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„Elektromobilität geht viel zu langsam voran“

Interview: Stefan Roßkopf, Geschäftsführer, Teamtechnik Maschinen und Anlagen GmbH
„Elektromobilität geht viel zu langsam voran“

Mit einem innovativen Photovoltaik-System für Elektrofahrzeuge auf dem eigenen Firmengelände will Teamtechnik-Geschäftsführer Stefan Roßkopf ein Zeichen für die E-Mobility setzen. Denn Deutschland droht bei der Elektromobilität den Anschluss zu verlieren, warnt er im Gespräch mit der Automationspraxis. Er ist von Politik und Industrie gleichermaßen enttäuscht.

Warum machen Sie sich als Teamtechnik mit einem solchen Leuchtturmprojekt für die E-Mobility stark? Ist das ein persönliches Interesse oder Image-Werbung fürs Unternehmen?

Roßkopf: Beides. Wir liefern ja Produktionstechnik für die Photovoltaik-Industrie und für den Antriebsstrang im Automobil – also auch für E-Drive- und Hybrid-Fahrzeuge. Wenn wir mit einem solchen Projekt das Zusammenspiel von Photovoltaik und Elektromobilität demonstrieren, hat das natürlich eine gute Imagewirkung für uns als Anlagenbauer. Aber in dem Projekt steckt natürlich auch eine Menge persönlicher Motiva- tion mit drin. Denn ich bin sehr unzufrieden, wie die E-Mobility von Politik und Industrie vorangetrieben wird.
Inwiefern?
Roßkopf: Es passiert hier viel zu wenig. Das sehen Sie schon alleine daran, dass es ein solches autark arbeitendes Photovoltaik-System mit Speicherbatterie für die Elektromobilität in ganz Deutschland erst dreimal gibt – eine weitere Anlage steht bei VW. Die Verantwortlichen aus Politik und Industrie gehen die Elektromobilität viel zu langsam und zögerlich an. Laut Kraftfahrtbundesamt waren Anfang 2013 nur 7114 Elektrofahrzeuge in Deutschland zugelassen. Versprochen waren mal 1 Millionen E-Fahrzeuge in 2020. Schauen Sie dagegen nach China: Dort werden alleine an E-Rollern und E-Bikes schon 20 Millionen Stück pro Jahr gebaut. In China entsteht also bereits eine Menge Knowhow für die E-Mobility-Produktion – auch für die Batteriefertigung. Zwar gibt es einen Unterschied zwischen E-Rollern und E-Autos. Aber der Sprung ist für die Chinesen dann bei weitem nicht mehr so groß wie für uns.
Was muss also passieren? Wünschen Sie sich eine Förderung wie bei der Einspeisevergütung für die Photovoltaik?
Roßkopf: Nein, ganz und gar nicht. Bei der Photovoltaik hat man den Markt jahrelang überfördert und dabei noch nicht einmal darauf geachtet, dass die Arbeitsplätze auch bei uns bleiben. Jedem E-Auto-Käufer 5000 Euro in die Hand zu drücken, wäre also der falsche Weg – vor allem, wenn es außer dem E-Smart noch gar keine Elektrofahrzeuge von deutschen Herstellern gibt. Politik und Industrie müssen deshalb gemeinsam einen Masterplan entwickeln, wie man die Stückzahlen schnell hoch bekommt und wie wir die Fahrzeuge auch langfristig am Standort Deutschland produzieren können.
Ist die Produktionstechnik denn schon bereit dafür?
Roßkopf: In solche Montageanlagen musste Teamtechnik schon immer jede Menge fachspezifisches Engineering reinstecken, und wir haben solche Projekte dennoch in kurzer Zeit massentauglich bekommen. Das Problem ist derzeit viel mehr, dass der Markt noch nicht da ist. Bei Stückzahlen von ein paar Tausend Stück interessiert die Hersteller die automatisierte Produktion am allerwenigsten.
Welche Rolle Spielt also die E-Mobility für die Umsatzplanungen bei Teamtechnik?
Roßkopf: Für unsere Prüftechnik-Anlagen haben wir schon einige Projekte und Aufträge. Hier erwarten wir auch in den nächsten Jahren größere Investitionen. Montageanlagen für den elektrifizierten Antriebsstrang dagegen liefern wir noch keine aus, da sind die Stückzahlen noch zu homöopathisch, die Montage läuft noch Manufaktur-artig. Daran wird sich auch in den nächsten Jahren nichts ändern.
Taugt die E-Mobility also gar nicht zukünftig als großer Wachstumsmarkt für die Handhabungs- und Montagebranche?
Roßkopf: Doch, das könnte sie schon. Aber noch sind eben die Stückzahlen viel zu niedrig. Hier haben wir auch ein Henne-Ei-Problem: Weil die Kosten für Elektrofahrzeuge noch zu hoch sind, kauft sie keiner. Also sind die Stückzahlen noch niedrig, es wird in Manufaktur gefertigt. Aber nur mit steigenden Stückzahlen und automatisierter Produktionstechnik bekommen wir die Kosten herunter. Diesen Teufelskreislauf gilt es, mit intelligenter Förderung und Modellprojekten zu durchbrechen. Ich würde mir wünschen, dass die Politik zumindest so viel Geld in die Elektromobilität steckt wie vor wenigen Jahren für die Verschrottung alter Autos. ab
Teamtechnik Maschinen und Anlagen GmbH www.teamtechnik.com
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