt, dass wir in den letzten Jahren einiges richtig gemacht haben. Wir haben mit dem Konzept Cobot für die Robotik ja einen ganz neuen Markt kreiert. Wir sind zwar nun kein Start-up mehr, aber wir möchten manche Eigenschaften eines Start-ups behalten: etwa Geschwindigkeit oder Nähe zum Markt. Und wir sind gekommen, um zu bleiben.

Was macht Sie zuversichtlich, dass die UR-Erfolgsstory weitergeht?

Alboni: Wir stecken mitten in einer tiefen Transformation unserer Gesellschaft. Beim Thema demografischer Wandel und Fachkräftemangel stehen wir erst ganz am Anfang. In Deutschland werden wir 2050 wohl 10 Millionen weniger Menschen haben, aber wir wollen ja trotzdem unseren Wohlstand behalten und weiter produzieren. Und mit unserem Cobot-Konzept können wir für die Arbeitskräftekrise eine Lösung anbieten, oder zumindest einen Teil davon. Daher gilt es nun, die Hürden für Automation und Robotik noch weiter zu senken.

Und wie?

Alboni: Natürlich müssen wir unsere Roboter weiter vereinfachen, aber es geht auch viel um Partnerschaften. Gerade KMUs und Handwerksbetriebe brauchen beim Robotereinsatz Unterstützung. Konzerne wissen, wie man automatisieren kann und haben das entsprechende Personal, die kleinen Betriebe nicht. Daher brauchen sie Hilfe durch Integratoren. Dabei geht es aber nicht um teure, aufwendige Sondermaschinen, sondern wir müssen mehr in Richtung Standardisierung gehen: Wir brauchen mehr Plug&Produce-Lösungen. Daher haben wir kürzlich das Konzept UR+ Solutions gestartet. Hier kann man fertige standardisierte Automationslösungen bestellen, die für 95 Prozent aller Fälle ausreichend sind. Aber natürlich muss auch der Endkunde, ob er nun 10 Mitarbeiter oder 10.000 Mitarbeiter hat, ein bisschen mehr Verantwortung übernehmen.

Inwiefern?

Alboni: Er sollte überlegen, wie er seine Mitarbeiter in Sachen Robotik weiterentwickeln kann. Eine wichtige Rolle spielt dabei unsere UR Academy, wo Mitarbeiter zum Roboterbediener geschult werden. Das Thema Schulungen ist aus meiner Sicht genauso zentral wie die Kombination aus guten Robotern, fertigen Komplettlösungen und einem funktionierenden Partnernetzwerk zur Unterstützung der Endkunden.

Ist für einen Bewusstseinswandel in Richtung Robotik auch die Politik gefordert?

Alboni: Ich bin immer sehr vorsichtig, von der Politik etwas zu wünschen oder zu fordern. Denn auch ohne politische Offensive und entsprechende Subventionen kommen wir voran, weil Roboter-Lösungen heute bereits wirtschaftlich sind. Und dass der Roboter die Arbeitsplätze klaut, ist in den Betrieben kein Thema mehr. Diese Frage bekomme ich nur noch von Journalisten gestellt. Es fehlen in den Betrieben schlicht die Arbeitskräfte.

Welche Bereiche sind bei den UR Plus Solutions besonders vielversprechend?

Alboni: Wir wollen uns grundsätzlich mehr fokussieren und professionalisieren. Daher konzentrieren wir uns bei UR verstärkt auf drei Themenbereiche: zum einen das Schweißen mit dem Cobot. Das galt noch vor ein paar Jahren als unmöglich, heute ist das Cobot-Schweißen eine der stärksten Applikationen. Die Fokusthemen zwei und drei sind die Palettierung, ob in der Lebensmittelbranche oder in anderen Industriebereichen, und die Maschinenbeladung.

Aber die Maschinenbeladung ist doch ein Klassiker…

Alboni: Natürlich, aber auch dort ist das Potenzial nach wie vor enorm, wenn man an die installierte Basis von Maschinen in Europa denkt. Und viele Unternehmen, klein und groß, finden eben einfach keine Mitarbeiter. Ein gutes Beispiel ist unser Kunde Thales in Ulm. Thales hatte einen lukrativen Auftrag gewonnen und wollte deshalb auf drei Schichten gehen. Sie haben sogar neue Maschinen gekauft, aber sie konnten diese Maschinen nicht bedienen, weil einfach die Mitarbeiter fehlen.

Was bedeutet es konkret, wenn Sie sich auf die Themen Schweißen, Maschinenbeladung und Palettieren fokussieren?

Alboni: Wir wollen vor allem interne Anwendungskompetenzen aufbauen, um mit unseren Kunden und Partnern auf Augenhöhe kommunizieren zu können. Wir wollen herausfinden, was uns auf Softwareebene fehlt, damit der Endanwender oder der Integrator ein einfacheres Leben hat – etwa indem wir die Umrüstungszeiten beim Beladen von CNC-Maschinen verringern.

Die Zahl der Cobot-Anbieter ist inzwischen enorm gewachsen: Wie will UR seine Marktführerschaft bei Cobots behaupten?

Alboni: Wir haben mit der E-Series einen Roboter, dessen Leistungsfähigkeit aus meiner Sicht noch nicht erreicht wurde am Markt. Und unser UR20, den wir auf der automatica im Juni 2022 vorgestellt haben, wird ganz neue Maßstäbe in Sachen Performance setzen. Zudem haben wir eine Software, die weiterhin Benchmark ist und die wir alle drei Monate verbessern. Hinzu kommt unser UR+-Ökoystem, in dem wir etablierte Anbieter ebenso versammeln wie viele spannende Start-ups, um unseren Kunden die optimale Lösung für ihre Applikation zu bieten. Und nicht zu vergessen: Wir haben in den letzten Jahren gelernt, wie wichtig das Thema Dienstleistungen ist.

Welche Dienstleistungen meinen Sie?

Alboni: Wir wollen Kunden auch im Aftersales unterstützen, wenn der Roboter verkauft ist. Läuft die Applikation richtig? Können wir etwas verbessern? Wie können wir Downtime vermeiden? Auf solche Services werden wir uns stark fokussieren. Ein Beispiel: Mit dem UR Performance Check analysieren wir das jeweilige Roboter-Programm auf Optimierungsmöglichkeiten und Verbesserungsvorschläge für die Programmierung, damit der Kunde weniger Verschleiß hat. Wir wollen nicht nur den Roboter verkaufen, sondern den Kunden auf seiner Reise begleiten.

Um den UR20 haben Sie auf der automatica viel Wirbel gemacht. Aber es gibt doch auch andere Cobots mit 20 kg Traglast oder sogar mehr. Was macht den UR20 so besonders?

Alboni: Die Traglast von 20 Kilo und auch die große Reichweite machen gar nicht den Unterschied. Wichtig ist die Performance: Mit der größeren Geschwindigkeit in den Gelenken machen wir ganz neue Applikationen möglich. Hinzu kommt die Einfachheit der Struktur. Der UR20 ist ein echter Leichtbauroboter und wiegt nur 64 Kilo: Er ist also flexibel einsetzbar, auch auf mobilen Transportsystemen. Und man ihn mit einem Schuko-Stecker betreiben, der einfach in die Steckdose gesteckt wird. Im UR20 stecken viele Features, die wir noch gar nicht richtig gezeigt haben.

Der UR20 soll ja das erste Modell einer ganz neuen Cobot Generation sein. Wann gibt es denn die kleineren Brüder?

Alboni: Konkrete Pläne gibt es dafür noch nicht, weil wir momentan darauf fokussiert sind, den UR20 auf den Markt zu bringen. Wenn wir mit dem UR20 in die Produktion gehen, können wir auch sagen, wann seine Brüder kommen. Diese werden dann vergleichbar sein in Größe und Gewicht mit der E-Series. Übrigens: Mit der E-Series können wir nach wie vor innerhalb von 2 Wochen liefern.

Auch in Deutschland expandieren Sie gerade: Was sind Ihre Pläne?

Alboni: Wir werden in Deutschland im ersten Quartal 2023 umziehen in neue Büros in München. Wir vergrößern uns damit von 600 auf über 2000 Quadratmeter. Das ist auch nötig, denn wir sind in Deutschland jetzt rund 50 Mitarbeiter. Und wir werden dann bessere Möglichkeit haben, die Kunden bei ihren Projekten gezielt zu unterstützen: Wir werden genug Platz haben für eine Werkstatt und einen Showroom. Und wir werden die Schulungen ausbauen und die Kapazitäten verdoppeln. Übrigens haben wir in den letzten zwei Jahren auch die Schulungskapazitäten bei unseren Partnern stark erhöht. Wir haben in Deutschland rund zehn autorisierte Trainingspartner. Das ist wichtig, denn unser Schulungsraum in München ist jeden Tag voll ausgebucht.

Universal Robots (Germany) GmbH
www.universal-robots.com


Bild: Universal Robots

Komplettlösungen für den einfacheren Robotereinsatz

Mit fertig integrierbaren Komplettlösungen für verschiedene Anwendungen aus dem UR+ Ökosystem will Universal Robots die Umsetzung von Robotiklösungen einfacher, schneller und effizienter machen – auch für Betriebe ohne explizite Robotik-Fachkenntnisse. „Unsere Kunden müssen das Rad nicht neu erfinden und können stattdessen gleich loslegen“, sagt Andrea Alboni, General Manager Western Europe bei Universal Robots (UR).

Zu den ersten Komplettlösungen, die in Deutschland, Österreich und der Schweiz angeboten werden, gehören unter anderem Schweißlösungen von Lorch und Migatronic. Zudem bietet der UR+ Partner Ecosphere Automation eine Lösung für die Automatisierung von Stanz-, Press- und Umformungsaufgaben an. Das Angebot an Komplettlösungen, sogenannten Solutions, wird kontinuierlich erweitert.

https://www.universal-robots.com/de/plus/produkte/


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