Rethink Robotics wurde 2008 vom renommierten MIT-Professor Rodney Brooks in Boston gegründet und galt mit seinen „freundlichen“ Cobots Baxter und Sawyer als Pionier der Mensch-Roboter-Kollaboration – zumal die Cobots ein Display mit nettem Gesicht besaßen und einfach zu bedienen waren. Dennoch geriet Rethink Robotics in finanzielle Schwierigkeiten und musste 2018 nach seiner Insolvenz die Produktion in Boston einstellen.
Die Ruhrkohle Stiftung Beteiligungsgesellschaft (RSBG SE) übernahm daraufhin die Patente und Hardware und setzte die Entwicklung des Cobots Sawyer durch ihre Tochtergesellschaft United Robotics Group fort. Trotz der Übernahme hatte der Cobot weiterhin Hardware-Schwächen. Um diesen entgegenzuwirken, erhielt der Cobot in der „Black Edition“ eine umfassende Überarbeitung mit deutschem Maschinenbau-Know-how. Dennoch blieb der erhoffte große Markterfolg aus.
Fulminanter Neustart auf der US-Messe IMTS
Aufgrund der vielfältigen Aktivitäten der United Robotics Group im Bereich Servicerobotik (etwa mit den Aldebaran-Robotern Nao und Pepper und im Bereich Laborautomatisierung) war die Marke Rethink samt Cobot Sawyer daher ziemlich unsichtbar geworden. Nun erfolgt in Nordamerika ein Neustart der Marke.
„Wir hatten auf der US-Messe IMTS einen fulminanten Neustart, zumal die Marke Rethink in den USA nach wie vor bekannt ist“, freut sich Julia Astrid Riemenschneider, VP Business Development Industrial Robots International bei der United Robotics Group. „Nun treten wir in Nordamerika mit einer ganzen neuen Roboter-Familie an.“
Cobots sind komplette Neuentwicklung
Zur Familie gehören sieben neue Cobots mit Traglasten von 7 bis 30 kg namens Rethink Reacher und zwei neue AMRs mit Namen Rethink Ryder. Die neuen Cobots sind allerdings keine Nachfolger des einstigen Sawyer-Roboters: Sie haben kein Gesicht und auch die Software Intera ist verschwunden. „Wir haben die neuen Cobots gemeinsam mit einem Partner aus dem europäischen Netzwerk komplett neu entwickelt. Zukünftig sollen die Rethink Reacher Cobots in den USA gebaut werden.“
In den USA will die Rethink 2.0 vom aktuellen Roboter- und Cobot-Boom profitieren, der vom aktuellen Reindustrialisierungs-Trend „Made in USA“ ebenso beflügelt wird wie vom Fachkräftemangel. Mit den Cobots in Schutzart IP65 zielt Rethink Robotics vor allem auf gängige Industrieanwendungen im Bereich Maschinenbeladung im Bereich Metall und Kunststoff oder Palettierung.
„Wir sind preislich attraktiv. Und unsere Cobots sind einfach bedienbar und zuverlässig. Das ist unser Versprechen“, betont Julia Astrid Riemenschneider: Ob die neuen Rethink Roboter dann auch nach Europa kommen? „Sag niemals nie“, betont Julia Astrid Riemenschneider. „Allerdings steht erst mal Nordamerika im Fokus. Da gibt es genug zu tun.“
Das sind die sieben neuen Cobots
Die neue Rethink Reacher (RE) Linie besteht aus sieben Cobot-Modellen (RE 07, 09, 13, 16, 21, 30 und 30L), die Nutzlasten von 7 bis 30 kg handhaben. Eine robuste Hardware soll Präzision, Geschwindigkeit und Haltbarkeit erhöhen und die Fähigkeiten für den industriellen Einsatz verbessern, unterstützt durch eine IP65-Schutzklasse für den Einsatz in nassen und staubigen Umgebungen. RE Cobots bieten eine Wiederholgenauigkeit von ± 0,03 mm. Je nach Modell liegt die maximale Geschwindigkeit zwischen 120 und 200 Grad pro Sekunde.
Das sind die beiden neuen AMRs
Die Rethink Ryder Mobilroboter-Linie umfasst das MRE 550-Modell für leichte bis mittelschwere Nutzlasten bis zu 550 kg und das MRE 1400-Modell für schwere Nutzlasten bis zu 1400 kg. Beide Roboter verfügen über eine integrierte Hubfunktion. Die Rethink Ryder AMR-Linie bietet eine 360-Grad-Sensorik zur Beobachtung der Umgebung und gewährleistet so auch die Sicherheit am Arbeitsplatz. Ryder AMRs navigieren unabhängig ohne zusätzliche Komponenten: Ein Simultaneous Location and Mapping System (SLAM) bietet eine Umgebungsvisualisierung für Palettenidentifikation, dynamisches Umgehen von Hindernissen und Trajektorienplanung.
Mobiler Manipulator
Neben Cobots und AMR bietet Rethink als Rethink Riser auch einen mobilen Manipulator-Roboter (MMR) an, der quasi Cobot und AMR kombiniert. Diese Kombination eines Ryder AMR mit einem Reacher Cobot und einer tragbaren Batteriebox ermöglicht eine flexible mobile Handhabung von Teilen.
Das Besondere: Der Ryder AMR kann den Reacher Cobot samt Steuerung bei Bedarf von einer Arbeitsstation zur nächsten transportieren und dort absetzen. Während der Cobot dort eine Maschine belädt, kann der AMR in der Zwischenzeit andere Transportaufgaben übernehmen. Die beiden Komponenten des Riser, der Cobot und der AMR, verfügen dazu jeweils über eigene Batteriepacks, die separat geladen werden müssen. Dies ist auch induktiv möglich.
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