Mit 190 Produkt-Neuheiten – real und digital – zündet Igus zur Hannover Messe 2023 mal wieder ein wahres Innovationsfeuerwerk. „So viel an Kreativität und Energie habe ich noch nicht erlebt“, ist Igus Chef Frank Blase dementsprechend stolz auf die Entwicklungen seines Teams.
Unter anderem wächst bei Igus das Portfolio an Low-Cost-Robotik, das die Automatisierung im Mittelstand vorantreiben soll. „Unsere Mission ist es Robotik erschwinglich zu machen“, sagt Alexander Mühlens, Leiter des Geschäftsbereichs Low Cost Automation bei Igus.
Zuwachs für Gallionsfigur
Entsprechend bekommt die „Gallionsfigur der Low-Cost-Robotik“, der kostengünstige Kunststoff-Roboter Rebel, nun einen kleinen Bruder beziehungsweise ein „KID“. Der kleinere Cobot Rebel KID (Kinimatik in Didactic) wird ab Mai 2023 für nur 3.999 Euro verfügbar sein, inklusive Steuerungssoftware und Netzteil.
Der Rebel-KID-Cobot wiegt nur 4 kg, hat eine Reichweite von 310 mm und bewegt 0,5kg bis 1kg Last. Damit eignet er sich für die Ausbildung und den Einsatz auf mobilen Robotern (AGV/AMR) ebenso wie für den Einsatz in beengten Bauräumen, beispielweise in der Prüfautomation oder Kamera-Qualitätskontrolle und ist dabei auch über Kopf einsetzbar.
Digitale Werkzeuge für die Low-Cost-Robotik
Zudem baut Alexander Mühlens seine Low-Cost-Robotik mit Software und digitalen Werkzeugen aus, damit Kunden ihre individuelle Robotik-Hardware schnell und einfach konfigurieren, integrieren und steuern können. Gemäß der Idee „Play before Pay“ können Anwender beispielsweise mit der RBTXperience Software über ein 3D-Modell Kameras, Greifer, Roboter, aber auch Maschinengestelle und Förderbänder kombinieren und virtuell erproben – „das ist so simpel wie der Schrankkonfigurator eines Möbelhauses“, so Alexander Mühlens.
Per Drag and Drop Funktion lassen sich die Komponenten und Aufbauten beliebig anpassen, immer mit Kompatibilitätsgarantie und Live-Preis. CAD-Dateien der Lösungen lassen sich in die eigene Planungssoftware mit einem Klick herunterladen.
Mit AnyApp alle Roboter steuern
Doch nicht nur die Konfiguration, sondern auch die Steuerung von Low Cost Automation vereinfacht Igus und bietet eine intuitive Software an, mit der sich die Bewegungsabläufe der Rebel Roboter anhand von digitalen Zwillingen innerhalb von 30 bis 60 Minuten festlegen lassen – auch ohne Programmierkenntnisse.
Ganz neu ist in dem Zusammenhang die AnyApp Software, mit der sich auch Roboter von anderen Anbietern programmieren lassen. Über 40 Kinimatiken von rund 20 Drittherstellern könne man bereits ansteuern, verrät Alexander Mühlens. AnyApp eignet sich besonders für Unternehmen, die Roboter verschiedener Hersteller kombinieren, sich aber nicht in mehrere Steuerungssoftwares einarbeiten wollen.
Enjoyneering: das Engineering-Leben vereinfachen
Und auch sonst hat nicht Igus nicht nur jede Menge Neues in Sachen Kunststoff zu verkünden, sondern gibt auch in Sachen Digitalisierung Gas, um den Kunden unter dem Motto „Enjoyneering“ das Engineering-Leben zu vereinfachen. Das Ziel: Kunden einfach und spielerisch den Zugang zum richtigen Motion Plastics Produkt ermöglichen.
So bringt Igus nicht nur eine Künstliche Intelligenz, die über das Smartphone Ersatzteile in Sekundenschnelle identifiziert und bestellt, sondern auch die App IgusGO. Anhand eines Fotos des Produkts, ob ein Fahrrad oder ein Bagger, analysiert die künstliche Intelligenz der App, wo schmierfreie Bauteile von Igus in diesem Produkt für mehr Wirtschaftlichkeit sorgen könnten.
Iguversum auch als digitaler Service
Stolz ist Igus auch auf sein virtuelles iguversum. Im digitalen Raum treffen sich Ingenieure, Materialexperten und Planer und bauen gemeinsam 3D-Modelle von neuen Maschinen, Anlagen und Fahrzeugen im 1:1-Maßstab – ohne teure Anreisen, die CO2-Emissionen verursachen. Produkte lassen sich dadurch nicht nur schneller, nachhaltiger, zuverlässiger und kostengünstiger entwickeln, sondern in dieser Virtuellen Realität auch leichter in Betrieb nehmen.
„Die Möglichkeiten der Virtuellen Realität für den Maschinenbau sind absolut faszinierend. Wir möchten diese Technologie von Anfang an aktiv mitgestalten“, betont Igus Geschäftsführer Frank Blase. Damit auch kleine und mittelständische Unternehmen mit begrenztem Budget und Know-how das Metaverse einfach nutzen können, plant Igus, sein iguversum mittelfristig als digitalen Service zu öffnen, der vollständig von Igus gemanagt wird. Andere Betriebe können dann von dieser Zukunftstechnologie Metaverse profitieren– ohne eigene Enticklungskosten.
Offene Konfigurations-Plattform
Und auch anderweitig treibt Igus des Service-Gedanken weiter: Eine völlig neue Dienstleistung ist die full-managed Softwareplattform „kopla“. Mit ihr können produzierende Unternehmen eigene Online-Konfiguratoren und Berechnungswerkzeuge erstellen.
„Dank unserer eigenen Erfahrungen mit der Entwicklung von Online-Konfiguratoren, dem hinterlegten Baukastenprinzip und einer full-managed Cloudlösung reduziert sich die Time-to-Market – sprich die Zeit bis zur Marktreife – im Vergleich zu herkömmlichen Softwarelösungen um ein Vielfaches”, so Frank Blase.
Abwärme nutzen: Igus stellt Bauanleitung zur Verfügung
Bei solchen Services hat der Igus-Chef sicher auch im Hinterkopf, dass solche Dienstleitungen eine schöne Umsatzquelle jenseits des Produktverkaufs sein können. Aber Igus agiert auch uneigennützig: So will Frank Blase das für die eigenen Produktion entwickelte Abwärme-System, das erwärmtes Kühlwasser der Spritzgussmaschinen für das Heizen der Produktionshalle nutzt und so den Gasverbrauch gegen Null fährt, frei verfügbar machen.
Die genaue Bauanleitung wolle man unter dem Namen MHRS (Machine Heat Recovery System) auch anderen Industrieunternehmen zur Verfügung zu stellen. „Wir selbst haben wochenlang nach einer Lösung gesucht und nirgendwo genaue Bauanleitungen gefunden. Das möchten wir anderen Firmen ersparen.” Wenn alle Betreiber von Spritzguss-Maschinen das System einsetzen würden, könne man 7 Milliarden m3 Gas sparen. Damit ließen sich 3,1 Millionen Haushalte heizen, hat Frank Blase ausgerechnet
Auf dem Weg zum millionsten Kunden
Trotz COVID-19-Pandemie, Ukraine-Krieg und Energiekrise hat Igus sein Wachstum fortgesetzt. Die Kölner betreuen mittlerweile über 188.000 Kunden aus über 50 Branchen weltweit und beschäftigt rund 4.600 Mitarbeiter an 31 Standorten. Am 11. November 2022 hat Igus zum ersten Mal die Umsatzmilliarde geknackt. Der Jahresumsatz stieg insgesamt um 25 Prozent auf 1,15 Milliarden Euro. Und das nächste Ziel ist bereits gesteckt: Bis 2030 möchte Igus weltweit eine Million aktive Kunden betreuen.
Zudem will Igus die CO2-Bilanz von Kunststoff verbessern. Eine Schlüsselkomponente ist dabei das Recycling. Deshalb erweiterte Igus im vergangenen Jahr sein „Chainge” Recycling-Programm. Bereits seit 2019 werden ausgediente Energieketten von Kunden herstellerunabhängig und gegen Gutschrift eingesammelt und wiederverarbeitet. Der Chainge Online-Marktplatz bedient jetzt alle technischen Kunststoffe – von Polyamid bis PEEK. Und auch das Igus:bike aus recycelten Fischernetzen soll Ende August 2023 auf den Markt kommen. Getreu dem Motto: From Ocean Plastics to Motion Plastics. (ab)
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