Dass deutsche Industrie-Robotik-Unternehmen im internationalen Vergleich beliebt sind, wurde spätestens 2016 deutlich, als der Augsburger Roboter-Herstellers Kuka von der chinesischen Midea-Gruppe für mehr als vier Milliarden Euro übernommen wurde. Auch die jüngsten Zahlen des globalen Future of Robotics Reports der Silicon Valley Bank bestätigen die Beliebtheit der Robotik aus Deutschland. Demnach belegen die deutschen Roboterhersteller mit 26 Prozent aktuell den zweiten Platz hinter Japan in Bezug auf den Anteil am weltweiten Umsatz. Die USA, die Schweiz und China folgen auf den weiteren Plätze.
Ruf top, Investments flop
Doch neben diesen erfreulichen Zahlen zur Beliebtheit deutscher Robotik-Unternehmen wird beim Blick in die Statistiken auch schnell klar, dass hiesige Unternehmen im internationalen Vergleich in Sachen Wagniskapital noch deutlich hinterherhinken. Mit gerade einmal 0,5 Prozentpunkten Anteil am globalen Investment-Kuchen ist Deutschland hinter führenden Ländern wie den USA (55) oder China (26) sehr deutlich abgeschlagen.
Zwar wurden in den ersten sechs Monaten dieses Jahres in Deutschland bereits 33 Millionen Dollar an Venture Capital in Roboter-Hardware investiert – ein deutlicher Zuwachs. verglichen mit den Fundings aus 2019 (nur 1 Million Dollar). So sammelte im Juni das Dresdner Roboter-Start-up Wandelbots 30 Millionen Euro frisches Kapital ein u.a. von 83North, Microsoft und Siemens ein.
Einfach mal eine Idee testen
Um zu den Robotik-Investitions-Platzhirschen USA oder China aufzuschließen, reicht diese Entwicklung aber bei weitem noch nicht aus. Hierfür müssten sich in Bezug auf Investitionen in deutsche Robotik-Unternehmen grundsätzliche Faktoren im deutschen VC-Ökosystem ändern und deutliche Weiterentwicklungen müssten sichtbar werden. Statt beispielsweise in einer Vielzahl an deutschen Städten jeweils eigene Inkubatoren aufzubauen, ließe sich mit einer Bündelung der Ressourcen eine wesentlich größere Durchschlagskraft in den einzelnen Investments erzielen.
Auch in Sachen Risikokultur sind uns andere Märkte oft einen Schritt voraus: Einfach mal eine Idee testen und iterativ weiterentwickeln, anstatt erst lange Pläne zu schmieden und das Produkt quasi schon bis zum Market Launch durchzuplanen, hat sich auch in anderen hiesigen VC-Segmenten als vielversprechende Strategie gezeigt.
Andere Länder trommeln lauter
Ein weiterer Ansatzpunkt: Viele VCs schauen sich für ihr nächstes Investment nicht selten vornehmlich im internationalen Wettbewerb um. Im direkten Vergleich passiert es dann leider oft, dass die gleichen Trommeln von internationalen Konkurrenten oft etwas lauter gespielt werden. Die vielen Start-up-Perlen, die hierzulande beispielsweise oft als Ausgründungen von renommierten deutschen Universitäten starten, ziehen in diesem Szenario leider oft den Kürzeren. Und das, obwohl die hiesigen technischen Produkte qualitativ in den allermeisten Fällen definitiv mithalten können oder oft sogar technisch ausgefeilter daherkommen. Hier zeigt sich, dass wir doch eher das Land der Ingenieure und weniger der Sales-Experten sind.