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Uwe Weiss: Mit dem Willen zum Wandel

Mit Rundschalttischen auf dem Weg in die digitale Zukunft
Uwe Weiss: Mit dem Willen zum Wandel

Uwe Weiss: Mit dem Willen zum Wandel
Ein Macher mit Gespür für Change: Uwe Weiss. Bild: Weiss GmbH
Mit Rundschalttischen ist die Weiss GmbH groß geworden, Rundschalttische sind weiter das zentrale Produkt. Aber Geschäftsführer Uwe Weiss treibt den Wandel voran – in Richtung Digitalisierung und Portfolioausbau, auch wenn die weltweiten Krisen das Ganze nicht einfacher machen.

Autor: Armin Barnitzke

Change und das Management des Wandels sind zentrale Themen für Uwe Weiss. Das lernt man schnell, wenn man den immer noch jugendlich wirkenden Unternehmer im Weiss-Headquarter in Buchen in Odenwald trifft. Aber man merkt ebenso schnell: Trotz seines Willens zum Wandel weiß der Mann, wo seine Wurzeln sind: In Buchen und beim Rundschalttisch.

„Der Rundschalttisch ist nach wie vor das zentrale Thema bei uns“, sagt Uwe Weiss. „Damit sind wir am Markt bekannt.“ Und die Rundschalttische aus Buchen gehen in die unterschiedlichsten Anwendungsbereiche: Von ganz groß (Karosserierohbau) bis ganz klein (Uhrwerke). „Sogar in der Luft- und Raumfahrt kommen unsere Rundschalttische zum Einsatz“, schwärmt Uwe Weiss: „Es gibt mir immer wieder Energie, wenn ich die Dinge sehe, die unsere Kunden mit unseren Rundschalttischen bewerkstelligen.“

Fünfte Generation der Rundtische

Zur Motek will das Team rund um Uwe Weiss nun die fünfte Generation seiner Rundschalttische auf den Markt bringen. „Wir haben unsere mechatronische Plattform konsequent weiterentwickelt. Die Kombination aus Rundschalttisch, Motor, Steuerung und heutigen sowie zukünftigen digitalen Services ist so abgestimmt, dass sich die Lösung nahtlos in ein Gesamtsystem integriert und Daten transparent und einfach zugänglich werden“, so Uwe Weiss. Zudem werden die Rundschalttische der neuen Generation von der Baugröße her feiner gestaffelt, damit Kunden eine bessere Auswahl für ihre Anwendung treffen können, und sie werden noch leistungsfähiger und kompakter. „Denn der Platzbedarf ist beim Kunden oft der Pain Point, gerade wenn es um Reinraumanwendungen im Bereich Semiconductor geht.“

Portfolio wird ausgebaut

So unterschiedlich die Anwendungen auch sein mögen, eines ist den Rundschalttischen gemeinsam: „Der Tisch ist stets das Herz der Anlage, er muss daher ruhig und zuverlässig seinen Job erledigen. Präzision, Zuverlässigkeit und Qualität sind folglich unsere DNA“, sagt Uwe Weiss. „Und wir haben in den vergangenen Jahren viel daran gearbeitet, diese DNA auf andere Produktbereiche zur übertragen.“ Die Idee: Wenn Weiss schon für den Kunden den Rundschalttisch als Herzstück der Anlage liefert, warum soll der Kunde dann nicht auch ergänzende Automationsprozesse mit dem Portfolio aus Buchen abbilden können?

Und so wurde die mechatronische Weiss World um weitere Produktlinien ergänzt: zunächst kamen lineare Transportsysteme (Fastlane) als zweite Transport-Plattform hinzu. Kurz darauf folgten Linearachsen, Handling- und Pick&Place-Systeme (Accurate) und schließlich schnelle und präzise Delta-Roboter (Cube).

Synergie generieren

Vorteil für den Kunden: Er kann mit deutlich weniger Lieferanten arbeiten und so seine Komplexität verringern. Vorteil für Weiss: „Wir können Synergien aus den verschiedenen Produktlinien generieren und damit nicht nur Bestandskunden einen Mehrwert bieten, sondern auch Neukunden ansprechen. Speziell bei der Lineartechnik sehen wir einen Riesenmarkt.“

Damit die zarten Pflänzchen der neuen Produktlinien wachsen und gedeihen können, hat Uwe Weiss die neuen Geschäftsbereiche zunächst in eigene GmbHs als Technologie-Inkubatoren ausgegliedert. „So wollten wir dem Ganzen intern einen Fokus geben sowie Kapazitäten und Ressourcen eindeutig zuordnen. Zudem haben wir damit kleine, agile Teams geschaffen, die sich aktiv um die Technologie und den Bedarf der Kunden kümmern.“

„Change ist harte Arbeit“

Allerdings habe man auf der „anstrengenden Reise mit vielen Höhen und Tiefen“ auch gelernt, dass die Einzel-GmbHs nicht der Weisheit letzter Schluss sind, so Uwe Weiss. „Weil wir gemerkt haben, dass rechtlich eigenständige Gesellschaften dem Kunden letztlich keinen Mehrwert bringen und für uns nur zusätzlichen administrativen Aufwand bedeuten, haben wir die GmbHs wieder integriert.“ Change sei eben immer eine Reise. „Und Change ist harte Arbeit“, so der CEO. Das Tal der Veränderung könne manchmal richtig lang sein, vor allem wenn es um den Mindshift im Unternehmen gehe. Und die Coronakrise habe den Change-Prozess nicht gerade begünstigt: „Bei Veränderungen ist es einfach wichtig, dass Menschen sich begegnen und miteinander am Tisch sitzen.“

Insgesamt ist er „vollauf zufrieden“ mit dem Erreichten: „Von unseren Transfersystemen, die ja schon mehrere Jahre auf dem Markt sind, laufen schon einige Hundert erfolgreich bei Kunden.“ Und auch die Bereiche Handling und Robotik entwickeln sich bestens, auch wenn man mit der Delta-Robotik ja bewusst ein komplett neues Spielfeld betreten habe. Die neuen Produktfelder hat Uwe Weiss nun unter dem Namen AHT (Automated Handling Technology) zusammengefasst, der renommierte Automationsexperte Ralf Steinmann wurde dafür gewonnen, die AHT-Technologien in den Markt zu tragen.

Wachstum durch Zukäufe

Für die Kunden will Uwe Weiss so auch in Zukunft ein interessanter Ansprechpartner bleiben. „Gerade wenn man eine lange Historie hat, dann will man schließlich eine lange Historie weiterschreiben. Und weil wir eine klare Vorstellung haben, wo es hingeht, wollen wir unser Wachstum auch durch gezielte Zukäufe aktiv gestalten.“ Beispielsweise hat die Weiss GmbH in den USA die Firmen MBkit und IPS übernommen, die das Portfolio mit Aluminium-Profiltechnik ergänzen und Kontakt zu vielen neuen Kunden und Anwendungen bringen. Beide Firmen werden verschmolzen und künftig am Markt als IPS auftreten.

Ein „klar richtungsweisender Schritt“ sei nun die kürzliche Übernahme der indischen IT- und Software-Firma Ecotech IT Solutions gewesen. „Die Firma ist von der DNA her ähnlich ausgerichtet wie wir und hilft uns sehr, die digitale Transformation des Maschinenbaus zu gestalten. Denn die Zukunft des Maschinenbaus wird softwarelastig sein. Das wollen wir einfach leben.“

Uwe Weiss ist fest davon überzeugt, dass die Digitalisierung eine enorme Bedeutung im Maschinenbau bekommen wird. „Ähnlich, wie in der Automobilindustrie das Thema Software Defined Vehicle an Bedeutung gewinnt, wird analog im Maschinenbau die Software Defined Machine kommen.“ In ein paar Jahren werde man daher auch im Maschinenbau entweder digitalisiert sein oder nicht mehr am Markt teilnehmen können. „Da wird sich die Spreu vom Weizen trennen.“

Digitalisierung als Game Changer

Allerdings leben ja alle Player im deutschen Maschinenbau in einem Ökosystem. „Wir als Komponenten-Hersteller können letztendlich auch nur so gut sein wie alle anderen um uns herum. Daher haben wir mit den Triple M Roundtables eine Möglichkeit zum offenen Austausch geschaffen: Wir müssen alle voneinander lernen und Erfahrungen austauschen, um so gemeinsam ein Verständnis für die digitale Zukunft aufzubauen.“

Denn Digitalisierung sei mehr, als einen Sensor an die Maschine zu pappen, so Uwe Weiss: „Digitalisierung legt vielmehr die Grundlage für die zukünftigen Geschäftsmodelle.“ Wichtig ist für ihn daher, sowohl die eigene Firma „digital ready“ zu bekommen, etwa indem man die internen Prozesse digital abbildet, als auch die Produkte digital fit zu machen: „Deswegen bekommt die fünfte Generation der Rundschalttische jetzt ein Smart Board. Das ist für uns das Vehikel, um unseren Produkten nach und nach immer mehr Smart Services angedeihen zu lassen.“

Gerade in der virtuellen Inbetriebnahme sieht Uwe Weiss großes Potenzial: „Das ist ein Quantensprung wie beim Umstieg vom Zeichenbrett auf das CAD-System.“ Sein Ziel ist daher, alle Weiss-Produkte mit einem digitalen Zwilling und digitalen Modellen auszuliefern, damit es die Kunden bei der Digitalisierung leichter haben.

Krisen bremsen den Wandel

Zumal die digitale Transformation ohnehin durch die ständigen weltweiten Krisen – von Covid über Lieferketten-Engpässe bis zum Ukraine-Krieg – erschwert werde. „Diese Krisen schlucken viel Aufmerksamkeit, Kapazitäten und Geld. Und man ist als Unternehmen ständig dabei, Brandherde löschen.“ Die Digitalisierung dagegen sei erstmal nur mittelbar spürbar, eine schwelende Auseinandersetzung: „Wir dürfen aber den digitalen Zug nicht verpassen, auch wenn die Dauer der aneinandergereihten Krisen echt anstrengend ist.“

Aber Uwe Weiss ist krisenerprobt. Kurz nach seinem Einstieg in das vom Vater gegründete Unternehmen schüttelte die Finanzkrise die Industrie durch. „Damals habe ich gelernt, wie viel Energie freigesetzt wird, wenn man als Unternehmen mit den Mitarbeitern gemeinsam durch eine schwere Zeit geht und danach wieder zusammenfinden kann. Das ist wunderbar.“ Der Mann ist einfach ein Macher des Wandels.

Weiss GmbH

www.weiss-world.com


Global aktiv, im Odenwald zu Hause

Die Internationalisierung treibt Uwe Weiss mit seinem internationalen Team aktiv voran. Wir haben uns vor einigen Jahren auf die Reise gemacht: Zunächst in die USA, wo wir uns inzwischen als Partner im Markt etabliert haben.“ Später folgte eine Niederlassung Vertrieb und Engineering für den chinesischen Markt in Shanghai und dann zuletzt ein großer Aufschlag in Pune in Indien. „Das ist für uns ein ganz wichtiger Zukunftsmarkt.“

Für Uwe Weiss gilt dabei stets das Prinzip „local for local.“ In den jeweiligen Märkten gibt es ein lokales Management, das auch die Anpassung an die Kundenanforderungen übernimmt: „Die eigentliche Produktion der Rundschalttische verbleibt aber in Buchen. Denn dafür braucht man Kernkompetenzen und einen hohen Automatisierungsgrad. Es macht für uns keinen Sinn, das überall auf der Welt aufzubauen. Daher hat Uwe Weiss in Buchen vor ein paar Monaten die Liegenschaft eines Nachbarunternehmens übernommen, um dort ein Logistik-Zentrum einzurichten, über das künftig die Rundschalttische und Automationsprodukte in alle Welt gehen.

Aber wie schafft man den Spagat, ein Familienunternehmen aus dem Odenwald zu bleiben und trotzdem ein globaler Player? Für Uwe Weiss ist die Antwort einfach: „Man muss offen und respektvoll miteinander umgehen.“ Respekt bedeute auch, dass man erkenne, wenn man vielleicht mal unterschiedliche Ideen hat. „Aber wenn man ein eigenes Wertesystem hat, eine eigene DNA, dann ist auch der Austausch und die Auseinandersetzung mit dem Neuen einfacher.“


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