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Querdenker, Antreiber und Ärmel-Hochkrempler

Im Portrait: Fredy Doll ist mit Intelligenten Peripherien für Roboter (IPR) auf Wachstumskurs
Querdenker, Antreiber und Ärmel-Hochkrempler

Mit intelligenten Peripherien für Roboter ist Fredy Doll mit IPR auf Wachstumskurs. Wichtige Erfolgsgaranten sind Kundennähe, innovatives Querdenken und die Bereitschaft anzupacken.

Autor: Armin Barnitzke

Gegründet wurde das mittelständische Technologieunternehmen Intelligente Peripherien für Roboter (IPR) 1989 in Schwaigern bei Heilbronn von Fredy Dolls Bruder Dr. Theo Doll, der im Bereich Robotik promoviert hat, und dessen Frau Petra Söhner-Doll, die gerade ihr Studium der Betriebswirtschaftslehre abgeschlossen hatte.

Ziel des jungen Unternehmens war es, alles rund um den Roboter zu bauen. „Mit der zunehmenden Automatisierung im Montage- und Handhabungsbereich in den 80er Jahren war es der Wunsch von Unternehmen der verschiedensten Branchen, flexible Komponenten für die automatisierte Fertigung einzusetzen. Daher haben die beiden beschlossen, den Roboter-Boom mit intelligentem Zubehör mitzugestalten“, berichtet Fredy Doll.

Erste Produkte entwickelt IPR im Bereich der Füge-Ausgleichselemente für Montageanwendungen und baut dieses Portfolio dann Stück für Stück aus, etwa mit Kollisionsschutzsystemen, Werkzeugwechselsystemen und Greifern. „Heute umfasst unser Portfolio an Standardkomponenten insgesamt neun Produktbereiche. Diese werden laufend erweitert und um zahlreiche Baugrößen ergänzt, um die Bandbreite verschiedenster Lastbereiche abzudecken“, betont Fredy Doll.

Die Besonderheit: „Von Anfang an haben wir dabei darauf geachtet, dass unsere Roboter-Komponenten dem ISO-Standard entsprechen und damit an Modelle verschiedener Hersteller direkt adaptierbar sind“, erläutert Fredy Doll. So konnte IPR enge Partnerschaften mit Roboterherstellern wie ABB, Fanuc, Kuka oder Dürr pflegen.

Fredy Doll selbst kam 1993 als Geschäftsführer bei IPR an Bord. Zuvor war er als Zeitsoldat bei der Luftwaffe der Bundeswehr tätig. „Dort störten mich jedoch zunehmend die bürokratischen Einengungen, so dass ich gerne das Angebot meines Bruders und meiner Schwägerin angenommen habe, in seine Firma miteinzusteigen“, erinnert sich Fredy Doll und schmunzelt: „Mein Vater war zwar vehement dagegen, dass ich meine Stelle als Beamter aufgebe – aber wie man sieht, hat es sich gelohnt.“

Mit Fredy Doll als dritten Geschäftsführer begann IPR, neben Standard-Peripherie-Bausteinen auch kundenspezifische Lösungen zu entwickeln. „1997 nutzten wir die Erfahrung in der Entwicklung von Standardmodulen, um erstmals eine kundenspezifische Lösung zu entwickeln“, blickt Fredy Doll zurück. So hat man erste Laufbuchsengreifer zur Be- und Entladung von Druckgussmaschinen zum Gießen von Motorblöcken produziert und das Portfolio im Gießereibereich später um weitere Spezialkonstruktionen erweitert, beispielsweise einen Einlegegreifer zum Einsetzen eines fertigen Sandkernpakets in die Gießform.

Auf Kunden zugeschnitten

Zudem entwickelte IPR Handling-Systeme für viele weitere Anwendungsbereiche. „Wir haben zahlreiche Produkte individuell auf Kunden der verschiedensten Branchen zugeschnitten und dabei Technologien ständig weiterentwickelt.“ Dazu zählen etwa auch Handling-Systeme für Presswerk und Warmumformung, die sich für Temperaturen bis zu 1000 °C eignen

Besonders erfolgreich ist IPR bei der Hohlraumkonservierung. Für diesen Anwendungsbereich hat man 2000 erste Komponenten entwickelt. „Heute sind wir führend in dieser Technologie und arbeiten mit den großen Automobilherstellern zusammen“, so Fredy Doll. „Unsere neueste Entwicklung ist die Nebeltechnologie. Hier ist es uns gelungen, ein Verfahren in den Markt einzuführen für mehr Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit.“ Mit innovativen Nebel-, Sprüh-, Heiß- und Kaltflut-Verfahren biete man Schutz der Karosserie vor Korrosion bis in den hintersten Winkel.

Konsequente Internationalisierung

Neben dem Ausbau der technischen Tätigkeitsbereiche arbeitete IPR konsequent an seiner Internationalisierung. „Im Jahr 2000 begannen wir uns mit der Gründung eines Tochterunternehmens in den USA international aufzustellen“, erinnert sich Fredy Doll. Dabei sei man aber behutsam vorgegangen. „Man darf sich nicht verzetteln und einen Markt blindlings angehen, sondern muss genau planen: Welche Kunden, welcher Markt, welcher Standort?“

In den USA entschied sich Fredy Doll für Troy bei Detroit als Standort: „Dort sitzt nicht nur die US-Automobilindustrie, sondern auch die Roboterhersteller wie Fanuc und ABB.“ Um internationale Kunden aus den verschiedensten Branchen auch in ihren chinesischen Werken bedienen zu können und gleichzeitig lokale Neukunden zu betreuen, ist IPR seit 2005 in Shanghai mit einer eigenen Niederlassung vertreten. Fredy Doll: „Heute sind wir mit 16 weiteren Vertriebspartnern in vielen Ländern der Welt vertreten.“

Einen anderen Meilenstein der Firmengeschichte markiert der Einstieg der Hannover Finanz als Mehrheitsgesellschafter im Jahr 2015. Mit der Aufnahme des Eigenkapitalpartners läutete die Gründerfamilie 2015 eine neue Ära für ihr Unternehmen ein: Die Unternehmensgründer Petra Söhner-Doll und Dr. Theo Doll haben sich in dem Zug aus dem operativen Geschäft zurückgezogen, um sich auf das zweite Familienunternehmen, die Söhner Kunststofftechnik, zu konzentrieren.
Dr. Theo Doll fungiert noch als Mitgesellschafter und im Beirat der IPR GmbH.

„Wir haben uns damals entschlossen, die Nachfolgeregelung rechtzeitig in Angriff zu nehmen und das Unternehmen so für die Zukunft abzusichern. Man sollte nicht erst mit 75 darüber nachdenken, wie es weitergeht“, erklärt Fredy Doll, der als geschäftsführender Gesellschafter operativ an Bord geblieben ist, um die Zukunft des Roboterspezialisten weiter zu gestalten. Nun mit entsprechendem Rückenwind durch die Hannover Finanz, die nicht nur finanziell unterstützt, sondern mit dem hauseigenen Expertennetzwerk den Wachstumspfad aktiv begleitet.

Batteriemontage im Fokus

Derart frisch gestärkt macht sich Fredy Doll daher daran, weitere neue Aufgabenfelder zu erobern: Neben dem Ausbau des Erfolgssegments Hohlraumkonservierung treibt IPR seit 2016 den Ausbau des neuen Geschäftsfelds Batteriemontage für die Elektromobilität konsequent voran. „Mit unserer jahrzehntelangen Erfahrung in der Greiftechnik verschiedenster Branchen verfügen wir über eine besondere Kompetenz, Batterien und ihre Module bruchsicher zu handeln. Und bei einem ausgerüsteten Batteriekasten sprechen wir immerhin von einem Gewicht von 850 Kilogramm“, berichtet Fredy Doll. International setzt IPR bereits einige konkrete Projekte im E-Mobility-Umfeld um, darf darüber aber aufgrund sehr strenger Geheimhaltungspflichten nicht sprechen.

Zudem baut Fredy Doll die Produktpalette mit intelligenten Peripherielösungen weiter aus. „Unsere neueste Entwicklungsleistung ist eine Roboter-Fahrachse, deren Grundkörper nicht mehr aus Metall, sondern aus Verbundbeton besteht“, erläutert Fredy Doll. „Das ist kostengünstig, vibrationsarm und nachhaltig.“ Den Markt der Roboter-Fahrachsen bedient IPR seit 2006 und hat bis heute mehr als 1500 Fahrachsen weltweit verkauft. Die bisher längste installierte Fahrachse misst 72 Meter und ermöglicht die Roboter-Lackierung von Rotorblättern für Windkraftanlagen.

Beton-Achse mit Inspiration

Die Idee für die Verbundbeton-Fahrachse kam Fredy Doll aus Zufall: „Mein Cousin hat ein Betonwerk und mir berichtet, was man mit Beton bei technischen Bauwerken alles machen kann. Da kam mir die Idee, den Beton auch bei unseren Roboterachsen einzusetzen.“ Die Kunden waren begeistert: Endlich geht mal jemand neue Wege. „Man muss halt ein Querdenker sein und auch mal bereit sein, den ersten Schritt zu tun – auch wenn jede neue Technologie natürlich ein Risiko birgt“, so Fredy Doll stolz.

Die Verbundbetonachse ist für Fredy Doll daher ein besonders gutes Beispiel für den Innovationsgeist von IPR: „Bei der Produktentwicklung setzen wir stets auf neue Ideen und bauen nicht nach, was der Wettbewerb schon hat.“ Dieser Innovationsgeist gilt natürlich auch für die Prozesslösungen: „Hier sind wir applikations- und kundengetrieben und entwickeln nichts theoretisch.“

Dafür sorgt auch der Chef selbst, der seine Entwicklungsmannschaft stets antreibt, Lösungen weiter zu verbessern: „Wie können wir den Prozess optimieren? Wie können wir Material- und Energieverbrauch senken?“ So sei es gelungen, bei der Hohlraumkonservierung den Wachsverbrauch von anfangs 3 bis 5 Liter auf 0,7 Liter zu senken. „Das spart nicht nur dem Automobilhersteller Materialkosten, sondern senkt auch das Fahrzeuggewicht und damit den Treibstoffverbrauch.“

Neubau ist ein Meilenstein

Dafür legt Fredy Doll besonderen Wert darauf, selber in den Projekten mitzuarbeiten: „Man braucht permanente Neugier, darf sich für nichts zu schade sein und muss auch mal in eine herausfordernde unbequeme Umgebung rein, um sich vor Ort ein Bild zu machen. Mit Krawatte und weißem Hemd werden Probleme in diesem Produktionsumfeld nicht gelöst.“ Die technische Kompetenz dafür bringt er neben seiner langjährigen Erfahrung im Automationsbereich aus seiner Bundeswehrzeit sowie aus seiner Lehre als Kfz-Mechaniker mit.

Seit Anfang 2017 wird Fredy Doll bei seinen Aktivitäten von Thomas Kollmar als zweiter Geschäftsführer unterstützt. Thomas Kollmar kam von der Fibro Läpple Technology, für die er langjährig als Geschäftsführer tätig war. Mit seiner Erfahrung und seinem Vertriebs-Knowhow kümmert sich Thomas Kollmar nun um die Standardprodukte bei IPR, während Fredy Doll die Prozesslösungen vorantreibt.

Die Weichen für zukünftiges Wachstum sind also gestellt. Und das nicht nur personell auf Führungsebene, sondern auch räumlich. Denn 2017 zog IPR vom Stammsitz in Schwaigern in einen modernen großzügigen Neubau im Technologiepark des benachbarten Eppingen. Mit dem Neubau hat IPR eine direkte Verknüpfung von Verwaltung und Entwicklungsabteilungen mit dem Forschungs- und Testzentrum und der Montage geschaffen.

Fredy Doll: „Dieser Neubau ist ein Meilenstein für die Weiterentwicklung des Unternehmens. Mit dem Gesamtpaket aus innovativem Wirtschaftsstandort, bestens qualifizierten Mitarbeitern und dem hochfunktionalen Neubau, hat IPR künftig beste Bedingungen, weiter zu wachsen.“

IPR – Intelligente Peripherien für Roboter GmbH

www.iprworldwide.com


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