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Sensopart-Gründer Wanner: Der Hartnäckige

Dr. Theodor Wanner, Geschäftsführer von Sensopart, hat sich den Traum von der eigenen Firma erfüllt
Sensopart-Gründer Wanner: Der Hartnäckige

Mit Sensopart hat sich Dr. Theodor Wanner den Traum vom eigenen Unternehmen erfüllt – mit Hartnäckigkeit und Begeisterung. So strukturiert, wie Wanner seine Sensorik-Firma aufgebaut hat, geht er jetzt den Generationswechsel an.

Autor: Armin Barnitzke

„So eine eigene Firma will ich auch mal haben. Das habe ich immer zu meiner Frau gesagt, wenn wir in den 80er Jahren mal durchs Industriegebiet gefahren sind“, erinnert sich Dr. Theodor Wanner. Vermutlich haben dabei seine Augen ebenso gestrahlt wie heute im neuen Firmengebäude in Gottenheim bei Freiburg.

Denn Dr. Theodor Wanner hat sich seinen Traum von der eigenen Firma erfüllt – mit einer gehörigen Portion Unternehmergeist, Hartnäckigkeit und Begeisterung. 25 Jahre wird sein Sensorik-Unternehmen Sensopart im nächsten Jahr – im Juni 2019 ist eine große Sause geplant.

Dass sich Dr. Wanner mit Sensopart ins Abenteuer Selbstständigkeit gestürzt hat, überrascht auf den ersten Blick, denn der promovierte Elektroingenieur hatte bei Pepperl & Fuchs und anschließend bei Sick eine tolle Karriere als Entwicklungsleiter gemacht. Aber in ihm brodelte eben der Traum vom eigenen Unternehmen.

Unternehmergeist früh geweckt

Den Gründergeist geweckt hatte schon Wanners Vater: „Weil mein Vater mir eine Mark pro Korb Bühler Zwetschgen versprochen hat, habe ich eine ganze Ferienzeit hindurch Zwetschgen gepflückt. Sechs Wochen lang. Bei Sonne und bei Regen“, erinnert sich Wanner. Hier zeigt sich ein weiterer, für ihn sehr typischer Charakterzug: Wenn er etwas erreichen will, dann zieht er das durch, mit Zähigkeit und Hartnäckigkeit – so wie die Alpenüberquerungen, die er regelmäßig mit dem Fahrrad macht.

Bevor es mit dem eigenen Unternehmen etwas wurde, hat Dr. Wanner aber erstmal sein technisches Studium mit den Schwerpunkten Messtechnik und Elektronik in Karlsruhe absolviert. „In dieser Zeit habe ich mir fundiertes Wissen in Sachen Signalverarbeitung und Systemtheorie angeeignet“, berichtet er. Und er war stets der Praxis verbunden: „Während der Assistententätigkeit am Institut für Prozessmesstechnik hatte ich viele Industrieprojekte. Und auch meine Promotionsstelle habe ich mit einem selbst akquirierten Projekt finanziert.“

Nach einer ersten Anstellung bei Siemens hat ihn sein Karlsruher Professor als Entwicklungsleiter zum Sensorik-Spezialisten Pepperl & Fuchs geholt. Obwohl Wanner bei Pepperl & Fuchs sogar Prokurist geworden ist, lockte ihn dann ein Headhunter zum Sensorik-Riesen Sick. Hier reizte ihn die Aufgabe: „Sick hat nicht nur Sensorik, sondern auch Bildverarbeitung gemacht. Und die hat mich schon im Studium fasziniert.“

Einstieg im Hochschwarzwald

Sechs Jahre war Wanner bei Sick in der Geschäftsleitung verantwortlich für Forschung und Entwicklung. Aber der Traum vom eigenen Unternehmen hat ihn nie losgelassen. Als dann ein Schwarzwälder Spezialist für Optosensorik in finanzielle Schwierigkeiten geraten ist, hat Wanner die Chance genutzt und den Betrieb übernommen. Natürlich gründlich vorbereitet: „Frühmorgens und nachts habe ich am Business-Plan gearbeitet, denn tagsüber habe ich ja meinen Job bei Sick gemacht.“

Immerhin musste Dr. Wanner nicht ganz von Null starten, denn es gab ja ein bestehendes Basisgeschäft. Wenn auch Produkte und Produktionstechnologien veraltet und die Firma seit Jahren verschuldet war. „Ich war mir aber immer sicher, dass wir das schaffen. Denn ich wusste, ich kann mich auf meine Mitarbeiter verlassen, und mir war klar, mit welchen Innovationen wir auf dem Markt punkten können.“

Dazu gehörte beispielsweise eine clevere Hintergrundausblendung für die Optosensoren. Oder eine innovative Farbsensorik. „Denn wir können auch feinste Farbunterschiede unterscheiden, selbst bei größerem und wechselnden Abstand“, so Dr. Theodor Wanner stolz.

Label-Geschäft immer noch wichtig

Und weil die Sensopart-Produkte so innovativ sind, nutzen auch Mitbewerber die Technologie aus dem Schwarzwald, um ihr Portfolio abzurunden. „Das Label-Geschäft war für uns von Anfang an wichtig. Selbst heute machen wir noch einen guten Anteil des Geschäfts mit Brand-Labeling.“ Mindestens doppelt so groß sei daher der Marktanteil von Sensopart eigentlich, betont Dr. Theodor Wanner – denn oft steht eben gar nicht Sensopart drauf, wo Sensopart drin ist.

Zudem machte sich Wanner daran, das Sensorik-Geschäft in Richtung Bildverarbeitung zu erweitern. „Mit dem Visor gehören wir heute zu den Großen im Vision-Sensor-Markt“, betont Wanner. Natürlich sei man damit kein Vision Allrounder – aber das sei auch gar nicht der Anspruch. „Wir machen möglichst einfach bedienbare Sensorik für ganz bestimmte Aufgaben.“

Innovationen in Software

Vorteil der Vision-Technologie ist auch, dass viele Neuerungen via Software realisiert werden können anstatt durch Sensorik-Hardware. „Das macht uns schneller.“ Ein Softwerker-Nachwuchs-Problem habe Sensopart nicht, denn an der Freiburger Universität gebe es eine spannende technische Fakultät mit Informatik und Mikrosystemtechnik. „Von dieser Fakultät bekommen wir viele tolle Leute“, schwärmt Dr. Theodor Wanner. Dafür ist Sensopart an der Universität auch präsent – mit Vorträgen, Praktika oder Trainee-Programmen.

Apropos Mitarbeiter: Mit Bedacht hat Wanner auch den im Jahr 2001 bezogenen Standort in Gottenheim westlich von Freiburg gewählt. „Hier haben wir nicht nur S-Bahn-Anschluss nach Freiburg und die nahe Autobahn, sondern können auch Produktionskräfte aus der Kaiserstuhl-Gegend ansprechen, die dort nicht mehr in der Land- und Weinwirtschaft arbeiten wollen.“ Der alte, historisch gewachsene Standort in Wieden im Hochschwarzwald bleibe aber in jedem Fall erhalten. „Wir schätzen sehr die Loyalität und den Arbeitseifer der Schwarzwälder Kollegen, die mit uns durch Dick und Dünn gegangen sind.“ Die Endfertigung und den Versand hat Wanner aber aus dem im Winter oft tief verschneiten Hochschwarzwald ins verkehrsgünstige Gottenheim direkt an der A5 umgesiedelt.

Und natürlich ist Dr. Wanner weiter auf der Suche nach Innovationen. Allerdings ist das heute nicht mehr allein Chefsache: „Die Zeiten sind vorbei, wo der Chef allein sagen kann, wo es lang geht.“ Sensopart entwickelt daher Neuerungen im Rahmen eines strukturierten Innovationsmanagements im Team. Und natürlich ist der Input von Kunden wichtig. „Hier bekommen wir unsere Ideen und Anregungen.“

Geordneter Übergang

Allmählich denkt Dr. Theodor Wanner allerdings auch darüber nach, wie es mit seinem Lebensprojekt „eigene Firma“ nach seinem Ausscheiden weitergeht. „Schließlich bin ich schon 64 und viele meiner Mitarbeiter gehen allmählich in Rente.“ Zumal er in seinem Leben viel gearbeitet habe: „Frühmorgens, Spätabends und an den Wochenenden. Irgendwann ist es mal gut“, lacht der Sensopart-Gründer – und wirkt dabei alles andere als erschöpft.

Um den Übergang geordnet und geregelt zu gestalten, hat Dr. Wanner schon mit 60 seinem Sohn Thorsten Wanner (der ebenfalls Elektrotechnik studiert und dann bei Siemens und Festo Berufserfahrungen gesammelt hat) signalisiert, dass es an der Zeit sei, über einen Einstieg ins väterliche Unternehmen nachzudenken. „Es sollte aber nie ein Zwang sein. Die Kinder sollen glücklich sein. Es ist mir nie in den Sinn gekommen, sie in die Firma rein zu zwingen.“

So ist es für Dr. Theodor Wanner vollkommen in Ordnung, dass die älteste Tochter als Kinderärztin in München ihren eigenen Weg eingeschlagen hat. Dass sein Sohn Thorsten aber ein technisches Studium absolviert und sich für den Weg in die väterliche Firma entschieden hat, freut Dr. Wanner dann doch. So arbeiten Vater und Sohn (auch die jüngste Tochter ist übrigens im Marketing bei Sensopart tätig) seit einiger Zeit an einer geregelten Übergabe: Man hat einen Beirat gegründet und einen Plan für eine schrittweise Übergabe erarbeitet: „In Kürze komme ich nur noch in die Firma, wenn mein Sohn mich braucht und mich ruft“, betont Wanner und lächelt dabei zufrieden.

Ob ihm dabei nichts fehlt? Dr. Theodor Wanner schüttelt den Kopf: „Ist doch schön, wenn es ohne mich läuft. Ich kann heute drei Wochen in Urlaub gehen, und alles läuft weiter. Das freut mich und macht mich stolz.“ Er habe nicht den Anspruch, alles zu wissen und alles zu regeln. „Entwicklung und Märkte sind heute ohnehin so kompliziert geworden, dass man das nur noch im Team bewältigen kann.“

Mal mehr Zeit für seine Hobbies zu haben, ist für Dr. Wanner durchaus erstrebenswert – auch wenn er sich sicher ist, dass ihn Mountainbiken und Wandern alleine nicht ausfüllen wird. Aber er ist ja auch sonst sehr aktiv und ehrenamtlich stark engagiert – zum Beispiel hat er vor ein paar Jahren den örtlichen Gewerbeverein gegründet und diesen in der Anfangszeit als Gründungsvorstand geleitet. „Es ist für mich eine Selbstverständlichkeit, der Gemeinschaft, aus der man kommt, etwas zurückzugeben.“ Dazu gehört auch die Unterstützung lokaler Sportvereine – sei es der Fußballklub SV Gottenheim oder der Tauzieh-Klub in Wieden im Hochschwarzwald.

Aber auch überregional ist Dr. Theodor Wanner aktiv, etwa im mittelständisch geprägten Wirtschaftsverband Industrieller Unternehmen Baden (WVIB). Hier setzt er sich für die Belange kleiner und mittelständischer Unternehmen ein. „Denn die Bürokratie, der wir Mittelständler ausgesetzt sind, ist oft grausig.“ Daher versucht er, über Wirtschaftsverbände Einfluss auf die Politik zu nehmen: „Man darf nicht nur schimpfen, sondern muss auch was machen.“ Einen Einstieg in die Politik kann sich der umtriebige Macher, der sich selbst als „hartnäckig und analytisch-strukturiert“ beschreibt, allerdings nicht vorstellen. „Die ganzen endlosen Diskussionen sind nichts für mich – ich muss Fortschritt sehen.“

Visor: Robotik-Markt im Visier

Fortschritte sehen wird er ganz sicher auch bei seinem Unternehmen, denn Sohn Thorsten will nicht nur den internationalen Vertrieb ankurbeln – „Gerade das internationale Geschäft ist noch ausbaufähig, wir haben eine vergleichsweise geringe Exportquote“ –, sondern erschließt als Verantwortlicher für das Business Development auch ganz neue Märkte. „Sehr interessant“, findet Thorsten Wanner beispielsweise die Robotik, für die man mit dem Visor Robotic bereits ein schönes Produkt habe. „Wir wollen Partner der Robotik-Integratoren werden“, gibt er als Ziel aus.

Möglichkeiten für weiteres Wachstum sind in jedem Fall vorhanden. Denn beim Erwerb des Geländes in Gottenheim hat sich Dr. Theodor Wanner die angrenzenden Felder bereits mit Kaufoptionen gesichert und inzwischen gekauft. Dort, wo heute noch der Mais wächst, können in Zukunft die Sensopart Sensoren entstehen, Platz für bis zu drei weitere Fertigungshallen und entsprechende Verwaltungsgebäude ist vorhanden. Der Traum von Dr. Theodor Wanner lebt also weiter.

Sensopart Industriesensorik GmbH

www.sensopart.com


Dr. Theodor Wanner ist regional sehr aktiv:
Bild:

„Es ist für mich eine Selbstverständlichkeit, der Gemeinschaft, aus der man kommt, etwas zurückzugeben.“

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