Mit dem Rekordumsatz übertrifft das Familienunternehmen Pilz, das ja in den vergangenen Jahren nicht nur mit der allgemeinen Wirtschaftskrise und der Corona-Pandemie, sondern auch mit einem Cyber-Angriff zu kämpfen hatte, sogar das Umsatzniveau des Vorkrisenjahres 2018. Trotz spürbarer Lieferengpässen bei Material und Frachtkapazitäten konnte Pilz die Versorgung aller Produktionsstandorte mit Bauteilen sichern und 2,4 Mio. Geräte produzieren– so viele wie nie zuvor.
„Die letzten Jahre haben es uns nicht leicht gemacht und alle Pilzler weltweit jeden Tag neu gefordert. Das Ergebnis für 2021 ist eine Bestätigung, dass sich unsere Mühen lohnen. Wir haben gemeinsam Kurs gehalten. Dafür sind mein Bruder und ich sehr dankbar“, erklärt Susanne Kunschert, geschäftsführende Gesellschafterin der Pilz GmbH & Co.KG.
Pilz sei nun nicht nur krisenerprobt, sondern gehe auch gestärkt aus dieser Zeit hervor. Für 2022 rechnet Susanne Kunschert mit einem herausfordernden Jahr, blickt aber voll Vertrauen in die Zukunft. Für weiteres Wachstum sollen dabei – neben den klassischen Themen wie Automation und Safety-Sensorik, Maschinensicherheit und Robotersicherheit, auch drei neue Bereiche sorgen
Umfassendes Industrial Security Angebot
So legt Pilz – auch mit seinen eigenen schmerzhaften Erfahrungen aus dem Cyber-Angriff – einen Schwerpunkt seiner Entwicklungsaktivitäten auf das Thema Security: „Wir nehmen als Hersteller sicherer Automatisierungslösungen Safety-, sowie Industrial Security-Aspekte gleichermaßen in den Blick“, erläutert Thomas Pilz, geschäftsführender Gesellschafter.
Neben Produkten für die Industrial Security, darunter beispielsweise die Application Firewall SecurityBridge, baut Pilz jetzt auch sein Dienstleistungsportfolio im Bereich Industrial Security. Ab Herbst wird ein weltweites Angebot für Maschinenbauer und Anwender verfügbar sein. Kunden erhalten mit „Industrial Security Services” von Pilz ein Dienstleistungsangebot, das ganzheitlich alle Aspekte für den Schutz von Mensch und Maschine berücksichtigt.
Im ersten Schritt führt Pilz dabei, ähnlich wie im Bereich Safety, eine Risikobeurteilung durch. Es werden mögliche Schwachstellen bewertet und in mehreren Stufen die Auswirkungen eines Angriffs klassifiziert. Im zweiten Schritt entsteht daraus ein Industrial Security Konzept. Dort geht es unter anderem darum, Netzwerke nach dem „Zones and Conduits“-Modell zu unterteilen. Dadurch lassen sich beispielsweise das Verwaltungs- und das Produktionsnetzwerk trennen. Falls erforderlich, kann auch dieses Netzwerk segmentiert werden, bis hin zu einzelnen Fertigungszellen.
Nach der technischen Umsetzung stellt eine Verifizierung über Tests und Reviews sicher, dass das Konzept entsprechend der Spezifikation umgesetzt wurde. Susanne Kunschert: „Die Security Bewertung für Maschinen und Anlagen ergänzt unsere bisherige, auf die funktionale Sicherheit fokussierte, sicherheitstechnische Betrachtung von Maschinen hin zu einer ganzheitlichen Betrachtung von Safety und Security.“
Sichere Intralogistik
Ein weiteres, relativ neues Betätigungsfeld für Pilz ist die Absicherung von mobilen Intralogistik-Anwendungen mit FTS/AGV und AMR. „Sichere Fahrerlose Transportfahrzeuge sind zwar eine Grundvoraussetzung für sichere Intralogistikanwendungen, doch sie allein reichen nicht aus. Letztlich muss die gesamte Applikation betrachtet werden“, sagt Susanne Kunschert. „Mit unserem umfassenden Lösungsangebot sprechen wir sowohl den Hersteller von fahrerlosen Transportfahrzeugen als auch den Anwender an.“
Für die technischen Schutzmaßnahmen bietet Pilz ein passendes Produktportfolio, in dessen Mittelpunkt die Sensorik als Sinnesorgan der Fahrzeuge steht. Für die Flächenüberwachung und die Bereitstellung von Daten für die Navigation von mobilen Plattformen sorgt beispielsweise der Sicherheits-Laserscanner PSENscan. PSENscan erkennt Objekte im Fahrweg des Fahrzeugs und sorgt auch bei hohen Geschwindigkeiten für Sicherheit.
Bis zu 70 Schutzfelder ermöglichen eine dynamische Schutzfeldanpassung bei Kurvenfahrten oder dem Umfahren von Hindernissen. Zudem stellt der Sicherheits-Laserscanner die Entfernungsdaten für die Lokalisierung und Navigation bereit. So werden Umgebungskarten für die Navigation erstellt und das FTF weicht zum Beispiel Hindernissen aus.
Susanne Kunschert: „In Verbindung mit dem modularen Sicherheitsrelais myPNOZ und den Befehls- und Meldegeräten PITestop und PITsign haben wir ein komplettes Lösungspaket für Hersteller von FTF aufgebaut.“ Dabei kämen gerade auch die hauseigenen Software-Pakete für Mobilroboter auf Basis des Opensource-Robotiksystems ROS gut an bei den Kunden, ergänzt Thomas Pilz.
Neugründung Business Unit Railway
Weiteres Wachstumspotential sieht Pilz in der Bahntechnik. Dafür hat man eine eigene Business Unit Railway gegründet. Diese bündelt die weltweiten Aktivitäten von Pilz, um das Portfolio für die Bahn-Branche mit ihren spezifischen Anforderungen strategisch weiterzuentwickeln. Susanne Kunschert: „Wir sind erste Wahl für eine sichere, digitale Infrastruktur für die Schiene“
Pilz ist auch Forschungspartner im europäischen Projekt Eulynx. Dort haben sich 13 der größten europäischen Eisenbahninfrastrukturbetreiber darunter die Deutsche Bahn, ProRail Niederlande und SSB Schweiz zusammengeschlossen. Ziel ist die Entwicklung und Bereitstellung einheitlicher Industriestandards für eine neue modulare Stellwerkstechnik. Im Projekt dient das sichere Automatisierungssystem PSS 4000-R von Pilz als sogenannter Eulynx-Adapter.
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