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Yaskawa eröffnet Roboterfabrik in Kocevje/Slowenien

Yaskawa eröffnet Roboterfabrik in Kocevje/Slowenien
Japanischer Roboterriese Yaskawa wird europäischer

Mit der Eröffnung seiner Roboterfabrik in Slowenien setzt Yaskawa einen Meilenstein auf dem Weg zum europäischen Player. 80 Prozent des hiesigen Roboterbedarfs sollen künftig aus heimischer Produktion kommen.

Autor: Armin Barnitzke

Nach nur zweijähriger Bauzeit hat der japanische Automationskonzern Yaskawa am 8. April 2019 mit einem prominent besuchten Festakt seine neue Roboterproduktion sowie ein neues europäisches Robotik-Entwicklungszentrum am Standort Kocevje in Slowenien ganz offiziell eröffnet. Bereits seit Ende 2018 werden dort Motoman Roboter aus rein europäischer Fertigung hergestellt.

„Das ist mehr als eine Fabrikeröffnung – das ist ein echter Meilenstein auf unserem Weg zum europäischen Anbieter, den wir seit 2010 mit der Zusammenführung der Divisionen Drives & Motion und Robotics in Europa eingeschlagen haben“, betont Manfred Stern, Regional Head Yaskawa Europe.

Um als europäischer Anbieter wahrgenommen zu werden, haben die Japaner in den letzten Jahren massiv investiert: So wurden in Allershausen bei München das Headquarter der Roboter-Division um weitere 5.000 m2 erweitert. Auch am Standort Torsas in Schweden wurden neu gebaut, unter andere eine neue Fabrikhalle mit 2.600 m2, in der Positionierer, Schweißzellen oder Greifer für die Getränkeindustrie entstehen. Zudem wird in Nantes (Frankreich) ein neues Gebäude mit einer Fläche von 6.700 m2 gebaut, um dort die Produktbereiche Drives, Motion und Control sowie Robotics unter einem Dach zusammenzuführen.

Mehr Kundennähe

Ein ganz zentraler Schritt ist aber die Eröffnung der slowenischen Roboterfabrik. „Es geht bei der Fertigung in Kocevje nicht um die reine Steigerung der Produktionskapazität“, sagt Bruno Schnekenburger, CEO & President bei Yaskawa Europe. „Dazu hätten wir einfach die Produktion in Japan oder China hochfahren können.“ Es gehe vielmehr um Kundennähe und besseren Kundenservice. Schnekenburger: „Unser Ziel ist es, die Lieferketten und die Lieferzeiten zu verkürzen, um rascher auf regionale Marktanforderungen sowie Kundenwünsche reagieren zu können – nicht nur mit dem neuen Werk, sondern auch mit einem europäischen Robotik-Entwicklungszentrum.“

25 Millionen Euro hat Yaskawa in das europäische Roboterwerk investiert. Künftig können hier bis zu 10.000 Roboter pro Jahr entstehen. Damit ist Slowenien die drittgrößte Fertigung des Konzerns nach Japan (circa 30.000 Roboter pro Jahr) und China (circa 15.000 Roboter pro Jahr).

Gefertigt werden in Slowenien vor allem verkaufsstarke „Highrunner-Modelle“. Zunächst sollen daher 8 Robotermodelle gebaut werden: Die Spannbreite reicht von den kleinen GP7 und GP8 (mit 7 und 8 kg Traglast) bis zu den stärkeren GP180 und GP225 (180 kg und 225 kg Traglast). Damit können man 80 Prozent des europäischen Marktes abdecken, so Yaskawa. Ziel-Applikationen: Handling sowie Lichtbogenschweißen und Punktschweißen.

Schrittweise sollen so in Kocevje bis zu 150 neue Arbeitsplätze entstehen, davon rund 10 Prozent in der Entwicklungsabteilung, die die Entwicklungsteams in Schweden und Deutschlandland ergänzen soll. Und neben der neuen Fabrik ist bereits Platz für eine weitere Fertigungshalle mit 8000 m2. Gebaut werden könnten hier in Zukunft Antriebe und Steuerungen der Drives & Motion Unit – oder eben noch mehr Roboter.

Automationsgrad soll steigen

Nun wird aber erstmal die Roboterproduktion hochgefahren. Schon im Februar 2020 sollen 200 Roboter pro Monat die Fabrik in Slowenien verlassen. Die Automationspraxis durfte bereits einen Blick in das neue Werk werfen: Im Gegensatz zu weitgehende automatisierten Roboterfertigung in Japan sind die Fertigungsprozesse in der slowenischen Fabrik (ähnlich übrigens wie Yaskawas chinesischer Roboterfabrik) noch zu 70 Prozent manuell, verrät Yoshikatsu Minami, General Manager Production Management und Operations.

Immerhin: Die zerspanende Bearbeitung der Roboter-Gussteile findet mit mehreren Mazak-Bearbeitungszentrum, die von einem FMS von Fastems beschickt werden, bereits stark automatisiert statt – ebenso das Trockeneis-Reinigen und Lackieren, das von Robotern durchgeführt wird. Dagegen ist die Robotermontage noch weitgehend manuell geprägt. Aber auch hier will Yaskawa mit fahrbaren Transportrobotern (AGVs) zu Verkettung und kollaborativen HC10 und HC20 Cobots mit steigender Auslastung stärker automatisieren. Zudem will Yaskawa in der Fertigung das hauseigene Datenanalyse Tool Yaskawa Cockpit einsetzen, etwa beim Dauer Belastungstest vor der Auslieferung.

Die slowenischen Partner jedenfalls sind mächtig stolz auf ihre neue Hightech-Fabrik. Beim hochkarätigen Opening waren auch der slowenische Ministerpräsident Marjan Sarec, die slowenische EU-Kommissarin für Verkehr und Logistik Violeta Bulc und der slowenische Minister für Wirtschaft und Technologie Zdravko Pocivalsek anwesend.

Warum Slowenien?

Warum sich Yaskawa für Slowenien als Standort entschieden hat? An besonders üppigen Finanzanreizen lag es jedenfalls nicht, betont Europa-Chef Stern: „Wir haben und auch andere Länder wie Polen, Slowakei und Tschechien angeschaut. Die finanzielle Unterstützung wäre überall sehr ähnlich gewesen.“ Für Slowenien und Kocevje haben allerdings die guten Erfahrungen mit dem seit 1995 bestehenden Roboter-Schweißanlagen-Bau im benachbarten Ribnica, die Nähe zur Universität in Ljubiljana – und die prima Unterstützung durch die regionalen Behörden gesprochen. „Nur so konnte wird die Fabrik in Rekordzeit in gerade einmal 2 Jahren hochziehen“, so Stern.

Laut Schnekenburger sprechen zudem Logistik-Vorteile für Kocevje. So liegt Slowenien recht günstig, um wichtige Märkte wie Süddeutschland und Italien oder die Automotive-Fabriken in Osteuropa zu beliefern. Vor allem aber punktet das Land mit dem Adria-Tiefseehafen Hafen in Koper, den die Regierung zudem gerade milliardenschwer ausbaut. Container-Schiffe, die mit Motoren und anderen Roboterkomponenten aus Japan kommen, müssen nicht mehr an Spanien und Frankreich vorbei rund um Europa schippern, sondern werden an der Adria entladen und die Roboterteile dann per Zug nach Kocevje gebracht. Das spart Yaskawa rund vier Tage Transportzeit.

Damit ist Yaskawa – mit mehr als 430.000 installierten Robotereinheiten immerhin der zweitgrößte Roboterhersteller der Welt – also bestens gerüstet für eine weitere Expansion in Europa. Zumal Yaskawa hofft, von der Unruhe an andere Stelle zu profitieren: Minami: „Die Unruhe rund um Kuka ist gut für uns. Kuka wird immer chinesischer und wir werden immer europäischer.“

YASKAWA Europe GmbH

www.yaskawa.eu.com


Was machen die Anderen?

Yaskawa hat seine neue europäische Robot-Factory in Slowenien eröffnet. Wo und wie fertigen eigentlich die anderen Robotik-Größen?

  • Fanuc (mit über 500.000 ausgelieferten Robotern der weltgrößte Roboterhersteller) fertigt seine Roboter in seinen beiden japanischen Fabriken hochautomatisiert. Hier bauen Roboter quasi Roboter. 7000 Roboter pro Monat verlassen die Fanuc-Fabriken. Diese Summe soll in Kürze auf bis zu 11.000 Roboter pro Monat gesteigert werden.
  • Kuka baut aktuell am Standort Augsburg eine weitere Halle, in der unter anderem weitere Büroräume entstehen, aber auch auf zwei Etagen mit jeweils 6.500 m2 die Produktionskapazität erweitert wird. Zudem baut Kuka im südchinesischen Shunde (dem Heimatsitz des Mutterkonzerns Midea) einen Roboterpark, der bis 2024 eine jährliche Kapazität von 75.000 Robotern und Mobilrobotern/AGVs fassen soll. Mit den bestehenden Kapazitäten im Roboterwerk Shanghai kommt Kuka dann auf 100.000 Robotereinheiten pro Jahr.
  • ABB betreibt Roboterfabriken in Schweden, USA und China. Insbesondere in China gibt ABB weiter Gas und investiert 150 Millionen Dollar in den Bau einer fortschrittlichen, automatisierten Roboterfabrik in Shanghai. Die neue Produktionsstätte Kangqiao befindet sich in der Nähe des bereits bestehenden ABB-Robotikcampus. In dem neuen Werk sollen digitale Technologien mit kollaborativen Robotern und Künstlicher Intelligenz zur „fortschrittlichsten Fabrik der Zukunft” (O-Ton ABB) kombiniert werden. Der Betrieb wird voraussichtlich Ende 2020 aufgenommen.
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