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„Cobots können Fachkräfte unterstützen und entlasten“

Interview: Dr. Werner Kraus, Head of Robotics, Fraunhofer IPA
„Cobots können Fachkräfte unterstützen und entlasten“

„Cobots können Fachkräfte unterstützen und entlasten“
Dr. Werner Kraus ist Abteilungsleiter Roboter- und Assistenzsysteme, Fraunhofer IPA, Stuttgart. Bild: Fraunhofer IPA
Bei Cobots werden Wachstumsraten von 50 % erwartet. Trotzdem halten sich gerade mittelständische Unternehmen noch zurück. Dr. Werner Kraus, Head of Robotics am am Fraunhofer IPA, gibt Tipps für den Cobot-Einsatz.

Cobots gelten als aufsteigender Zweig in der Robotik. Warum?

Kraus: Cobots mischen den Robotermarkt seit einiger Zeit auf, auch wenn ihre Einsatzzahlen noch nicht den Erwartungen entsprechen, die man anfangs mit den neuen Robotern verbunden hat. Praktisch jeder namhafte Roboterhersteller bietet inzwischen auch Cobots an. Das kommt nicht von ungefähr. Es werden Wachstumsraten von über 50 Prozent pro Jahr erwartet, wenn auch auf niedrigem Niveau.

Wo sehen Sie das größte Potenzial für den Cobot-Einsatz?

Kraus: Der große Vorteil von Cobots besteht darin, dass sie Fachkräfte unterstützen können. Die Maschinen übernehmen lästige, monotone Aufgaben, während die Menschen sich um das kümmern, was sie am besten können. Cobots sollen also den Menschen unter die Arme greifen, sodass die Fachkräfte in kürzerer Zeit mehr schaffen oder höherwertige Aufgaben ausführen können. Der Cobot ist zudem flexibler als ein klassischer Roboter. Während ein Industrieroboter stationär und meist aufwendig hinter Gittern eingerichtet werden muss, ist ein Cobot ortsflexibel und kommt mit weniger Infrastruktur aus. Er kann also zum Beispiel einen manuellen Arbeitsplatz ergänzen oder vergleichsweise einfach an mehreren Stationen genutzt werden.

Haben Sie ein konkretes Beispiel, wie man dem Fachkräftemangel mit Cobots entgegenwirken kann?

Kraus: Den Fachkräftemangel erleben wir besonderes beim Schweißen. In dieser Disziplin wird erfahrenes Personal händeringend gesucht. Damit gerade kleine Betriebe dennoch ihr Produktionslevel halten können, setzen sie zunehmend auf Schweiß-Cobots. Wir entwickeln für diese Cobots ein sensordaten- und KI-basiertes Tool, das ein dezidiertes Programmieren der Roboterbahn automatisiert. So können gerade kleine Betriebe mit wechselnden Varianten Cobots für die einfachen Schweißaufgaben nutzen und ihre erfahrenen Schweißfachkräfte für die anspruchsvollen Aufgaben einsetzen.

Dennoch halten sich gerade kleine und mittlere Unternehmen bei der Anschaffung eines Cobots derzeit noch zurück. Woran liegt das?

Kraus: Herkömmliche Industrieroboter sind bereits seit Jahrzehnten etabliert. Bei Cobots hingegen gibt es noch wenig Erfahrung mit ihrem Einsatz. So gesehen gibt es noch Investitionsrisiken, was den tatsächlichen Nutzen der Cobots angeht. Das macht es Unternehmen, die bisher noch nicht oder nur wenig mit Robotik zu tun hatten, nicht leicht, den idealen Prozess und Einsatzort für einen Cobot zu finden. Wichtig ist, die Anwendung mit Cobots systematisch zu planen. Das Fraunhofer IPA bietet seit Jahren eine Automatisierungs-Potenzialanalyse an. Hierbei beraten wir Unternehmen, für welche Prozesse sich der Einsatz eines Roboters oder eines Cobots lohnt.

Sind die umfangreichen Sicherheitsbestimmungen für den Mittelstandeine hohe Hürde?

Kraus: Die Sicherheitsbestimmungen müssen natürlich berücksichtigt werden, was nicht immer ganz einfach ist. Hier gibt es bisher noch keine ausreichend standardisierten Vorgehensweisen, was den sicheren Betrieb von Cobots angeht. Zumindest gibt es seit einigen Jahren die ISO TS 15066, die speziell die Sicherheitsanforderungen an Cobots festlegt. Wichtig ist immer, die gesamte Anwendung zu betrachten. Dass der Mittelstand hier noch Bedenken hat, ist also durchaus berechtigt. Hinzu kommt die Frage der Wirtschaftlichkeit. Zwar versprechen die Hersteller, dass Cobots ohne Schutzzaun eingesetzt werden können. Aber die meisten Modelle laufen zugunsten höherer Geschwindigkeiten hinter Einhausungen.

Wie kann man diese Bedenken aus der Welt schaffen?

Kraus: Zunächst einmal lassen sich dank ausgeklügelter Sicherheitstechnik und einer systematischen Planung viele dieser Bedenken zerstreuen. Die genannte Planung ist meines Erachtens das A und O. Und dazu gehört auch, dass man die eigenen Anforderungen und Erwartungen an die geplante Anwendung klar definiert. Geht es um Schnelligkeit, um eine hohe Qualität der Aufgabenausführung, um echte Teamarbeit zwischen Mensch und Roboter? Sind diese Anforderungen bekannt, findet sich eine passende, sicherheitskonforme Lösung.

Fraunhofer IPA

www.ipa.fraunhofer.de


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