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Mit 8 Kilogramm ist der Rebel ein echter Leichtbauroboter. Warum ist er so leicht?
Mühlens: Wir verwenden dort Kunststoff, wo andere Metall verwenden. Zum Vergleich: Durch den Einsatz von Kunststoff sind wir im Vergleich zu Aluminium 45 Prozent leichter, bei Edelstahl wäre es nochmal deutlich mehr. Deshalb setzen wir auf die Gewichtsvorteile von Kunststoff innen wie außen. Lediglich der Motor und die Platinen sind aus Metall.
Und warum ist der Roboter mit wenigen Tausend Euro so kostengünstig?
Mühlens: Auch hier kann der Kunststoff seine Stärken ausspielen. Ein Aluminiumgussteil kostet einfach deutlich mehr in der Herstellung und Nacharbeit. Gleichzeitig haben wir eine enorme Fertigungstiefe, sie liegt nahe an 100 Prozent. Das ermöglicht uns, viele neue Ideen schnell und kostengünstig umzusetzen. So drucken wir beispielsweise Kunststoffleiter auf die Platinen, um den Absolutwert in der Positionierung zu ermitteln. Kostensparend wirkt sich auch aus, dass beispielweise kein extra Schaltschrank benötigt wird, denn der Fuß des Rebels ist der Schaltschrank.
Und diesen niedrigen Preis kann Igus trotz Rohstoffmangel und Lieferkettenengpässen halten?
Mühlens: Ja, denn bis auf den Motor machen wir alles komplett selbst: Software, Firmware, die übergeordnete Steuerung, die Motorcontroller, die Kunststoffteile und sogar die Leitungen und Konfektionierung. Dabei können wir als internes Startup von dem Know-how der anderen Geschäftsbereiche sowie der jahrzehntelangen Kunststoffexpertise von Igus profitieren.
Gibt es beim Rebel unterschiedliche Modi und Traglasten für kollaborativen und normalen Betrieb?
Mühlens: Ja. Auf der einen Seite gibt es den kollaborativen Modus mit 2kg Traglast und einer Geschwindigkeit bei 0,2 m/s am TCP, der Rebel ist da intrinsisch sicher. Im schnelleren Betrieb ist mehr möglich. Wir sagen unseren Kunden gerne, probiert es doch einfach mal aus und schickt uns eure Aufgaben, dann testen wir es in unserer Customer Testing Area schnell und kostenfrei.
Wie sind die weiteren Pläne: Soll der Rebel noch Brüder bekommen?
Mühlens: Der Rebel ist modular aufgebaut. Auf Basis der einzelnen Rebel Getriebe lassen sich mit Hilfe von Verbindungselementen individuelle Roboter konstruieren, dank der zusätzlichen elektronischen Komponenten auch als Cobot. Zusätzlich arbeiten wir bereits an einer kleineren Version des Rebels mit weniger Reichweite, aber dafür einem noch kostengünstigeren Einstiegspreis. Ihn wollen wir auf der Hannover Messe im nächsten Jahr präsentieren.
Der Rebel soll ja ganz neue Anwendungsgebiete erschließen: Welche zum Beispiel?
Mühlens: Ein großes Potenzial hat die Restaurant-Automatisierung. Der Rebel teilt Essen aus, schenkt Getränke ein, holt Pommes aus der Friteuse – er wird zur helfenden Hand der Mitarbeiter. Auch im Farming und speziell im Urban Farming erhalten wir viele Anfragen. Der Rebel pflanzt und erntet Gemüse oder versorgt in Shrimps-Farmen die Tiere mit Futter.
Wow, wirklich recht ungewöhnliche Einsatzfelder…
Mühlens: Allerdings. Es gibt offensichtlich nichts, was es nicht gibt. Jeden Tag erhalten wir im Bereich Low Cost Automation Anfragen zu neuen Anwendungen, die mich immer wieder überraschen: eine Aufschlagmaschine für halbgekochte Eier, Roboter für das Handling von Fruchtfliegen und Würmern oder ein Roboter, der mit einem Laser Unkraut zu Leibe rückt. Die Ideen scheinen grenzenlos.
Und in welchen industrienahen Anwendungen wollen die Kunden den Rebel einsetzen?
Mühlens: Häufig sind es einfache Pick & Place Aufgaben, der typische Griff in die Kiste oder am Förderband für das Qualitätsmanagement. Was die unterschiedlichen Kunden alle eint, ist die Suche nach einer kostengünstigen, leicht zu bedienenden Roboterlösung. Und die haben wir mit dem Rebel im Programm – made in Cologne. Und wenn es noch ein bisschen mehr sein darf: erschwingliche Greif und Kameratechnik kann direkt vom Marktplatz für Low Cost Robotics rbtx.com bezogen werden.
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