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„Mehr Autonomie ist kein Selbstzweck“

Interview Dr. Kai Pfeiffer, Leiter Industrielle Servicerobotik, Fraunhofer IPA
„Mehr Autonomie ist kein Selbstzweck“

„Mehr Autonomie ist kein Selbstzweck“
Dr. Kai Pfeiffer ist Experte für industrielle Servicerobotik am Fraunhofer IPA. Fraunhofer IPA
Vor- und Nachteile von klassischen fahrerlosen Transportsystemen und autonomen Mobilrobotern erläutert Dr. Kai Pfeiffer, Servicerobotik-Experte am Fraunhofer IPA.

Klassische FTS haben einen festen Platz in ihren angestammten Bereichen. Werden diese nun von autonomen Mobilrobotern abgelöst?

Pfeiffer: Spurgeführte FTS sind in der Tat am Markt etabliert. Ihr größter Vorteil ist ihre sehr robuste Navigation. Und mit der entsprechenden Technik, zum Beispiel mit Magnetrastern, ist es durchaus möglich, eine robuste und zugleich flexible Navigationslösung zu realisieren, auch wenn hierfür eine recht aufwendige Infrastruktur nötig ist. Dennoch: Spurgeführte FTS haben auch heute noch – trotz der vielen Rufe nach Wandlungsfähigkeit – absolut ihre Berechtigung. Es ist eben entscheidend, eine mobile Transportlösung genau auf die Anwendung abzustimmen. Mehr Autonomie durch eine freiere Navigation ist kein Selbstzweck, sondern sollte dann zum Einsatz kommen, wenn es die Anwendung erfordert.

Aber müssen die Fertigungen nicht immer flexibler werden?

Pfeiffer: Natürlich fragt der Markt nach mehr Flexibilität, weil Produktionen zunehmend wandlungsfähig werden sollen. Allerdings habe ich auch schon beobachtet, dass uns Kunden oftmals keine konkreten Gründe nennen, warum sie so stark auf flexible Navigation setzen möchten, obwohl es die Anwendung vielleicht gar nicht unbedingt erfordert. Ich denke, dass die Idee, flexibler und agiler produzieren zu wollen, Teil einer größeren Gesamtstrategie ist und daher eher als langfristiger Mehrwert denn als kurzfristig notwendige Lösung gesehen wird.

Gibt es eine echte Grenze zwischen intelligenten FTS und mobilen Robotern?

Pfeiffer: Wir halten uns mit der Abgrenzung an die ISO-Definitionen wie die ISO 8373 2012. Diese sind natürlich auch nicht in Stein gemeißelt, bieten aber eine sinnvolle Klassifizierung. Danach unterscheidet sich ein mobiler Roboter dadurch von einem klassischen FTS, dass er einen gewissen Grad an Autonomie hat. Ein mobiler Roboter, der Hindernisse umfahren und seine Routen dynamisch anpassen kann, agiert autonom, ein spurgeführtes FTS dagegen nicht.

Wofür eignet sich aus Ihrer Sicht also welches Konzept?

Pfeiffer: Wenn in der klassischen Intralogistik alles weitgehend fix und ortsunveränderlich ist, sich beispielsweise Lager und Montagearbeitsplätze immer am gleichen Ort befinden, dann sind spurgeführte FTS absolut ausreichend. Die flexible Maschinenverkettung hingegen sowie flexible Montagelinien sind gute Anwendungsbereiche für autonome Navigation.

Worin liegt der Vorteil einer Kombination aus mobiler Plattform und darauf platziertem Roboter fürs Handling?

Pfeiffer: Mobile Manipulatoren ermöglichen zum Beispiel eine wirtschaftliche (Teil-)Automatisierung von bislang manuellen Arbeitsplätzen. Angenommen es gibt in einer Produktion fünf Arbeitsplätze, an denen die Werker pro Tag zwei Stunden Dinge machen, die sich gut automatisieren lassen. Dann muss die Firma nicht fünf einzelne Roboter anschaffen, die jeweils nur zwei Stunden pro Tag arbeiten, sondern könnte stattdessen einen mobilen Roboter anschaffen, der von Arbeitsplatz zu Arbeitsplatz wechselt und so zehn Stunden pro Tag im Einsatz ist.

Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA

www.ipa.fraunhofer.de

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