Von der Dachterrasse des TownHouse-Duomo-Hotels in Mailand hat man einen beeindruckenden Blick auf die Kathedrale und die Dächer von Mailand. Nicht umsonst heißt die Bar, die sich hier befindet, „The View“. Doch nicht nur die Aussicht ist spektakulär – auch der Service ist ungewöhnlich. Denn Barkeeper Toni ist ein Roboter, genauer gesagt ein Kuka Roboter aus der KR Agilus Baureihe. Entwickelt wurde das vollautomatische Bar-System von Makr Shakr.
Barkeeper-Roboter macht moderne Technik erlebbar
Bei Toni, können Besucher ihren Drink per App bestellen – und dann das frisch zubereitete Getränk wenige Minuten später genießen. In der vollautomatischen Roboterzelle Toni wurden dazu hochmoderne, auf dem Internet of Things (IoT) basierende Komponenten mit standardisierten Automationskomponenten kombiniert. Zwei Kuka Roboter aus der KR Agilus Baureihe vom Typ KR 10 R1100 und KR 6 R900–2 teilen sich die Aufgaben beim Zubereiten der Drinks: Während der eine das Mischen, Rühren und Schütteln übernimmt, zeigt der andere coole Dance-Moves und unterstützt beim Ausschenken.
Montiert sind die beiden Roboter auf einem Tresen, über dem Halterungen für über 150 Flaschen montiert sind. Aus diesen zapft der Roboter die Zutaten für die Drinks. Außerdem befinden sich in der Rückwand der Roboterzelle neben einem Eisspender und einem Obstschneider für die Zitronen- oder Limettengarnitur, auch ein Zapfhahn für Bier, Wein und Soda. Selbst braunen Zucker oder Minzblätter kann der Roboter über zwei Portionierer zufügen.
Einfach und verständlich: Die Steuerung per App
Gesteuert wird das Bar-System über die Kuka KR C4 Steuerung sowie über eine SPS. Mit der Roboter-Programmierung müssen sich die Gäste jedoch nicht auskennen; für sie ist die Bestellung denkbar einfach: Über eine App auf dem Smartphone oder Tablet wählen sie ihren Drink aus. Die Info wird an den Roboter übertragen, der die Aufträge in der Reihenfolge der Eingänge abarbeitet. Per App wird der Gast informiert, sobald sein Getränk zur Abholung an der Bar bereitsteht.
Die klassischen alkoholischen und alkoholfreien Cocktails sind in der digitalen Getränkekarte der App gespeichert. Daneben besteht aber auch die Möglichkeit, über die App eigene Drinks zu kreieren. Die Gäste können sich aus dem gesamten Angebot der Roboter-Bar Getränke nach eigenem Belieben zusammenstellen – inklusive Obstgarnitur, Menge der Eiswürfel und Zubereitungsart.
„Wir laden die Besucher dazu ein, auf eine einfache Art und Weise mit den Robotern zu spielen“, sagt Alessandro Incisa. Erfolgreich getestete Eigenkreationen können die Gäste später über die Cloud-Anbindung mit Freunden teilen. So wird Toni auch zum Gemeinschaftserlebnis: „Die Bestellung bei Toni bietet den Nutzern auch eine Gelegenheit zur sozialen Interaktion. Sie können sich über die App beispielsweise mit anderen über Rezepte austauschen oder Fotos in sozialen Netzwerken posten.“
Kombination verschiedener Technologien erforderte neues Know-how
Die Roboter- und IoT-Technologien in der Roboter-Bar miteinander zu kombinieren und aufeinander abzustimmen, stellte für Makr Shakr die größte Herausforderung in der Entwicklung dar. Nicht nur die Robotersteuerung, sondern auch die App wurden eigens für das Projekt entwickelt. Dabei musste auch eine Anbindung an die von Google betriebene Cloud-Plattform Kubernetes geschaffen werden.
Auch die Bewegungen des Roboters waren ein Knackpunkt: Sie sollten den Bewegungen eines menschlichen Barkeepers möglichst ähnlich werden. Gleichzeitig wollte man jedoch nicht die Geschwindigkeit reduzieren, zu der der Roboter in der Lage ist. Daraus resultierte das nächste Problem: Wie kann verhindert werden, dass der Roboter die Getränke verschüttet? „Während der Entwicklung des Bar-Systems hat sich Makr Shakr kontinuierlich weiterentwickelt“, erklärt Alessandro Incisa.
Dass die Wahl auf einen Roboter von Kuka fiel, hatte mehrere Gründe: Die Schnelligkeit, die intuitive Bedienung und die Zuverlässigkeit der Technik waren die wichtigsten. Aber auch die Ästhetik spielte eine große Rolle. „Kuka hat unser Unternehmen in die Welt der Automatisierung eingeführt und war für uns bei der Entwicklung der Makr-Shakr-Technologie ein zentraler Partner“, zeigt sich Alessandro Incisa zufrieden.
Toni verschiebt die Grenzen der Interaktion zwischen Mensch und Roboter
Das Bar-System ist besonders für die Gastronomie oder Eventveranstalter interessant. In einem Punkt kann der Barkeeper-Roboter allerdings nicht mit seinem menschlichen Kollegen mithalten: Zwar verschiebt Makr Shakr mit seinem Bar-System die Grenzen der Interaktion zwischen Mensch und Roboter ein Stück weit. Ein Gespräch mit dem Barkeeper ist jedoch (noch) nicht möglich. „Es ist nicht unser Ziel, menschliche Barkeeper zu ersetzen“, versichert Alessandro Incisa. „Bei Toni steht im Vordergrund, dass die Gäste das Mixen erforschen und dabei eine Technologie erleben, die in der Regel nicht Teil ihres Alltags ist.“
In der Zukunft plant Makr Shakr, die Möglichkeiten der Interaktion zwischen den Gästen und dem Roboter weiter auszubauen. Außerdem arbeitet das Unternehmen an einer weiteren Innovation: Guido, eine selbstfahrende, mobile Roboter-Bar, soll schon bald auf Straßenfesten oder Messen seine Runden drehen.
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