Bei Stein Automation in Schwennigen gibt es einen Filmstar. Aber das ist nicht der Chef und auch sonst keiner aus der Belegschaft, denn in dem schwäbischen Familienunternehmen geht es betont bodenständig zu. Nein, der Filmstar ist ein Ei, genauer gesagt ein Crash-Test-Dummy-Ei, das in einem spektakulären Youtube-Video die Vorteile der sanften Softmove-Transporttechnik verdeutlicht. Der Clip endet übrigens mit dem augenzwinkernden Hinweis: „Hühner würden Softmove kaufen“.
Nun, Hühner kaufen zwar Steins sanften Transport empfindlicher Güter von Montagestation zu Montagestation nicht – aber immer mehr Kunden aus ganz verschiedenen Branchen. Die Auftragsbücher bei Stein Automation sind prall gefüllt. „Fast alle unserer Anlagen liefern wir mit der intelligenten Antriebssteuerung Softmove aus, auch wenn die Technik etwas teurer ist. Aber das Softmove-System spart durch seine effizienten EC-Motoren eben Energie und reduziert Verschleiß sowie Lärm“, freut sich Jürgen Noailles.
Vom Sondermaschinenbau zum Standardgeschäft
Dabei war der sanfte Werkstückträger-Transport noch gar kein Thema, als Josef Stein das Unternehmen 1969 im schwäbischen Schwenningen gründete. Zunächst stand die Fertigung von Werkzeugen für Drehmaschinen im Mittelpunkt. 1973 folgte der Bau der ersten Be- und Entladegeräte für Bearbeitungsmaschinen. Mit dem Einstieg von Peter Stein, der Sohn des Firmengründers stieg 1985 in die Geschäftsführung ein, orientierte sich Stein Automation dann aber allmählich um: Vom Sondermaschinenbau zum Geschäft mit Standard-komponenten.
1990 beginnt man ein eigenes Werkstückträger-Transportsystem zu entwickeln, das 1992 als Stein 300 auf den Markt kommt. „Peter Stein hat sich bereits früh mit der Produktion von morgen auseinandergesetzt und das Thema Modularität in das Stein 300 einfließen lassen – damit war er Vordenker von Industrie 4.0, lange bevor der Begriff geprägt wurde“, betont Jürgen Noailles.
Doch der modulare BaukastengGedanke war noch nicht alles. Schon früh entschied sich Peter Stein, eine eigene Steuerung für die Werkstückträger-Transportsysteme zu entwickeln: „Eine mutige Idee“, sagt der heutige Geschäftsführer Jürgen Noailles. „Konfigurieren statt Programmieren: Dieser Gedanke war Anfang der 90er sehr innovativ.“ Auch heute ist die intuitiv bedienbare Steuerung Stein Control immer noch ein Alleinstellungsmerkmal. 60 % seines Umsatzes macht Stein Automation heute mit gesteuerten Komplettanlagen, verkauft allerdings auch Wunsch auch nur seine Mechanikkomponenten, die Sondermaschinenbauer dann in ihre Maschinenkonzepte integrieren.
Neben der eigenen Steuerung ging es über die Jahre weiter mit cleveren Innovationen: vom 2008 eingeführten, besagten Softmove bis zum 2013 vorgestellten Ergonomiekonzept mit höhenverstellbaren und im Transfersystem integrierten Arbeitsplätzen für die manuelle Montage. „Je nach Körpergröße, sitzender oder stehender Tätigkeit können Mitarbeiter ihre Montageposition individuell und besonders ergonomisch gestalten. Der Werker entscheidet selbst, welche Höhe sein Arbeitsplatz hat – das System passt sich einfach an“, bringt es Noailles auf den Punkt.
Alle Werkstückträger sind mit einem RFID-Tag ausgestattet
Zudem unterstützt Stein Automation stark den Aspekt der Flexibilität, nicht nur durch das beliebig kombinierbare, modulare Baukastensystem. Auch die Größe der Werkstückträger können die Kunden (natürlich in Grenzen) individuell bestimmen. Weiterer Vorteil: Alle Werkstückträger sind mit einem RFID-Tag ausgestattet, sodass die Steuerung immer weiß, welches Produkt auf welchem Werkstückträger sich gerade wo befindet, und der Kunde dadurch seine Produkte quasi nach Fahrplan individuell durch das Montagesystem schleusen kann.
Neben technischen USPs punktet Stein Automation mit gutem Service: „Wir bieten schnelle Lieferzeiten: Eine komplette Linie mit Steuerung können wir in zehn bis zwölf Wochen ausliefern“, schwärmt Jürgen Noailles, dem zudem eine enge und partnerschaftliche Kundenbeziehungen am Herzen liegen. Das zahlt sich aus: „Ein Kunde der ersten Stunde wie ebm Papst hat bereits 50 Anlagen bei uns gekauft.“
Ziel: Mehr Transparenz und weitere Internationalisierung
Inzwischen hat Stein 3500 Anlagen weltweit in Betrieb. Die Antriebstechnik-Branche (auch SEW Eurodrive und AMK gehören zu den Kunden) und die Automotive-Industrie (Kiekert, Continental, Mahle) zählen dabei zu den stärksten Branchen der Montagespezialisten. Darüber hinaus beliefert Stein Automation die Elektrotechnik-Industrie (Festo, Werma, Hilti), die Spielwarenbranche (Playmobil), Haushaltsgerätehersteller (Vorwerk) oder die Medizintechnik (B.Braun). Gerade mit der sanften Softmove-Technik sowie komplett pneumatikfreien Anlagen will Jürgen Noailles künftig verstärkt in der Medizintechnik sowie in der Batteriefertigung punkten. Dazu hat man mit Stein 300e ein erstes gänzlich pneumatikfreies Transportsystem entwickelt.
Und Jürgen Noailles, der seit 1998 im Hause Stein tätig ist und von seinem kurzen Intermezzo bei den Sondermaschinenbauern Jonas & Redmann (Berlin) und Schmid (Freudenstadt) ein Menge Anregungen mitgebracht hat, will noch einiges Weiteres angehen: „Durch den verstärkten Einsatz des vorhandenen ERP-Systems strebt Stein eine klare Transparenz in der Produktion und eine gläserne Fabrik an. Das Ziel noch kürzerer Lieferzeiten wird durch Digitalisierungsprojekte unterstützt. Zudem will er die Flexibilitätsgedanken noch weiter stärken und denkt sehr konkret über Partnerschaft mit Herstellern von fahrerlosen Transportsystemen nach, um Anlagen flexibler verknüpfen zu können.
Außerdem arbeitet der 43-Jährige am Ausbau des globalen Partnernetzwerk „Denn weltweit tätige Kunden wollen lokalen Support und lokale Ansprechpartner“, sagt Jürgen Noailles. „Für uns ist es wichtig, den besten Support für unsere Kunden zu bieten. Dies schaffen wir bereits seit vielen Jahren durch ausgereifte Technik. Schritt für Schritt ziehen wir nun zusätzlich das Thema local to local nach.“
Schwenningen ist und bleibt der Dreh- und Angelpunkt
Aber natürlich bleibt der Stammsitz in Schwenningen der Dreh- und Angelpunkt des schwäbischen Familienunternehmens. Denn die Säule und Seele des Erfolges sind die Mitarbeiter, von denen viele schon 20 bis 30 Jahre im Unternehmen tätig sind. Was denn den Stein-Spirit ausmacht? Jürgen Noailles muss nicht lange überlegen: „Wir legen Wert auf einen respektvollen Umgang und ein faires Miteinander.“
Knapp 60 Mitarbeiter beschäftigt Stein Automation heute. „Wir hätten gerne noch mehr, aber bei dem Fachkräftemangel ist es gar nicht so einfach, passende Mitarbeiter zu finden.“ Daher bildet Stein Automation selbst aus. Neun Azubis zählt man derzeit, eine stattliche Ausbildungsquote von fast 10 %. „Jammern über den Fachkräftemangel hilft nichts, wir müssen investieren in unsere Mitarbeiter“, sagt Jürgen Noailles. Dabei achtet der Geschäftsführer in persönlichen Gesprächen mit den Azubis darauf, dass die Kandidaten auch zum Unternehmen passen. Wir suchen nicht die Überflieger, denn wir wollen keine karriereorientierten Ellenbogentypen. Wir nehmen lieber Azubis, die das Herz am rechten Fleck tragen.“ Denn (Film-) Stars braucht man in Schwenningen keine – dafür hat man ja das Ei.
Stein Automation GmbH & Co. KG
Carl-Haag-Str. 26
78054 VS-Schwenningen
Vertreten durch: Jürgen Noailles, Monika Stein
Telefon: 07720 / 8307 – 0
E-Mail: info@stein-automation.de
Seit 1998 an Bord
Das Unternehmen Stein Automation ist nach wie vor zu 100 % in Familienhand. Fremdgeschäftsführer Jürgen Noailles leitet das Unternehmen nach den Grundsätzen der Stein-Philosophie. Jürgen Noailles hat 1998 bei Stein Automation in der technischen Dokumentation angefangen und hat es dann über Positionen als Assistent der Geschäftsleitung und im Vertrieb bis zum Vertriebsleiter gebracht. 2013 folgte er bei den Sondermaschinenbauern Jonas und Redmann (als Vertriebsleiter) und Schmid (Geschäftsführer und Business-Unit-Leiter Automation) dem Ruf der großen weiten Welt, kehrte aber schnell zurück als die Familie Stein 2015 Verstärkung für die Geschäftsführung suchte. Von den international agierenden Unternehmen konnte er eine Begeisterung für die Transparenz der Prozesse eines Unternehmens sowie die internationale Ausrichtung local to local mitnehmen.
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