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Cobots made in Europe: Wie wir bei Robotik an der Spitze bleiben

Jetzt müssen die richtigen Weichen gestellt werden
Cobots made in Europe: Wie wir bei intelligenter Robotik an der Spitze bleiben

Cobots made in Europe: Wie wir bei intelligenter Robotik an der Spitze bleiben
Dr.-Ing. Daniel Leidner forscht am DLR und hat auch die Bundesregierung bei der Ausarbeitung einer Strategie für KI-basierte Roboter beraten. Bild: DLR/Leidner
Ob in Fabriken, Krankenhäusern, Büros oder zu Hause: Eine Zukunft, in der intelligente Roboter uns die tägliche Arbeit erleichtern, ist näher als wir denken. Europa hat das Potenzial, diese Entwicklung auch langfristig zu dominieren – aber nur, wenn jetzt die richtigen Weichen gestellt werden.

Autor: Daniel Leidner, DLR

Warum wir in der Robotik ganz vorn mitspielen

Europa hat sich als bedeutender Akteur in der internationalen Robotik etabliert, insbesondere im Bereich der kollaborativen Roboter (Cobots). Diese Roboter sind für die sichere und effiziente Zusammenarbeit mit Menschen konzipiert. Sie sind ein Paradebeispiel für europäische Innovation und Technologieführerschaft. Denn die besten Innovationen im Bereich der Cobots kommen derzeit von europäischen Unternehmen. Europa hat hier eine Schlüsselrolle eingenommen und ist sozusagen die Keimzelle der weltweiten Cobot-Entwicklung.

Eine wichtige Grundlage für den europäischen Erfolg bilden die Stärke im Maschinenbau und die anhaltende internationale Führungsrolle in der Forschung und Entwicklung. Europäische Universitäten und Forschungsinstitute nehmen eine zentrale Rolle in der Cobot-Entwicklung ein. So wurde der derzeitige Cobot-Weltmarktführer Universal Robots beispielsweise von drei Absolventen der University of Southern Denmark gegründet. Auch Institutionen wie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) haben durch Lizenzvergaben und Kooperationen mit Unternehmen wie KUKA maßgeblich zur Entwicklung und Verbreitung von Cobots beigetragen.

Europas Vorreiterrolle im Bereich der Cobots ist gefährdet

Doch Europas Vorreiterrolle im Bereich der Cobots ist gefährdet. Der internationale Wettbewerb nimmt stetig zu und sowohl die USA als auch China investieren massiv in Forschung und Entwicklung. Auch wenn sich die USA stärker auf humanoide Roboter konzentrieren und China bisher häufig auf günstigere anstatt auf innovativere Produkte setzt, wächst der internationale Druck.

Der Technologietransfer zwischen Forschungseinrichtungen und der Industrie ist von entscheidender Bedeutung, wenn Europa seine Rolle als Dreh- und Angelpunkt der Cobot-Innovation halten will. Nur so können die komplexen Technologien nicht nur zielgerichtet und effektiv entwickelt, sondern auch kommerzialisiert werden.

Transfer von Forschungsleistungen in die unternehmerische Praxis

Neben der Lizenzierung haben sich insbesondere Ausgründungen bewährt, um den Transfer von Forschungsleistungen in die unternehmerische Praxis erfolgreich zu gewährleisten. Dies zeigt unter anderem das Beispiel Agile Robots, das als Ausgründung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt das einzige deutsche Unicorn in der Robotik-Branche ist.

Egal ob Lizenzierung oder Ausgründung – das Innovationspotenzial in der Robotik-Branche ist enorm, auch über Cobots hinaus. Denken wir an humanoide Roboter und autonome mobile Manipulatoren. Und denken wir weiter an semantisches Verstehen und maschinelles Lernen. All das sind Bereiche, in denen europäische Forschungseinrichtungen und Unternehmen nicht nur vorn mitspielen, sondern auch führend sein können – und das schaffen wir am besten mit einem starken Schulterschluss und durchlässigen Strukturen.

Denn Ideen aus dem „Elfenbeinturm der Forschung” nützen wenig, wenn es keinen Markt dafür gibt. Und auf der anderen Seite sind in der Robotik-Branche bekanntermaßen schon ab Beginn hohe Investments notwendig, um neue Ventures auf die Beine zu stellen. Hier braucht es ein klares Bekenntnis und den entsprechenden Mut zur Finanzierung.

Die große Herausforderung: Finanzierung von Scale-ups

Doch selbst bei der größten Innovationskraft und dem besten Forschungstransfer bleibt eine große Schwachstelle bestehen, die Europa dringend beseitigen muss: die mangelnde Finanzierung in Wachstumsphasen. Viele europäische Robotik-Start-ups wenden sich nach der Gründung in der Scale-up-Phase an außereuropäische Investoren. Zu schwierig ist es, hierzulande an die notwendigen Gelder für schnelles Wachstum zu kommen.

Beispiele dafür gibt es leider viele, stellvertretend seien hier Universal Robots und Kuka genannt – erfolgreiche europäische Robotik-Playern, die von ausländischen Unternehmen übernommen wurden, weil hierzulande das Investitionsrisiko gescheut wurde. Innovative europäische Unternehmen erhalten zu oft nicht die notwendige Unterstützung, um zu wachsen und zu skalieren. Es ist daher dringend erforderlich, dass Investoren hierzulande umdenken und das Innovationspotenzial in Europa erkennen.

Vorbild Frankreich: Investitionsklima verbessern

Das Beispiel der französischen Tibi-Initiative zeigt, wie sich das Investitionsklima verbessern und Risiken minimieren lassen, wenn man gemeinsam neue Wege einschlägt. Im Rahmen dieser Initiative haben sich mehrere große institutionelle Investoren zusammengeschlossen und sich bereit erklärt, bis 2022 insgesamt sechs Milliarden Euro in junge französische Technologiefirmen zu investieren. Bis 2026 sind zusätzliche sieben Milliarden Euro geplant.

Dass in Deutschland mit der Initiative für Wagnis- und Wachstumskapital für Deutschland (WIN) ein Bündnis aus Wirtschaft, Verbänden, Politik und KfW sich zum Start-up-Standort Deutschland bekennt und die Rahmenbedingungen für Wachstums- und Innovationskapital in Deutschland verbessern will, ist ein wichtiger Schritt. Denn das französische Beispiel zeigt, dass derartige Maßnahmen das Investitionsklima erheblich verbessern und das Wachstum von Scale-ups erfolgreich fördern können.

Mit starken Forschungseinrichtungen und innovativen Start-ups hat Europa alle Voraussetzungen, um auf dem Weltmarkt der Robotik dauerhaft eine führende Position einzunehmen. Um dieses Potenzial voll auszuschöpfen, ist nun vor allem ein gezieltes Zusammenwirken von Forschungseinrichtungen, Unternehmen und Politik erforderlich. Hierfür sind Forschungstransfer und Investitionsklima die zentralen Stellschrauben. Jetzt müssen wir nur noch dran drehen. Und das geht bekanntlich am besten mit vereinten Kräften.

https://rmc.dlr.de/rm/de/staff/daniel.leidner/


Über Daniel Leidner

Dr.-Ing. Daniel Leidner leitet die Abteilung für Autonomie und Fernprogrammierung am Institut für Robotik und Mechatronik des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Für seine herausragenden Arbeiten zur KI-basierten Telerobotik und deren Anwendung wurde er von der Stiftung Werner-von-Siemens-Ring 2022 als Jungwissenschaftler ausgezeichnet.


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