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Rethink Robotics: Neues vom Cobot Sawyer

Philipp Unterhalt, CEO Rethink Robotics GmbH, zu Neuentwicklungen rund um den Cobot Sawyer.
„MRK bietet dem Mittelstand eine riesige Chance“

Im April berichtete die Automationspraxis über die ersten Pläne der deutschen Rethink Robotics GmbH. Nun bezieht Philipp Unterhalt, CEO Rethink Robotics GmbH und Managing Director Hahn Group, Position zu Neuentwicklungen und News rund um den Cobot Sawyer.

Welche Veränderungen im Markt sehen Sie seit unserem letzten Gespräch?

Unterhalt: Wir sehen weiterhin ein sehr hohes Interesse an kollaborativer Robotik und eine steigende Akzeptanz für Mensch-Roboter- Kollaboration (MRK) – sowohl bei den Entscheidungsträgern als insbesondere auch bei den Werkern. Daneben zeigt auch die steigende Anzahl an Anbietern die zunehmende Reife des Marktes. Dies liegt natürlich auch an der stetig wachsenden Menge an möglichen Anwendungen, welche vermehrt auch außerhalb des industriellen Bereiches zu finden sind.

Was meinen Sie damit?

Unterhalt: Wir sind aktuell in der Entwicklung von roboterbasierten Service-Lösungen. Diese benötigen keinerlei Kompetenz in der Roboterprogrammierung und sind vollständig intuitiv nutzbar. Das hohe Interesse von Partnern und Kunden basiert dabei auf dem freundlichen Design von Sawyer, also die Akzeptanz, und mündete bereits in erste Vorbestellungen. Noch in diesem Sommer werden wir eine erste Lösung präsentieren.“

Ihr Cobot Sawyer ist aber doch für den Industrieeinsatz konzipiert, oder?

Unterhalt: Tatsächlich lag darauf bisher der Fokus. Die allermeisten unserer Cobots sind entsprechend in industriellen Anwendungen wie Maschinenbeladung, Inspektionen, leichten Montagen, Verpackung usw. eingesetzt. Wir haben uns in den letzten Monaten allerdings auch intensiv mit der Weiterentwicklung beschäftigt. So werden wir in Kürze eine Hardware für Sawyer präsentieren, die mit verbesserter Zuverlässigkeit und verringerter Geräuschemission punktet. Auch auf der Softwareseite präsentieren wir neue Funktionalitäten, die es dem Anwender noch einfacher machen, Sawyer zu nutzen. Diese Verbesserungen sind natürlich für die industriellen Anwendungen relevant, bieten aber eben auch die Möglichkeit, serviceorientierte Anwendungen zu unterstützen.

Wie schätzen Sie MRK und Cobots als Chance für den Mittelstand ein?

Unterhalt: MRK bietet dem Mittelstand eine riesige Chance, zum Beispiel Produktionsspitzen abzufedern oder dem Fachkräftemangel zu begegnen. Dabei steht weniger die direkte Zusammenarbeit, also Kollaboration, als vielmehr die Koexistenz im Vordergrund. Wichtiger ist die hohe Flexibilität von MRK-Anwendungen. Mit der integrierten Kamera im Sawyer ist ein Wechsel zwischen verschiedenen Anwendungen problemlos möglich. Damit rückten zunehmend auch Produktionen mit kleinen Serien in den Fokus, bei denen eine Automatisierung bisher unwirtschaftlich war.

Was sind denn aus Ihrer Sicht die Meilensteine für den flächendeckenden Einsatz von MRK in der Produktion?

Unterhalt: Der flächendeckende Einsatz wird dann erreicht, wenn wir zur Lösung der Herausforderungen der Kunden beitragen können. Ich hatte hier den Fachkräftemangel bereits genannt. Aber auch eine Reduktion von Kosten oder die Sicherstellung einer gleichbleibenden Qualität bei gleichzeitig kleinen Stückzahlen (High Mix Low Volume) sind relevante Treiber. Wir unterstützen unsere Kunden – ob groß oder klein – dabei, die Automatisierungspotenziale in ihrer Wertschöpfungskette zu analysieren. Dies ist der erste Schritt, um die flexiblen Einsatzorte in der Produktion zu erkennen. Darüber hinaus ist ein wesentlicher Treiber, die Akzeptanz beim Mitarbeiter für den Einsatz von Cobots zu gewinnen. Dabei hilft die flexible Verteilung der Arbeitsaufgaben zwischen Cobot und Mitarbeiter.

Und wie können KMUs die Entscheidung zum Einsatz von MRK in ihrer Produktion vorantreiben? Oder anders gefragt: welche Möglichkeiten gibt es, sich eigene Kompetenzen für eine flexible Produktion mit Cobots aufzubauen?

Unterhalt: Grundsätzlich können wir KMUs die Kompetenz für den Einsatz und die Integration von Cobots selbst und durch unsere Partner liefern. Es ist für KMUs aber sicherlich hilfreich, eigene Kompetenz aufzubauen, um den Einsatz kollaborativer Robotik richtig vorzubereiten und effizient zu gestalten – bestenfalls ohne Risiko größerer Investitionen. Dies unterstützen wir mit Robot-as-a-Service. Die Möglichkeit, Cobots für sich selbst auszuprobieren ist das Kerngeschäft von Hahn Robshare. Eine eine MRK-Lösung zu kreieren und Cobots zu mieten, ist ideal,zu mieten ist ideal, um seine eigenen Erfahrungen zu machen. Diese Erkenntnis schafft zum einen Vertrauen dem Roboter gegenüber und zum anderen eine Perspektive, welche Produktionsaufgaben sich mit MRK lösen lassen.

Gerade unergonomische oder langweilige Tätigkeiten müssten für flexibel einsetzbare Cobots doch ein breites Einsatzspektrum bieten, oder?

Unterhalt: Das ist genau die Chance, neben der industriellen Fertigung auch zahlreiche andere Aufgaben zu finden, die sich nun automatisieren lassen. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt, denn von Systemen, in denen Menschen aus der Entfernung einen Roboter vor Ort bedienen, bis zu Service-Robotern, die Hol- und Bringdienste in Pflegestationen ausführen, gibt es noch enorme Tätigkeitsfelder, die erst am Anfang der Entwicklung liegen. Weitere Potenziale der Cobots liegen in der effizienteren Organisation von Arbeitsabläufen und der gesteigerten Attraktivität von Arbeitsplätzen durch den Einsatz dieser Technologie. Identifizieren, evaluieren und dann umsetzen – diese Schritte gehen wir immer gemeinsam mit den Kunden der Hahn Group.

Kommen wir zum Faktor Mensch: Was sind die soziotechnischen Faktoren für einen erfolgreichen Einsatz von Mensch-Roboter-Teams?

Unterhalt: Wie schon erwähnt ist die echte Kollaboration im industriellen Umfeld selten. Und trotzdem gibt es Faktoren, die den Einsatz der kollaborativen Robotik begünstigen. Harte Voraussetzung ist natürlich die Sicherheit. Abhängig von der Schwierigkeit der Aufgaben, Stückzahlen oder die durch die Beteiligung des Menschen erforderliche verlangsamte Produktionsgeschwindigkeit bedarf es Sicherheitsanalysen mit passendem Konzept, das die technischen Herausforderungen berücksichtigt. Sawyer bringt darüber hinaus aber einen nicht zu unterschätzenden Faktor mit, nämlich die Akzeptanz durch den Mitarbeiter. Wenn der Werker sich mit seinem Sawyer identifiziert, fällt die Zusammenarbeit wesentlich leichter. Hemmschwellen werden abgebaut und Bedenken überwunden. Unser Design adressiert dies in besonderer Weise. Dies bestätigen uns auch unsere Kunden weltweit. Ich halte das sowohl im industriellen Umfeld, als auch in mehr service-orientierten Anwendungen für einen wesentlichen Faktor.

Abschließend noch eine letzte Frage: Wie läuft der Aufbau des Unternehmens Rethink Robotics, seit Sie vor neun Monaten mit der Hahn Group die Sawyer-Technologie erworben haben?

Unterhalt: Wir haben mittlerweile unser Team ausgebaut und freuen uns auf unseren neuen Standort im Ruhrgebiet. Wir wollen nah an die Universitäten und mit dem Zukunftsfeld kollaborative Robotik auch aktiv zum Strukturwandel im Ruhrgebiet beitragen. Wir haben mittlerweile ein weltweites Partnernetzwerk für Vertrieb und Integration aufgebaut. Wir haben Servicestandorte in Deutschland, den USA und Japan und bieten Unterstützung durch den Einsatz von Augmented-Reality-Technologie. So kann der Kunde uns auch ein Problem zeigen, ohne dass ein Servicetechniker anreisen muss. Darüber hinaus haben wir Partnerschaften entwickelt, die Hardware verbessert und arbeiten am Release der neuen softwarebasierten Funktionalitäten. In Summe eine sehr spannende Zeit – insbesondere, da wir kurz davor sind, mit vielen neuen Themen an den Markt zu gehen.

Rethink Robotics GmbH

https://www.rethinkrobotics.com/de/


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